Seenotrettung vor Libyen: Kapitäne in rechtlicher Grauzone

Immer mehr Afrikaner versuchen über die Türkei in die EU zu gelangen. Wer als Kapitän vor Libyens Küste Flüchtlinge und Migranten aufnimmt, steht vor einer schwierigen Entscheidung.
Titelbild
Überfülltes Holzboot vor der Küste Libyens: Nach UN-Angaben fanden im vergangenen Jahr 1327 Menschen den Tod bei der Flucht über das Mittelmeer oder sind vermisst.Foto: Santi Palacios/AP/dpa/dpa
Epoch Times10. März 2020

Gegen Kapitäne deutscher Schiffe sollte nach Einschätzung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages kein Bußgeld verhängt werden, wenn sie schiffbrüchige Migranten entgegen der Anweisung der libyschen Küstenwache nicht nach Libyen zurückbringen.

Wer sich aufgrund menschenrechtlicher Bedenken weigere, aus dem Mittelmeer Geborgene nach Libyen zurückzubringen, dürfe dafür nicht belangt werden.

In seiner Ausarbeitung führt der Dienst allerdings auch aus, dass Kapitäne, die aus Seenot gerettete Menschen nach Libyen bringen, damit nicht automatisch gegen das völkerrechtliche Verbot der Zurückweisung in einen Verfolgerstaat verstoßen – da dieses Verbot bisher nur für staatliche Akteure gelte.

Allerdings empfiehlt die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO), Migranten nicht an einen Ort zu bringen, „wo ihnen Verfolgung und andere Gefahren drohen“. Die Vereinten Nationen hatten im vergangenen Jahr die „grässlichen Lebensbedingungen“ beklagt, denen Migranten in einigen Gewahrsamseinrichtungen in Libyen ausgesetzt seien. In einer dieser geschlossenen Unterkünfte seien beispielsweise 22 Menschen an Tuberkulose gestorben, da sie nicht ärztlich behandelt worden seien.

Kapitäne bewegen sich in Grauzone

Der Abgeordnete Andrej Hunko (Linke) forderte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf, sich dafür einsetzen, dass Einsätze in der libyschen Seenotrettungszone künftig wieder aus Italien koordiniert werden. Dies sei ohne weiteres möglich, wenn die libysche Regierung hierzu ihr Einverständnis gebe. „Dies ist umso dringlicher, da die libysche Küstenwache wegen des Bürgerkriegs nur noch in Ausnahmen einsatzfähig ist“, mahnte Hunko.

Aktuell bewegten sich Kapitäne von privaten Schiffen unter deutscher Flagge im Seegebiet nördlich von Libyen bei der Seenotrettung von Migranten in einer Art Grauzone, stellte der Wissenschaftliche Dienst fest. Sie müssten einerseits gemäß der Verordnung über die Sicherung der Seefahrt den Anweisungen der jeweils zuständigen Seenotrettungsleitstelle Folge leisten.

Über 1000 Tote in 2019

Andererseits sei fraglich, inwieweit die Verpflichtung, Migranten in einen sicheren Hafen zu bringen, wo auch Nahrung und medizinische Versorgung gewährleistet sind, bei einer erzwungenen Rückkehr der Migranten nach Libyen als erfüllt angesehen werden könne. Bei einer Rücküberführung in Staaten wie Tunesien oder Marokko, wo auch Schmugglerboote starten, sei die Lage weniger eindeutig als im Falle Libyens.

Nach UN-Angaben fanden im vergangenen Jahr 1327 Menschen den Tod bei der Flucht über das Mittelmeer oder sind vermisst. Die wichtigsten Routen der Schlepperboote führen von der Türkei auf die griechischen Inseln, von Libyen Richtung Italien oder Malta, sowie von Tunesien nach Italien und von Marokko nach Spanien. In einzelnen Fällen ist es auch schon vorgekommen, dass aus Seenot gerettete Migranten die Besatzung des aufnehmenden Schiffes daran gehindert haben, sie nach Libyen zurückzubringen. (dpa/so)



Unsere Buchempfehlung

Alle Völker der Welt kennen den Teufel aus ihren Geschichten und Legenden, Traditionen und Religionen. Auch in der modernen Zeit führt er – verborgen oder offen – auf jedem erdenklichen Gebiet seinen Kampf gegen die Menschheit: Religion, Familie, Politik, Wirtschaft, Finanzen, Militär, Bildung, Kunst, Kultur, Medien, Unterhaltung, soziale Angelegenheiten und internationale Beziehungen.

Er verdirbt die Jugend und formt sich eine neue, noch leichter beeinflussbare Generation. Er fördert Massenbewegungen, Aufstände und Revolutionen, destabilisiert Länder und führt sie in Krisen. Er heftet sich - einer zehrenden Krankheit gleich - an die staatlichen Organe und die Gesellschaft und verschwendet ihre Ressourcen für seine Zwecke.

In ihrer Verzweiflung greifen die Menschen dann zum erstbesten „Retter“, der im Mantel bestimmter Ideologien erscheint, wie Kommunismus und Sozialismus, Liberalismus und Feminismus, bis hin zur Globalisierungsbewegung. Grenzenloses Glück und Freiheit für alle werden versprochen. Der Köder ist allzu verlockend. Doch der Weg führt in die Dunkelheit und die Falle ist bereits aufgestellt. Hier mehr zum Buch.

Jetzt bestellen - Das dreibändige Buch ist sofort erhältlich zum Sonderpreis von 50,50 Euro im Epoch Times Online Shop

Das dreibändige Buch „Wie der Teufel die Welt beherrscht“ untersucht auf insgesamt 1008 Seiten historische Trends und die Entwicklung von Jahrhunderten aus einer neuen Perspektive. Es analysiert, wie der Teufel unsere Welt in verschiedenen Masken und mit raffinierten Mitteln besetzt und manipuliert hat.

Gebundenes Buch: Alle 3 Bände für 50,50 Euro (kostenloser Versand innerhalb Deutschlands); Hörbuch und E-Book: 43,- Euro.

Weitere Bestellmöglichkeiten: Bei Amazon oder direkt beim Verlag der Epoch Times – Tel.: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion