Präventivmaßnahmen zur Lösung der globalen Piraterie

Titelbild
Die Festnahme von Blackbeard: Ein Bild aus dem Jahre 1920, gemalt von Jean Leon Gerome Ferris. Es stellt die Schlacht in der Ocracoke Bucht im Jahre 1718 zwischen dem Piraten Blackbeard und Leutnant Maynard dar. Die Piraterie heute weist viele Gemeinsamkeiten zu der Piraterie um 1700 und 1800 auf. Dennoch müssen die weltweiten Maßnahmen zur Beendung der Piraterie, überarbeitet werden, wenn sie erfolgreich sein sollen. Bild: Jean Leon Gerome Ferris
Von 26. Juli 2011

Seit fast zwei Jahrhunderten ist die Piraterie rückläufig und in der Mitte des 19. Jahrhunderts war sie sogar fast ganz verschwunden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam Piraterie wieder verstärkt auf. Die globale Politik kann die Bemühungen zur Bekämpfung der Piraterie daran hindern, das zu erreichen, was zweihundert Jahre früher fast erledigt war.

Ein Teil des Problems ist, dass die weltweiten wirtschaftlichen und politischen Bemühungen gegen die Piraterie regional immer unterschiedlich sind. Dies ist ein wesentlicher Punkt, der in einem bald erscheinenden Bericht behandelt wird und ein wichtiger Anfangspunkt, um die moderne Piraterie auf See zu beenden.

Gegenwärtig versuchen die Nationen der Welt, die Piraterie mit ähnlichen Methoden wie um 1700 zu bekämpfen – Methoden, die durch die Globalisierung ineffektiv geworden sind.

Vielleicht liegt die Lösung der Probleme in der Bucht von Bengalen, einem Gewässer bei Indien, Bangladesch und Sri Lanka. In dieser Region werde die Piraterie nicht als ein Problem für die Sicherheit des Seeverkehrs oder als eine Gefahr für die weltweite Versorgungskette angesehen, so Swadesh Rana, Projektberaterin bei One Earth Future (OEF), einer Nichtregierungsorganisation. „Wir sehen es eher als Ärgernis – Raubüberfälle auf See.“

Für länger als einen Monat traf sich Rana regelmäßig mit Beamten für Meeressicherheit in den Ländern entlang der Bucht von Bengalen mit dem Ziel, eine bahnbrechende Studie über die Hintergründe der Piraterie zu erstellen und Lösungswege zu erarbeiten. Obwohl der Bericht bis jetzt noch nicht veröffentlicht wurde, informierte sie die Epoch Times vorab telefonisch über einige Ergebnisse. Die Studie ist Teil des Projektes „Meer ohne Piraterie“, das Flaggschiff der Projekte der OEF (Operation Enduring Freedom).

„Ich war nicht darauf vorbereitet, was ich dort zu sehen bekam“, sagte Rana im Interview. „Wenn es ein Gewässer in der heutigen Welt gibt, das wirklich das Versprechen hält, dafür zu sorgen, dass die Piraterie verschwindet, dann ist es die Bucht von Bengalen.“

Das goldene Zeitalter der Piraten

Um die heutige Piraterie und die Gegenmaßnahmen zu verstehen, betrachtet man am besten „das goldene Zeitalter der Piraten“, das ungefähr von 1690 bis 1725 dauerte.

Es war eine Zeit, die von ehrlosen Männern geplagt wurde – Blackbeard, Henry Morgan, Captain Kidd und andere. Eine Zeit, in der Piratenlords die Ozeane von Festungen in der Karibik, Madagaskar, und der Küste von Westafrika aus beherrschten.

Der Grund, warum sich Männer für ein Leben als Pirat entschieden, ist in geschichtlichen Aufzeichnungen genau dargestellt und unterscheidet sich nicht viel von den Gründen der heutigen Piraten. Zwei dieser historischen Berichte werden in dem Buch „Between the Devil and the Deep Blue Sea“ von Marcus Rediker zitiert.

Vor seiner Hinrichtung wegen Piraterie im Jahre 1724 kritisierte Edward Teach vor allem die schlechte Versorgung auf den Schiffen, die oftmals zur Piraterie führte. Er äußerte den berühmten Satz: „Ich wünschte, die Herren der Schiffe würden ihre Männer nicht mit so viel Härte ausnutzen, wodurch wir großer Versuchung ausgesetzt sind.“

William Fly machte eine ähnliche Aussage, bevor er im Jahre 1726 gehängt wurde. Er meinte wütend: „Ich kann mir nichts anlasten – ich erkläre mich für keinen Mord schuldig – unser Kapitän und seine Offiziere behandelten uns barbarisch. Wir armen Männer haben keine Gerechtigkeit erfahren. Zu unseren Kommandeuren konnte man nicht sagen, sie sollen uns nicht so sehr misshandeln und uns wie Hunde behandeln.“

Für die heutigen Piraten sind die schlechten Lebensverhältnisse und der Misshandlung die Hauptgründe für ihr Handeln – an den Rand der Gesellschaft gedrängte Fischer gehen in die Kriminalität. Als Grund für ihr Handeln nannten Piraten von Somalia den weltweiten Missbrauch ihrer Fischindustrie. Ähnliche Erklärungen gaben auch ehemalige Fischer in der Bucht von Bengalen ab, die heute als Piraten leben.

