Sieben „Cumhuriyet“-Mitarbeiter vorläufig in Freiheit

Ein Gericht in Istanbul hatte am Freitag angeordnet, Musa Kart, den Literaturchef der türkischen Zeitung "Cumhuriyet", sowie Mitarbeiter aus der Justizabteilung nach neun Monaten im Gefängnis vorläufig freizulassen. Sie bleiben angeklagt und müssen sich regelmäßig bei den Behörden melden. 
Titelbild
Protest gegen das Vorgehen der türkischen Regierung gegen die regierungskritische Zeitung „Cumhuriyet”. November, 2015.Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images
Epoch Times30. Juli 2017

Sieben Mitarbeiter der türkischen Zeitung „Cumhuriyet“ sind unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Sie verließen am Samstagmorgen die Istanbuler Haftanstalt Silivri.

Er hoffe, dass auch seine vier weiterhin inhaftierten Kollegen bald freikommen, sagte der Karikaturist Musa Kart nach seiner Freilassung. Den Mitarbeitern der regierungskritischen Zeitung wird die Unterstützung verschiedener Terrororganisationen vorgeworfen. Der Prozess gegen die insgesamt 17 Angeklagten begann am Montag.

Ein Gericht in Istanbul hatte am Freitag angeordnet, Kart, den Literaturchef der Zeitung, sowie Mitarbeiter aus der Justizabteilung nach neun Monaten im Gefängnis vorläufig freizulassen. Sie bleiben angeklagt und müssen sich regelmäßig bei den Behörden melden.

Die vier prominentesten Angeklagten – Herausgeber Akin Atalay, Chefredakteur Murat Sabuncu, die Investigativjournalisten Ahmet Sik und Kolumnist Kadri Gürsel – müssen hingegen weiterhin in Haft bleiben. „Ich hoffe, dass unsere Freunde so schnell wie möglich freikommen“, sagte Kart.

Bislang waren elf der insgesamt 17 angeklagten Zeitungsmitarbeiter inhaftiert. Zumeist saßen sie seit Ende Oktober hinter Gittern, nur Sik wurde zwei Monate später festgenommen.

Den „Cumhuriyet“-Mitarbeitern wird vorgeworfen, die Gülen-Bewegung sowie die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und die linksextreme DHKP-C zu unterstützen. Die Angeklagten wiesen diese Vorwürfe in ihren Plädoyers zurück. Sie verwiesen darauf, dass die Zeitung die Gülen-Bewegung ebenso wie die kurdischen Separatisten immer kritisiert habe. Die Zeitung wirft der Regierung vor, eine der letzten unabhängigen Pressestimmen zum Schweigen bringen zu wollen.

„Unzulängliche Justiz“, lautete am Samstag die „Cumhuriyet“-Schlagzeile über einem Foto der vier inhaftierten Mitarbeiter. „Unsere Freunde und ihre Anwälte haben bewiesen, dass die Anschuldigungen unbegründet und illegal sind. Die Welt hat es gesehen, das Gericht aber nicht.“

Der Prozess stieß auch international auf Kritik. So verlangte die US-Regierung die Freilassung aller Journalisten, die nach dem gescheiterten Putsch im vergangenen Juli „willkürlich“ festgenommen worden seien.

Das US-Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) bezeichnete das Verfahren gegen die „Cumhuriyet“-Mitarbeiter am Samstag als „absurd“. Die Entlassung der sieben Beschuldigten aus der U-Haft sei „ein kleiner Schritt in die richtige Richtung“. Unterstützung erhielten die Angeklagten auch vom früheren türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül, der sich dafür aussprach, alle Journalisten während des Prozesses auf freien Fuß zu setzen.

Die nächste Anhörung vor Gericht ist für den 11. September angesetzt. Sollten die Angeklagten verurteilt werden, drohen ihnen bis zu 43 Jahre Haft. Seit dem Putschversuch vor einem Jahr wurden in der Türkei mehr als hundert Journalisten inhaftiert und fast 150 Medien geschlossen. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion