Polnische Kirche berichtet von knapp 400 Missbrauchsfällen seit 1990

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Die Marienkirche in Krakau, Polen.Foto: iStock
Epoch Times14. März 2019

Die polnische Bischofskonferenz hat am Donnerstag in Warschau ihren ersten Bericht zum sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch katholische Geistliche vorgestellt. Demnach gab es seit dem Jahr 1990 knapp 400 Fälle. Das deckt sich mit den Zahlen, die ein Opferverband vor einigen Wochen vorgestellt hatte.

Von Januar 1990 bis Juni 2018 habe es 382 Fälle gegeben, in denen sich Geistliche an Kindern oder Jugendlichen vergangen hätten, heißt es in dem Bericht. Da einige Täter sich an mehreren Kindern oder Jugendlichen vergingen, liegt die Zahl der Opfer bei 625. In 198 Fällen seien die Opfer zur Tatzeit jünger als 15 Jahre gewesen. Die Unterscheidung ist wichtig, da Missbrauch bis zu diesem Alter in Polen strafrechtlich verfolgt wird. Bei Opfern im Alter zwischen 15 und 18 Jahren greift das Kirchenrecht.

Namen der Täter nennt die Kirche in ihrem Bericht nicht. Krakaus Erzbischof Marek Jedraszewski sagte bei der Vorstellung des Berichtes, die Kirche müsse „fehlerlos und entschieden vorgehen, um das Böse zu brandmarken“. Gleichzeitig müsse sie aber auch Erbarmen mit den Tätern haben, sofern diese ihr Verhalten bereuten.

Adam Zak, bei der polnischen Kirchenleitung zuständig für Kinder- und Jugendschutz, sprach angesichts des Berichts von der „Spitze des Eisbergs“.

Die Zahl der Fälle im Bericht der Bischofskonferenz deckt sich weitgehend mit der des Opferverbandes „Fürchtet Euch nicht“. Dieser hatte im Februar seinen eigenen Bericht über Missbrauchsopfer katholischer Geistlicher in Polen veröffentlicht. Darin wurden 384 Missbrauchsfälle in Polen in den vergangenen Jahren dokumentiert: In 85 Fällen wurden demnach Priester wegen Kindesmissbrauchs verurteilt, 88 Fälle wurden von Medien enthüllt und weitere 95 Fälle von Opfern angezeigt.

Der Bericht von „Fürchtet euch nicht“ nennt auch 24 Bischöfe und Erzbischöfe, denen die Opfer vorwerfen, den Missbrauch zu vertuschen. Marek Lisinski, Gründer des Verbandes und selber Missbrauchsopfer, hatte das 27-seitige Papier bei der Vatikankonferenz zum Thema Kindesmissbrauch Papst Franziskus übergeben.

Die katholische Kirche ist in Polen besonders einflussreich. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist katholisch. (afp)



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