Medwedtschuk bietet sich für Gefangenenaustausch an

Viktor Medwedtschuk wurde im Rahmen eines Sondereinsatzes des ukrainischen Geheimdienstes SBU festgenommen.
Viktor Medwedtschuk wurde im Rahmen eines Sondereinsatzes des ukrainischen Geheimdienstes SBU festgenommen.Foto: Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa
Epoch Times18. April 2022

Viktor Medwedtschuk gilt als enger Vertrauter von Russlands Staatschef Wladimir Putin. Mehr als 20 Jahre lang verfolgte er als Geschäftsmann und Politiker die Interessen des Kreml in der Ukraine. Zuletzt ging die dortige Justiz gegen ihn vor, mit dem russischen Angriff auf die Ukraine tauchte er unter. Seine Festnahme in der vergangenen Woche feierte Kiew als großen Erfolg.

Am Montag veröffentlichte der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU ein Video, in dem Medwedtschuk seine Freilassung im Austausch gegen die verbliebenen ukrainischen Verteidiger sowie Bewohner der seit Wochen belagerten Hafenstadt Mariupol vorschlägt.

Medwedtschuk bittet um Gefangenenaustausch

„Ich möchte den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bitten, mich gegen die ukrainischen Verteidiger und Bewohner von Mariupol auszutauschen.“ Für die Menschen in Mariupol gebe es „keine Möglichkeit eines sicheren Auswegs durch humanitäre Korridore“, sagt der 67-Jährige in die Kamera.

Einen von Selenskyj vorgeschlagenen Austausch Medwedtschuks gegen ukrainische Kriegsgefangene hatte Moskau in der vergangenen Woche abgelehnt. „Er ist ein ausländischer Politiker“, argumentierte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Allerdings pflegt Medwedtschuk enge persönliche Beziehungen zu Putin. Nach seinen Angaben ist der russische Präsident Patenonkel seiner jüngsten Tochter. Die Freundschaft zu Putin habe sich „über 20 Jahre hinweg entwickelt“, sagte er 2021 der US-Publikation „Time Magazine“. „Ich will nicht sagen, dass ich diese Beziehung ausnutze, aber sie ist Teil meines politischen Arsenals.“

Vorwurf des Wahlbetrugs

Putin und Medwedtschuk sollen sich Anfang der 2000er Jahre kennengelernt haben. Ex-KGB-Mann Putin war da gerade zum Präsidenten gewählt worden. Medwedtschuk, der ein inoffizieller Mitarbeiter des KGB gewesen sein soll, war damals Stabschef des ukrainischen Präsidenten.

In dieser Position wurde er beschuldigt, 2004 massiven Wahlbetrug zugunsten des pro-russischen Kandidaten Viktor Janukowitsch organisiert zu haben. Die Vorwürfe führten zur sogenannten Orangenen Revolution. Medwedtschuk zog sich in der Folge aus der ersten Reihe der Politik zurück, blieb als einer der reichsten Männer des Landes jedoch höchst einflussreich. Das „Forbes Magazine“ schätzte das Vermögen des gelernten Anwalts im vergangenen Jahr auf 620 Millionen Dollar.

Rückkehr in die Politik

Ende 2013 entbrannten in Kiew erneut pro-westliche Massenproteste und stürzten den nun amtierenden Präsidenten Janukowitsch. Kurze Zeit darauf annektierte Russland die Schwarzmeer-Halbinsel Krim, worauf der Krieg zwischen der ukrainischen Armee und den von Moskau unterstützten Separatisten im Osten des Landes folgte. Medwedtschuk nutzte die Ereignisse für eine Rückkehr in die Politik.

Seine Partei mit dem Namen Oppositionsplattform – Für das Leben wird offen von Russland unterstützt. 2019 zog sie als zweitstärkste Kraft hinter Selenskyjs Regierungspartei ins Parlament ein. Mit zunehmenden Spannungen zwischen Kiew und Moskau wurde aber auch für Medwedtschuk die Luft dünner.

Im Frühjahr 2021 erließ Selenskyj per Dekret ein Verbot für drei Fernsehsender eines pro-russischen Abgeordneten, die mutmaßlich von dessen Kollegen Medwedtschuk kontrolliert wurden. Die Behörden beschlagnahmten außerdem Eigentum der Familie des Millionärs, darunter eine Öl-Pipeline, die russisches Öl nach Europa bringt.

Medwedtschuk wegen „Hochverrats“ angeklagt

Im Mai folgte die Anklage wegen „Hochverrats“. Kiew wirft Medwedtschuk illegale Immobiliengeschäfte auf der Krim sowie Investitionen zugunsten der pro-russischen Separatisten im Donbass vor. Auch soll er Militärgeheimnisse an Moskau weitergegeben haben.

Die Behörden stellten ihn unter Hausarrest, was harte Kritik aus Russland nach sich zog. Medwedtschuk selbst weist die Vorwürfe zurück, prangert politische Verfolgung an und wirft Selenskyj vor, eine „Diktatur“ aufzubauen. Den Einmarsch Russlands in die Ukraine nutzte er, um unterzutauchen – letztlich aber wurde er gefasst.

„Medwedtschuk war der Vize-Putin, sein Vertrauensmann“, ist sich der Selenskyj-Berater Serhij Leschtschenko sicher. Er „war sein Auge und Ohr in der Ukraine und verbreitete Moskaus Botschaft (mit seinen Medien)“. Anweisungen und Ressourcen habe Medwedtschuk direkt aus Moskau erhalten. (afp/dl)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion