Russland kontrolliert ein Fünftel der Ukraine – „Verlieren täglich 60 bis 100 Soldaten“

Vor allem im Osten der Ukraine werde die Lage immer schwieriger, sagt der ukrainische Präsident Selenskyj. "Wir verlieren täglich 60 bis 100 Soldaten."
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Wolodymyr Selenskyj vor der Presse in Kiew. 3. März 2022.Foto: SERGEI SUPINSKY/AFP via Getty Images
Epoch Times3. Juni 2022

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In der Ukraine dauert der Krieg seit knapp hundert Tagen an – und die russischen Streitkräfte kontrollieren nach ukrainischen Angaben inzwischen ein Fünftel des Landes. „Rund 20 Prozent unseres Territoriums sind nun unter Kontrolle der Besatzer“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach von einem langwierigen „Abnutzungskrieg“.

Seit Beginn des Krieges am 24. Februar wurden tausende Menschen getötet und mehrere Millionen Ukrainer in die Flucht getrieben. Vor allem im Osten des Landes werde die Lage immer schwieriger, sagte Selenskyj in einer Ansprache vor dem Parlament in Luxemburg. „Wir verlieren täglich 60 bis 100 Soldaten.“

Das nun von Russland kontrollierte Gebiet sei bei weitem größer als die Fläche der Benelux-Staaten zusammen. Es umfasse fast 125.000 Quadratkilometer, vor dem 24. Februar seien es gut 43.000 Quadratkilometer gewesen. Russland hatte 2014 die Halbinsel Krim annektiert und im Osten kontrollierten pro-russische Separatisten rund ein Drittel der Bergbauregion Donbass.

Stoltenberg spricht von „Abnutzungskrieg“

Nato-Chef Stoltenberg rief die westlichen Staaten auf, sich auf einen anhaltenden Konflikt einzustellen. „Was wir sehen, ist, dass dieser Krieg mittlerweile zu einem Abnutzungskrieg geworden ist“, sagte der Norweger nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden in Washington. Es sei aber nicht an den westlichen Staaten, die Ukraine zu territorialen Zugeständnissen zu drängen, um den Krieg zu beenden. „Wir haben nicht zu entscheiden, was die Ukraine akzeptieren soll und was nicht.“

Unterdessen unterzeichneten pro-russische Verwalter im Südosten des Landes ein Dekret zur „Nationalisierung“ ukrainischen Staatsbesitzes. In dem Gebiet befindet sich etwa das Atomkraftwerk Saporischschja, die größte derartige Anlage Europas. Seit Mai können Einwohner der Region im Schnellverfahren russische Pässe bekommen.

Nachdem der russische Angriff in anderen Teilen der Ukraine ins Stocken geraten war, konzentriert sich Russland seit Ende März auf die Eroberung des Donbass. In der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk, der letzten Bastion der Ukrainer in der Region Luhansk, kontrollieren die russischen Streitkräfte nach Angaben des Regionalgouverneurs Serhij Gajdaj mittlerweile 80 Prozent der Stadt. Ukrainische Soldaten halten sich demnach noch im Industriegebiet der Stadt verschanzt.

Der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj erklärte, in Luhansk seien seine Soldaten mit der derzeit „schwierigsten Situation“ konfrontiert. „Der Feind hat einen operativen Vorteil in Bezug auf die Artillerie“, sagte er in einem Telefonat mit dem französischen Generalstabschef Thierry Burkhard. Seiner Ansicht nach sollten die ukrainischen Truppen „so schnell wie möglich“ auf Waffentypen der Nato umgestellt werden.

Ukraine hofft auf schwere Waffen

Die Ukraine hofft dabei auf die kürzlich von den USA zugesagten Mehrfachraketenwerfer, die über eine größere Reichweite und Präzision verfügen. Auch Deutschland will der Ukraine bis Ende Juni vier Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars II liefern.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Mittwoch zudem die Lieferung des modernen Luftverteidigungssystems Iris-T-SLM angekündigt. Damit lasse sich „eine ganze Großstadt vor russischen Luftangriffen schützen“, sagte der Kanzler.

Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, der die Bundesregierung wochenlang harsch kritisiert hatte, lobte die Ankündigungen von Scholz. „Wir sind glücklich darüber, dass nun endlich Bewegung in die Sache gekommen ist“, sagte Melnyk der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“. „Gerade um das System Iris haben wir uns hinter den Kulissen seit fast drei Monaten bemüht.“

Die Republik Moldau, in der es ebenfalls eine russischsprachige Minderheit gibt, verbot am Donnerstag die Ausstrahlung politischer Fernsehprogramme auf Russisch. (afp/red)



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