27 Migranten nach Italien gebracht
Prozessauftakt: Sechs Seenotretter wegen Beihilfe zur illegalen Migration angeklagt
Eine Hilfsorganisation hat im Jahr 2020 27 Migranten gerettet. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, dafür 125.000 Euro erhalten zu haben. Sechs Seenotretter sind wegen Beihilfe zur illegalen Migration angeklagt.

Die Arbeit von Seenotrettern in Italien (Symbolbild).
Foto: Petros Karadjias/AP/dpa
In Italien hat ein Prozess gegen sechs Seenotretter wegen des Vorwurfs der Beihilfe zur illegalen Migration begonnen. In dem am Dienstag auf Sizilien gestarteten Gerichtsverfahren geht es um das Rettungsschiff „Mare Jonio“ der Hilfsorganisation Mediterranea Saving Humans (MSH).
Staatsanwaltschaft sieht finanzielle Motive hinter Rettungseinsatz
Im Jahr 2020 hatte die Besatzung des Schiffs 27 Migranten von einem riesigen Tankschiff aufgenommen und nach Italien gebracht.
Die Migranten hatten über einen Monat lang auf einem Tanker der dänischen Reederei Maersk festgesessen. Sowohl Italien als auch Malta weigerten sich, die Flüchtlinge aufzunehmen.
Die Staatsanwaltschaft wirft der Hilfsorganisation vor, dass die Rettung finanziell motiviert gewesen sei und verweisen auf die Zahlung in Höhe von 125.000 Euro, die MSH nach der Rettung von Maersk erhalten hatte.
Die Reederei hatte 2021 erklärt, das Geld habe Teile der Kosten decken sollen, die für die Hilfsorganisation entstanden seien.
Während der Rettung sei „zu keinem Zeitpunkt“ über eine finanzielle Kompensation gesprochen worden. Maersk lobte die Hilfsorganisation für ihre Rettungsaktion und betonte, dass die Behörden ihre Rufe nach Hilfe ignoriert hätten.
Die Situation an Bord sei von einem humanitären Standpunkt aus „entsetzlich“ gewesen. MSH selbst bezeichnet die Zahlung als „transparente Spende“.
Der erste Prozess dieser Art in Italien
Unter den Angeklagten sind der Mitbegründer der Seenotrettungsorganisation, Luca Casarini, der Kapitän des Rettungsschiffs sowie drei Besatzungsmitglieder, darunter ein Arzt.
Laut der Verteidigung ist der Prozess der erste dieser Art in Italien. Frühere Versuche, Besatzungsmitglieder von Rettungsschiffen strafrechtlich zu verfolgen, waren entweder vor oder während der Vorverhandlungen im Sande verlaufen. Die nächste Anhörung ist für den 13. Januar angesetzt.
Die seit 2022 amtierende Regierung der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat in der Vergangenheit angekündigt, die Zahl von Migranten, die das Mittelmeer in Richtung Europa überqueren, zu reduzieren. Hilfsorganisationen kritisieren das Vorgehen der Regierung regelmäßig. (afp/red)
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