Russland stellt Luftangriffe auf Aleppo zur Vorbereitung von Waffenruhe ein

Seit dem Scheitern einer Mitte September ausgehandelten landesweiten Feuerpause versuchten syrische Regierungstruppen mit Hilfe der russischen Armee, Aleppo durch massive Bombardements unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Feuerpause am Dienstagmorgen diene der Vorbereitung einer für Donnerstag angekündigten achtstündigen Waffenruhe in Aleppo, sagte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu.
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Die Lage in Aleppo und Umgebung.Foto: AMEER ALHALBI/AFP/Getty Images
Epoch Times18. Oktober 2016

Russland und Syrien haben am Dienstagmorgen ihre Luftangriffe auf die umkämpfte syrische Großstadt Aleppo überraschend eingestellt. Die Feuerpause diene der Vorbereitung einer für Donnerstag angekündigten achtstündigen Waffenruhe in Aleppo, sagte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident François Hollande wollen am Mittwochabend in Berlin mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin über Syrien reden.

Seit Dienstagmorgen um 10.00 Uhr (Ortszeit, 09.00 MESZ) würden keine neuen Angriffe mehr geflogen, sagte Schoigu in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Die Einstellung der Luftangriffe diene dazu, die „humanitäre Pause“ vorzubereiten und Einwohnern die Flucht aus der Stadt zu ermöglichen.

Die syrische Armee werde sich mit Beginn der Waffenruhe am Donnerstag um 08.00 Uhr (Ortszeit) so weit zurückziehen, dass auch die Kämpfer aus den Rebellenvierteln im Osten von Aleppo die Stadt verlassen könnten, sagte der Minister weiter. Er rief die Länder mit Einfluss auf die Rebellen auf, diese zum Abzug aus Aleppo aufzufordern.

Luftangriffe in der Region um Aleppo gingen weiter

Die Luftangriffe auf den Osten Aleppos ruhten seit Dienstagmorgen tatsächlich, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Demnach hielten aber die Kämpfe zwischen Rebellen und syrischen Soldaten in der Altstadt Aleppos an. Ferner gingen auch die Luftangriffe in der Region um Aleppo weiter. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite nur schwer überprüfbar.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete die geplante Waffenruhe als „Demonstration des guten Willens“. Die Maßnahme habe nichts mit der heftigen Kritik westlicher Staaten an den russischen Luftangriffen zu tun, sagte Peskow weiter.

Washington zeigte sich skeptisch. Sollte es durch den Stopp der Luftangriffe eine „Reduzierung der Gewalt“ geben, sei dies natürlich gut, sagte Außenamtssprecher John Kirby dem US-Nachrichtensender CNN. Noch sei es aber zu früh, dies zu beurteilen.

UN fordert Feuerpause über längeren Zeitraum

Die Vereinten Nationen begrüßten zwar die Einstellung der Luftangriffe sowie die von Russland angekündigte Waffenruhe, forderten aber eine Ausweitung der Feuerpause auf alle Konfliktparteien sowie über einen längeren Zeitraum. Die Flucht von Zivilisten aus der Stadt sei nicht mit einer Evakuierung der Kranken und Verletzten durch UN-Helfer gleichzusetzen, sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Hilfe (Ocha), Jens Laerke, am Dienstag in Genf. „Wir fordern weiterhin eine 48-stündige Pause“, sagte Laerke.

Ähnlich äußerte sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD): „Acht Stunden reichen bei weitem nicht aus, um den dringend erforderlichen humanitären Zugang zu den belagerten Menschen in Ost-Aleppo zu ermöglichen“, erklärte Steinmeier am Dienstag in Berlin.

Am Mittwoch in Berlin geht es auch um Syrien

Merkel und Hollande wollen eine Zusammenkunft zur Ukraine-Krise am Mittwoch in Berlin auch für ein „Arbeitstreffen“ mit Putin über den Syrien-Krieg nutzen. Das Ziel sei „eine dauerhafte Waffenruhe und Zugang für humanitäre Hilfe, um der Zerstörung dieser Stadt ein Ende zu bereiten“, sagte ein Berater Hollandes der Nachrichtenagentur AFP.

Seit dem Scheitern einer Mitte September ausgehandelten landesweiten Feuerpause versuchen syrische Regierungstruppen mit Hilfe der russischen Armee, Aleppo durch massive Bombardements unter ihre Kontrolle zu bringen. In dem seit 2011 tobenden Syrien-Krieg wurden mehr als 300.000 Menschen getötet.

(afp)



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