Schatten auf einem Zug gen Westen – Blinde Passagiere auf dem Weg nach Mitteleuropa

Ein unscheinbarer Güterzug rumpelt über die Landschaft in Nordgriechenland, aber ein schwarzer, sich bewegender Schatten auf den Boden, zeigt, dass sich menschliche Gestalten zwischen den Waggons des Zuges verstecken. In Griechenland sind die Lager voll, während die Türkei Ihre Grenze verteidigt und Europa um ein gemeinsames Abkommen zur Verteilung der Migranten ringt.
Epoch Times13. September 2019

Ein unscheinbarer Güterzug rumpelt über die Landschaft in Nordgriechenland, aber ein schwarzer, sich bewegender Schatten auf den Boden, zeigt, dass sich menschliche Gestalten zwischen den Waggons des Zuges verstecken.
Blinde Passagiere hocken trotz hoher Gefahr auf den Kupplungen des fahrenden Zuges. Das monotone Klick-Klack der Räder, die über die Schienen rasen, macht sie schläfrig, oder es könnte die Hitze und der Wind in ihren Gesichtern sein.

Die meisten Migranten in dieser Gruppe kommen aus Afghanistan. Sie versuchen, die Grenze nach Nordmazedonien zu überschreiten und schließlich Deutschland oder Frankreich zu erreichen. Viele springen kurz vor der Grenze ab und versuchen ihr Glück durch den Wald zu Fuß, um die andere Seite zu erreichen. Einige andere bleiben in den Wagen versteckt, in der Hoffnung, unbemerkt von den Grenzbeamten zu passieren.
Rahman, der in Kabul, Afghanistan, eine Frau und vier Kinder hinterlassen hat, ist nach seiner Ankunft aus der Türkei neun Monate lang in Griechenland gewesen. Er verbrachte Zeit in griechischen Lagern, sagt er, aber ohne Papiere, Arbeit oder angemessene Unterkunft, er sagt es sei Zeit, weiterzuziehen, und schloss sich dieser Gruppe in den Zügen an.
Anbia Noor Ali, 26, ebenfalls aus Afghanistan, kam vor einem Monat zu Fuß aus der Türkei. Beide wollen nach Deutschland oder Frankreich.
Im Jahr 2015, auf dem Höhepunkt der europäischen Migrationskrise, strömten fast eine Million Migranten und Flüchtlinge aus den nördlichen Grenzen Griechenlands und reisten über den Balkan in reichere europäische Länder. Diese Route wurde 2016 geschlossen, Tausende die Griechenland angekommen waren suchten nach neuen Weegen oder blieben dort stecken.
In Griechenland ist in letzter Zeit ein Anstieg der Ankünfte von Migranten und Flüchtlingen auf dem Seeweg aus der Türkei zu verzeichnen. Allein im August kamen mehr als 9.000 Menschen auf dem See- und Landweg an, der höchste monatliche Wert seit drei Jahren, so die Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen UNHCR. Flüchtlingsorganisationen sagen, dass diese Höchstwerte zu einer Zeit kommt, in der überfüllte Lager schon unter Druck stehen.
Ärzte ohne Grenzen sagt, dass etwa 24.000 Migranten und Flüchtlinge auf griechischen Inseln unter inzwischen „schrecklichen“ Bedingungen untergekommen sind. Die Überbelegung verursacht heruntergekommene sanitäre Einrichtungen, mangelnde Sicherheit und zunehmende Gewalt.
An einem Bahnhof in der Nähe der nördlichen Stadt Thessaloniki haben die Migranten in alten, verlassenen Waggons ein Zuhause gefunden, während sie auf die Ankunft der vorbeifahrenden Güterzüge warten.
Der Wind weht durch die zerbrochenen Fenster, ihre verfallenen Gänge sind geisterhaft ruhig, bis auf ihre neuen Bewohner. Die Migranten schlafen in den Liegeplätzen der Schlafwagen, in denen die Passagiere einst schliefen.
Im September brachte die Regierung Migranten und Flüchtlinge von der Insel Lesbos auf das Festland, um die Überlastung zu verringern. Außerdem will es die Grenzkontrollen verschärfen und die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber beschleunigen.
Die Türkei mit mehr als 3 Millionen syrischen Flüchtlingen unterhält ein Abkommen mit der Europäischen Union, um zu verhindern, dass Migranten nach Griechenland strömen. Der türkische Präsident Tayyip Erdogan sagte diesem Monat, Ankara werde die Route für Migranten nach Europa wieder öffnen, wenn es keine ausreichende internationale Unterstützung für einen Plan zur Umsiedlung von Flüchtlingen in Nordsyrien erhält.

Die EU hatte der Türkei sechs Milliarden Euro über mehrere Jahre für die Versorgung der Migranten zugesagt. In den letzten Wochen gab es mehrere versuche von syrischen Gruppen die türkische Grenze bei  Bab al-Hawa zu stürmen.

Seit einigen Wochen versucht das Regime des syrischen Machthabers Baschar al-Assad gemeinsam mit den verbündeten Streitkräften der Russischen Föderation, die Provinz Idlib einzunehmen. Diese gilt als einer der letzten verbliebenen Rückzugsorte radikal-islamischer Rebellen.

Die Türkei hatte die Grenze zu Syrien im Jahr 2016 geschlossen.
Außenminister Heiko Maas sagte am Donnerstag in Berlin vor Reportern:
*O-Ton Maas

Seehofer sagte in der Haushaltsdebatte des Bundestags: „Wir brauchen dringend eine europäische Asylpolitik.“ Der Migrationsdruck sei nach wie vor hoch. Er forderte auch die deutschen Bundesländer zu größeren Anstrengungen bei der Rückführung ausreisepflichtiger Asylbewerber auf. Dazu habe der Bundestag neue rechtliche Möglichkeiten geschaffen, die die Länder jetzt aber auch nutzen müssten.

Das Bundesinnenministerium hatte auch Griechenland dazu aufgerufen, mehr Migranten in die Türkei zurückzuführen. Es müsse klar sein, „dass wir dringend Fortschritte bei den zu geringen Rückführungen in die Türkei benötigen, um die heikle Lage in den Hotspots auf den Inseln zu verbessern“, so der Parlamentarische Innen-Staatssekretär Stephan Mayer.
Das Bundesinnenministerium hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass seit März 2016 im Rahmen des Flüchtlingspakts zwischen der EU und der Türkei 1904 Menschen von Griechenland in die Türkei rückgeführt wurden. In der gleichen Zeit nahm die EU dem Bericht zufolge 24.348 Syrer aus der Türkei auf, Deutschland allein 8896 von ihnen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion