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Wirtschaftsforum in Russland

Putin: „Die gesamte Ukraine gehört zu uns“ und Risiken einer Rezession

Putin spricht auf einer russischen Wirtschaftskonferenz und sagt, er plane die ukrainische Stadt Sumy zwar nicht einzunehmen, schließe es jedoch auch nicht aus. Außerdem Thema ist das Risiko einer Stagnation der russischen Wirtschaft.

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Russlands Präsident Wladimir Putin (Mitte) an einer Sitzung mit den Chefs internationaler Nachrichtenagenturen, am Rande des Internationalen Wirtschaftsforums St. Petersburg am 18. Juni 2025.

Foto: Vyacheslav Prokofiev/afp.

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Lesedauer: 5 Min.

In Kürze:

Putin betrachtet Russen und Ukrainer als ein Volk
Ein Frieden ist zwischen der Ukraine und Russland noch nicht in Sicht
Trotz Sanktionen starkes wirtschaftliches Wachstum 2023 und 24
Wachstum fällt nun geringer aus und eine Stagnation der Wirtschaft soll unter keinen „Umständen zugelassen” werden

 
Russlands Präsident Wladimir Putin schließt eigenen Angaben zufolge nicht aus, dass die russische Armee versuchen wird, die Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine einzunehmen.
„Wir haben nicht vor, Sumy einzunehmen, aber grundsätzlich schließe ich es nicht aus“, sagte Putin am Freitag bei dem wichtigsten Wirtschaftsforum Russlands in St. Petersburg.
Er sagte, ukrainische Truppen „stellen eine ständige Bedrohung für uns dar und beschießen ständig die Grenzgebiete“.
Auf die Frage, weshalb seine Armee in Gebiete einrücke, die Moskau nicht für sich beansprucht, sagte Putin:
„Ich betrachte Russen und Ukrainer als ein Volk. In diesem Sinne gehört die gesamte Ukraine zu uns.“
Russland hält rund ein Fünftel der Ukraine besetzt und hat seit Beginn seiner Offensive im Jahr 2022 vier ukrainische Regionen als annektiert erklärt – zusätzlich zur Halbinsel Krim, die es bereits 2014 annektiert hatte.
Die an Russland grenzende Region Sumy, in der die gleichnamige Stadt liegt, gehört nicht zu den Regionen, die Moskau offiziell annektiert hat. Dennoch sind russische Truppen dort jüngst erstmals seit drei Jahren wieder vorgerückt.
Die internationalen diplomatischen Bemühungen, den seit mehr als drei Jahren andauernden Konflikt zu beenden, sind in den vergangenen Wochen ins Stocken geraten. Kiew hat Moskau vorgeworfen, ein Friedensabkommen bewusst zu sabotieren, um seine Offensive gegen das Land fortzusetzen.
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha bezeichnete die am Freitag getätigte Aussage Putins als „wahnsinnig“. Er forderte die Verbündeten der Ukraine auf, Sanktionen gegen Russland zu verhängen.
„Der einzige Weg, Russland zum Frieden zu zwingen, besteht darin, ihm das Gefühl der Straffreiheit zu nehmen“, schrieb Sybiha im Onlinedienst X.

Putin warnt vor Rezession in Russland

Russlands Präsident Wladimir Putin hat vor einer Rezession der russischen Wirtschaft gewarnt. „Einige Fachleute und Experten weisen auf die Risiken einer Stagnation oder sogar einer Rezession hin“, sagte Putin am Freitag beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg. „Das dürfen wir unter keinen Umständen zulassen.“
Russlands Wirtschaft hatte sich in den Jahren 2023 und 2024 trotz der westlichen Sanktionen überraschend widerstandsfähig gezeigt. Vor allem wegen der hohen Rüstungsausgaben verzeichnete sie ein deutliches Wachstum, im vergangenen Jahr nach offiziellen Angaben von 4,1 Prozent.
In den vergangenen Monaten drehte sich jedoch der Wind. Im ersten Quartal dieses Jahres legte das Bruttoinlandsprodukt Russlands nur noch um 1,4 Prozent zu.
Die Bedeutung der Militärausgaben sei nicht so groß, „wie einige glauben“, sagte Putin nun. „Ja, natürlich hat der militärisch-industrielle Komplex hier seine Rolle gespielt, aber wir müssen die Struktur dieses Wachstums weiterhin genau beobachten.“ Landwirtschaft, andere Industriezweige, Dienstleistungen und andere Branchen hätten ebenfalls zum starken Wachstum der Vorjahre beigetragen.
Bei der Frage, wie die Wirtschaft nun wieder in Schwung gebracht werden soll, gibt es in den russischen Führungsebenen offenbar Meinungsverschiedenheiten. Russland stehe „am Rande der Rezession“, sagte Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow in St. Petersburg.
Er machte vor allem die hohen Zinsen und damit die Zentralbank für finanzielle Schwierigkeiten vieler Unternehmen verantwortlich.
Der Leitzinssatz liegt aktuell bei 20 Prozent; die Notenbank und ihre Chefin Elvira Nabjullina will damit vor allem die hohe Inflation im Land bekämpfen. Die Verbraucherpreise steigen seit Monaten stark, im Mai lag die Teuerungsrate bei knapp zehn Prozent.
Analysten führen jedoch an, dass hohe Zinsen angesichts des hohen Niveaus der Staatsausgaben möglicherweise kein wirksames Mittel gegen die Inflation sind. Die Idee einer restriktiven Geldpolitik ist, dass sich die Wirtschaft abkühlt und die Nachfrage sinkt. Der Staat reagiert aber deutlich weniger stark auf höhere Kreditkosten als die Privatwirtschaft. (afp)

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