Rettet den amerikanischen Mittelstand

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Auf dem Schild steht: „OBDACHLOS – BITTE HILF!“. Aufgenommen am 6. Dezember an einer Autobahnauffahrt in Los Angeles.Foto: Frederic J. Brown/AFP/Getty Images
Von 15. Januar 2012

Die Aushöhlung des Mittelstands ist eine zugkräftige Angelegenheit für Kampagnen. Fast Alle – sogar wohlhabende Berufstätige und Unternehmer – wollen sich mit dem Mittelstand identifizieren. Aber die echte Mitte wird zunehmend zu einem unwirtlichen Ort.

Seit dem Jahr 2000 ist das durchschnittliche Einkommen von Haushalten im Erwerbsalter um mehr als zehn Prozent gefallen. Dass sich die fünfundzwanzig Prozent von Topverdienern ein viel größeres Stück von der schrumpfenden Torte grabschen, verschlimmert die Einkommensverluste der Menschen in den mittleren und arbeitenden Klassen noch mehr.

Verlorene Arbeitsplätze und stagnierende Löhne haben hundert Millionen Amerikaner – jeden dritten – unter oder nahe an die Armutsgrenze gebracht. Zehn Millionen Amerikaner sind permanent ohne Arbeit – viele sind entlassene Berufstätige oder haben kürzlich ihr Studium abgeschlossen.

Die Globalisierung macht amerikanische Technologie, Finanzen und Ressourcen wertvoller und Menschen, die in diesen Bereichen produzieren oder leiten, genießen steigende Einkommen. Aber mit dem Freihandel sehen sich einfache amerikanische Büro- und Fabrikarbeiter mit Legionen von fähigen Chinesen und anderen Völkern konfrontiert. Der Freihandel vernichtet Arbeitsplätze ohne genug neue Möglichkeiten im Exportgeschäft zu schaffen.

China und andere Länder sind vorsichtig und achten darauf, dass der Freihandel sie nicht in eine bleibende Abhängigkeit von westlicher Technologie und Banken saugt. Ihre Regierungen verlangen von den Amerikanern und europäischen Firmen, auf ihrem Boden Forschung und Entwicklung sowie hochentwickelte Produktionstechniken und Finanzaktivitäten zu betreiben.

Durch Geschäftstüchtigkeit und gerissene Regierungspolitik erbeuteten Schwellenländer von den durch die Globalisierung geschaffenen Arbeitsplätzen und Reichtum mehr als die freie Marktwirtschaft bedingt. Die US-Entscheidungsträger rufen: „Foul!“, aber jene Regierungen sind nicht bereit, auf erfolgreiche Ansätze wirtschaftlicher Entwicklung zu verzichten. Um Wohlstand und den Mittelstand wiederaufzubauen, muss Washington die Staatskunst besser verstehen und seine Ansätze zum Freihandel überdenken.

Die Reichen zu besteuern, um eine längere Arbeitslosenunterstützung zu finanzieren oder Wochengehaltsabrechnungen mit zwanzig US-Dollar zu besteuern bzw. um einen Feiertag zu finanzieren, sind nur Linderungs-, aber keine Heilmittel. Um genügend Arbeitsplätze mit hoher Qualität zu schaffen und den Mittelstand zu unterstützen, muss Amerika seine Stärken in Technologie, Ressourcen und Finanzen besser ausspielen.

Amerikanische Technologie ist von einem überlegenen Netzwerk von Colleges der Ingenieurwissenschaften und gemeinsamen Forschungs und Entwicklungs-Aktivitäten untermauert, die mit bundesstaatlichen Zuschüssen, Krediten und Steuervergünstigungen unterstützt werden.

Zu viele Maschinenbaustudenten kommen aus dem Ausland und kehren mit amerikanischer Technologie im Gepäck in ihre Heimatländer zurück, um von dort mit den US-Arbeitsplätzen zu konkurrieren. Von Universitäten sollte verlangt werden, Aufnahme und Unterrichtspolitik anders zu regeln, um sicherzustellen, dass Maschinenbaustudenten ausgebildet werden, die anschließend in der US-Wirtschaft arbeiten.

Zu oft resultiert staatlich unterstützte Forschung und Entwicklung in Patenten, die das Ausland bedient – man bedenke, wie wenig von der Apple- oder Microsoft-Technologie zu Produktionsarbeitsplätzen in den USA geführt hat. Bundesstaatliche Politik sollte verlangen, dass die durch bundesstaatliche Mittel zustande gekommenen Patente in den Vereinigten Staaten zum Tragen kommen sollen, um von den Entscheidungsgremien anerkannt zu werden; ansonsten sollte konkurrierenden Firmen erlaubt werden, diese Produkte in den USA herzustellen.

Innovationen in der Solarenergie und anderen alternativen Energietechnologien werden die Verwendung des Erdöls in zwanzig oder dreißig Jahren dramatisch reduzieren, aber im Augenblick werden die Vereinigten Staaten es weiterhin benutzen; sie importieren pro Tag 160 Millionen Liter und belasten damit die Arbeitsplatzbeschaffung und das Wachstum in hohem Maße.

Jahrzehntelang hat die Wall Street das Wachstum der USA beschleunigt. Innovative Produkte begünstigten die effektivere Verwendung des Kapitals. Aber in letzten Jahren verwandelten sich jene kreativen Energien in eine piratenmäßige Kaperung großer Boni und versetzte dem amerikanischen Kapitalismus beinahe den Todesstoß.

Die letzte Krise und neue Regulierungen veranlassen große Wall Street-Banken, regionale Institutionen zu erwerben, die nicht mit dem Morast bundesstaatlicher Regeln zurechtkommen können. Das konzentriert die Kontrolle über das Kapital und veranlasst Banken, sich wieder zu viel auf den Handel zu konzentrieren und nicht mehr genug auf Kreditvergaben, besonders für Unternehmen im Zentrum der Vereinigten Staaten.

Es ist höchste Zeit, kommerzielle Banken wieder von den Wall Street global Players zu trennen und die größten Banken zu zerbrechen, damit keine mehr als fünf Prozent der US-Einlagen kontrolliert. Gleichzeitig sind den Banken stromlinienförmigere Regulierungen anzubieten, die zum Zweck der Annahme von Einzahlungen und von Kreditvergaben dazugehören sollten. Überlassen wir die technisch finanzielle Planung den Cowboys von der Wall Street, aber lassen wir sie nicht ihre sechsschüssigen Ballermänner mit in die Stadt nehmen.

Die Tagesordnung zur Wiederherstellung von Wachstum und des Mittelstandes ist klar. Eine Robin Hood-Politik wird den wirtschaftlichen Rückgang nicht anhalten. Eher ist es die zähe Arbeit, sicherzustellen, dass in Amerika ausgebildete Ingenieure und in Amerika entwickelte Technologien Amerika stärken und dort konventionelle Energie entwickeln, statt Herausforderungen der Umwelt und Arbeitsplätze ins Ausland zu schicken. Und dann sind noch die Banken auf eine Größe herunterzustutzen, mit der sie wieder ihren Gemeinden dienen.

Peter Morici ist Professor bei der Smith School of Business, University of Maryland School und ehemaliger leitender Wirtschaftswissenschaftler der U.S. International Trade Commission.

Artikel auf Englisch: Saving the American Middle Class

 

 



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