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Zweite Runde der Präsidentschaftswahl

Rumänien: Proeuropäer Dan gewinnt Präsidentschaftswahl – Simion gratuliert dem Wahlsieger

In Rumänien gewann der Bukarester Bürgermeister Nicusor Dan die Präsidentschaftswahl. Er kam auf rund 54 Prozent der Stimmen. George Simion erreichte 46 Prozent der Wähler.

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Die rumänischen Präsidentschaftskandidaten: George Simion (l) und Nicusor Dan (r). Der zweite Wahlgang findet am 18. Mai 2025 statt.

Foto: Daniel Mihailescu und Mihai Barbu/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 6 Min.

Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt gewann der proeuropäische Bukarester Bürgermeister Nicusor Dan mit fast 54 Prozent der Stimmen.
George Simion, der als Favorit in die Stichwahl der wiederholten Präsidentenwahl gegangen war und sich rund 46 Prozent der Stimmen sicherte, räumte nach der Auszählung fast aller Stimmen in der Nacht zu Montag seine Niederlage ein. In Europa wurde Dans Wahlsieg begrüßt.
„Es ist der Sieg von Tausenden und Abertausenden von Menschen, die (…) daran glauben, dass Rumänien sich in die richtige Richtung entwickeln kann“, sagte Dan vor seinen Anhängern, die „Europa“ und „Russland, Russland, Rumänien gehört nicht euch“ skandierten.

Der rumänische Präsidentschaftskandidat Nicusor Dan spricht zu seinen Anhängern nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse in Bukarest am 18. Mai 2025.

Foto: Daniel Mihailescu/AFP via Getty Images

Simion gratuliert dem Wahlsieger

Simion, Parteichef der Partei AUR, hatte in der ersten Runde der wiederholten Präsidentenwahl fast 41 Prozent der Stimmen geholt, Dan rund 21 Prozent. In der Nacht räumte der 38-Jährige seine Niederlage ein. „Ich möchte meinem Gegner, Nicusor Dan, gratulieren“, sagte Simion in einem im Onlinenetzwerk Facebook veröffentlichten Video. „Er hat die Wahl gewonnen, und das war der Wille des rumänischen Volkes.“
Zugleich kündigte er an, „unseren Kampf“ für Rumänien fortzusetzen und die 19 Millionen Einwohner des Landes „an die erste Stelle“ zu setzen. Der AUR-Chef hatte im Wahlkampf die „absurde Politik“ der EU kritisiert und sich für Kürzungen bei der Militärhilfe für die Ukraine ausgesprochen.

EU gratuliert zum Wahlsieg

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen gratulierte Dan am Sonntag zu seinem Wahlsieg. Die Menschen in Rumänien seien „in großer Zahl an die Urnen gegangen“, erklärte sie im Onlinedienst X. Sie hätten sich „für das Versprechen eines offenen und wohlhabenden Rumäniens in einem starken Europa entschieden“.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron begrüßte die Entscheidung der Rumänen „für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Europäische Union – trotz vieler Manipulationsversuche“. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gratulierte Dan ebenfalls und betonte die Bedeutung Rumäniens als zuverlässigem Partner.
Die Wahlbeteiligung war bei der Stichwahl mit 65 Prozent höher als in der ersten Runde vor zwei Wochen, als sie 53 Prozent betragen hatte.
Der rumänische Politologe Sergiu Miscoiu bezeichnete die hohe Beteiligung als „fast beispiellos und geprägt von einem Aufschwung der Demokratiebefürworter“. „Noch nie ist eine Wahl so entscheidend gewesen, mit so offensichtlichen geopolitischen Auswirkungen“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Angespannter Wahlkampf

Der Ausgang der Wahl war für die Zukunft Rumäniens und die Beziehungen innerhalb Europas von großer Bedeutung. Der rumänische Präsident hat die Befugnis, wichtige Posten zu besetzen und an den Gipfeltreffen der EU und der NATO teilzunehmen.
Die Stimmung während des Wahlkampfs war angespannt. Der bisherige Ministerpräsident und Sozialdemokrat Marcel Ciolacu hatte am Montag überraschend seinen Rücktritt eingereicht. Der neue Präsident hat die Befugnis, den neuen Regierungschef zu bestimmen.
Simion hatte sich vor dem Ende der Auszählung zum Sieger der entscheidenden Stichwahl erklärt. „Wir sind die klaren Gewinner dieser Wahl. Wir beanspruchen diesen Sieg im Namen des rumänischen Volkes“, sagte Simion vor laufenden TV-Kameras vor seinen Anhängern in Bukarest nach Schließung der Wahllokale.
Ähnlich äußerte er sich bei Facebook und auf dem Kurznachrichten-Portal X. Später gestand er seine Niederlage ein. Vor den Wahlen hatte Simion den Behörden Versuche des Wahlbetrugs vorgeworfen.

Telegram-Gründer: Ich habe „abgelehnt, konservative Stimmen zum Schweigen zu bringen“

Am Sonntag erklärte der Gründer des Messengerdienstes Telegram, Pavel Durov, in einem Beitrag auf seinem Kanal, dass Frankreich sich in die rumänischen Wahlen eingemischt habe.
„Eine westeuropäische Regierung (raten Sie mal, welche) hat sich an Telegram gewandt und uns gebeten, konservative Stimmen in Rumänien vor den heutigen Präsidentschaftswahlen zum Schweigen zu bringen. Ich habe dies abgelehnt“, erklärte Durov, der in dem Beitrag kein Land namentlich nannte, jedoch ein Baguette-Emoji als Symbol für Frankreich hinzufügte.
Das französische Außenministerium wies die Anschuldigungen zurück und erklärte bei X, die Vorwürfe seien „Ablenkungstaktik angesichts der realen Einmischungsversuche gegen Rumänien“.

Rumänische Regierung sieht Einmischung aus Russland

Die Regierung in Rumänien hat dagegen am Sonntag eigenen Angaben zufolge eine Desinformationskampagne aufgedeckt, die „Hinweise auf Einmischung durch Russland“ aufweist.
„Während der laufenden Wahl in Rumänien sehen wir erneut typische Merkmale russischer Einmischung“, erklärte der Sprecher des rumänischen Außenministeriums in Onlinedienst X vor Schließung der Wahllokale. Demnach habe „eine virale Kampagne mit Falschinformationen auf Telegram und anderen sozialen Medienplattformen darauf abgezielt, den Wahlprozess zu beeinflussen“, so der Sprecher.

Politische Krise

Rumänien steckt seit Monaten in einer politischen Krise. Im November hatte Calin Georgescu die erste Runde der Präsidentenwahl gewonnen. Das Verfassungsgericht erklärte den Urnengang für ungültig, Georgescu wurde von der Wiederholungswahl ausgeschlossen. An seiner Stelle trat nun Simion als Kandidat an.
Im Ausland begann die Stichwahl bereits am Freitag. Bis zum späten Samstagabend gaben dort bereits mehr als 700.000 Rumänen ihre Stimme ab. Zudem zeichnete sich im Ausland eine doppelt so hohe Wahlbeteiligung wie bei der ersten Runde ab. (afp/dpa/red)

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