Laut Rana leben die Fischer in der Bucht von Bengalen in wirklich schwierigen Verhältnissen. Ihre Boote sind sehr schmal, 91 mal 152 Zentimeter und 80 Prozent der Fischer haben noch nicht einmal ein eigenes Boot. Wenn sie die Leihgebühr für das Boot nicht bezahlen können, sind sie nicht mehr in der Lage, ihre Familie zu ernähren.

Eine Lösung für das Ende Piraterie

Die Piraterie wurde 1800 in vernichtenden Kriegen von der Marine brutal niedergeschlagen.
In Asien sahen sich die Piraten mit der japanischen Marine, der Tokugawa Shogunate, und mit der chinesischen Marine und deren riesigen Schiffen der Qing-Dynastie konfrontiert. In anderen Gebieten kämpften sie gegen die Marine anderer Nationen, einschließlich der Großbritanniens.

Die heutigen Maßnahmen gegen Piraterie sind nicht viel anders und die Marine der verschiedenen Staaten versucht, die Piraten um den Golf von Aden einzukesseln.

In diesem derzeitigen Ansatz gibt es jedoch einige Fehler. Zum Beispiel ist er in einigen Gebieten unwirksam, da dort keine großen Schiffe fahren können oder weil es wegen der politischen Lage schwierig ist, wie zB. in Indonesien und in der Bucht von Bengalen.
Dieser Ansatz ist auch nur in der Lage, die Piraten aufzuhalten nachdem sie zugeschlagen haben.

Rana äußerte ihre Hoffnung, dass ihre Studie dazu beitragen könne, „die Debatte um die Piraterie weg vom Risikomanagement und hin zur Risikominderung zu bewegen“ und das Problem an der Wurzel zu lösen, indem sich darauf konzentriert wird, „die Anzahl der Piraten zu reduzieren“.

Eine Lösung, so merkt sie an, „muss nicht nur von Küste zu Küste den dortigen Umständen entsprechend angepasst sein, sondern auch von Hafen zu Hafen“.

Rana schwebt vor, die Bucht von Bengalen als Pilotprojekt zu nehmen, vom Risikomanagement – Bekämpfung, Verhaftung und Verfolgung der Piraten – zur Risikominderung zu kommen, die Einzelpersonen dazu bewegen könnte, sich von vornherein erst gar nicht der Piraterie zuzuwenden.

„Wird das aktuelle Risiko der Piraterie auf See in der Bucht von Bengalen mit dem Golf von Aden, dem Horn von Afrika, der Straße von Malakka und in jüngerer Zeit der Westküste der indischen Halbinsel verglichen, so ist hier das Phänomen weniger signifikant, besser zu handhaben und verringert sich sehr, wenn es in einen situationsspezifischen Kontext gestellt wird“, steht in dem unveröffentlichten Entwurf des Berichts.

Laut Rana könnte eine Antwort auf das Problem in den Fischern selbst schlummern. „Ein entscheidender Ansatz wäre, die Fischer als eine riesige Interessengemeinschaft bei der Bekämpfung der Piraterie im Golf von Bengalen zu etabliern“, heißt es weiter im Bericht.

Wenn der Bericht veröffentlicht ist, plant Rana eine weiterführende Studie über die Fischer in der Region, von denen einige sowohl das Problem als auch die Lösung für die Piraterie darstellen.

Eine wichtige Rolle bei den aktuellen Anti-Piraterie-Bemühungen in der Bucht von Bengalen sollte das aktive Engagement der Küstengemeinden spielen, so Rana in ihrem Bericht, doch das Potenzial dieser Gemeinden zur Bekämpfung der Piraterie sei „bei weitem noch nicht ausgeschöpft.“

Dies „stellt einen nichtmilitärischen Ansatz“ zur Bewältigung der Piraterie dar und schafft zudem noch Arbeitsplätze, so der Bericht weiter. „Als Interessengemeinschaft in der Bekämpfung der Piraterie sind die Fischer der Bucht eher bereit, ihre persönliche und berufliche Sicherheit in den Gewässern näher an ihrem Wohnort zu schützen.“

Artikel auf Englisch: Solution to Global Piracy Could Start in the Bay of Bengal

 

 



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