Schlange stehen mit Abstand — Schweden wählt neues Parlament

International war Schweden zuletzt vor allem wegen seines NATO-Mitgliedantrags und des eingeschlagenen Corona-Sonderweges in den Schlagzeilen. Vor der Parlamentswahl haben aber ganz andere Themen den Wahlkampf geprägt.
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Die Schweden stehen Schlange, um ihre Stimme für die Parlamentswahlen in Malmö am 11. September 2022 abzugeben.Foto: FREDRIK SANDBERG/TT NEWS AGENCY/AFP via Getty Images
Epoch Times11. September 2022

UPDATE

11. September, 14:15 Uhr

Das linke Wahlbündnis um Ministerpräsidentin Magdalena Andersson kann den jüngsten Umfragen zufolge mit 49,6 bis 51,6 Prozent der Stimmen rechnen. Die konservativen Herausforderer lagen zuletzt bei 47,6 bis 49,4 Prozent.

Damit könnte der Vorsprung für die sozialdemokratische Amtsinhaberin hauchdünn werden. „Es ist sehr, sehr knapp“, sagte die 55-Jährige nach der Stimmabgabe am Sonntagvormittag. Bei ihrem letzten Wahlkampfauftritt am Samstag in Stockholm zeigte sie sich „besorgt über eine Regierung, die völlig von den Schwedendemokraten abhängig ist“. Das wäre „ein anderes Schweden, das wir für vier Jahre haben würden“.

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Schweden wählt ein neues Parlament. Fotos zeigen Menschen, die mit deutlichem Abstand zueinander in Schlangen vor den Wahllokalen stehen. Knapp 7,8 Millionen Menschen in dem skandinavischen EU-Land sind dazu berechtigt, mit ihren Stimmen eine neue Zusammensetzung im Reichstag von Stockholm festzulegen.

Kurz vor der Wahl lagen das linksgerichtete Lager um die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Magdalena Andersson und ein konservativ-rechter Block einschließlich der Schwedendemokraten Umfragen zufolge nahezu gleichauf. Wie bereits nach der Parlamentswahl 2018 wird angesichts schwieriger Mehrheitsverhältnisse mit einer langen und komplizierten Regierungsbildung gerechnet.

Energiepreise und Bandenkriminalität im Fokus

Zwei Themen prägten den Wahlkampf dagegen sehr: die stark gestiegenen Energiepreise und die grassierende Bandenkriminalität. Letztere zeigt sich in Schweden seit längerem immer wieder in oft tödlichen Schüssen sowie vorsätzlich herbeigeführten Explosionen. In keinem anderen Land in Europa habe sich eine solche Lage entwickelt wie in Schweden, sagte der Parteichef der Moderaten, Ulf Kristersson, diese Woche in einer TV-Debatte. Er steht mit seiner Partei an der Spitze des konservativen Blocks. Regierungschefin Andersson sagte zu dem Thema: „Das hier ist eine schwedische Epidemie.“

Andersson wurde erst im November 2021 als Nachfolgerin ihres Parteikollegen Stefan Löfven und als erste Frau überhaupt zur Ministerpräsidentin von Schweden gewählt. Viele Menschen in ihrem Land halten die frühere Finanzministerin für äußerst glaubwürdig. Sie führt eine ausschließlich aus Sozialdemokraten bestehende Minderheitsregierung an, die im Reichstag auf Unterstützung der liberalen Zentrumspartei, der Linken und der Grünen angewiesen ist.

Schwedendemokraten holen auf

Den Umfragen zufolge könnte Kristerssons Moderate erstmals von den Schwedendemokraten als zweitstärkste Kraft im Parlament abgelöst werden. Die Partei konnte sich bei den vergangenen Wahlen kontinuierlich steigern. Das hat zu einer Verschiebung der politischen Lager im Reichstag geführt: Während sich die konservativen Moderaten, die Christdemokraten und die Liberalen den zuvor außen vor stehenden Schwedendemokraten angenähert haben, unterstützt das liberale Zentrum seit längerem die Sozialdemokraten.

Trotz dieser Verschiebung sind die Verhältnisse in Stockholm nicht einfacher geworden. Im Gegenteil: Das Lager um Andersson kommt im Parlament momentan auf 175, Kristerssons Block auf 174 Sitze. Unter diesen Bedingungen kommt es bei Abstimmungen auf jede Stimme an.

Ob sich das nach der Wahl ändert, ist offen. Andersson müsste im Falle eines Wahlsieges äußerst unterschiedliche Positionen der Linken und des Zentrums vereinen. Kristersson könnte bei dem erwartet starken Abschneiden der Schwedendemokraten mit der Lage konfrontiert werden, dass deren Parteichef Jimmie Åkesson eigene Ansprüche anmeldet. (dpa/red)



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