Soros-Portal: Ökonom Roubini sieht „Mutter aller Wirtschaftskrisen“ im Anmarsch

Der Weltwirtschaft steht eine „tiefe, langwierige Rezession“ ins Haus. Das prognostiziert Ökonom Nouriel Roubini in einem Text für das „Project Syndicate“.
Der Hauptsitz der US-Notenbank Federal Reserve.
Der Hauptsitz der US-Notenbank Federal Reserve.Foto: Pablo Martinez Monsivais/AP/dpa/Archiv
Von 7. Dezember 2022

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Mit einer düsteren Prognose wartet der Wirtschaftswissenschaftler Nouriel Roubini in einem jüngst veröffentlichten Artikel für das „Project Syndicate“ auf. Der Ökonom war leitender Berater von US-Finanzminister Timothy Geithner in der Ära von Präsident Barack Obama. Roubini, der seit 2007 für das vom US-Milliardär George Soros gegründete Portal schreibt, sieht die „Mutter aller Wirtschaftskrisen“ am Horizont.

Eine „tiefe, langwierige Rezession“ werde die gesamte Weltwirtschaft in ihren Bann ziehen, warnt Roubini. Die politischen Entscheidungsträger würden auch nicht mehr in der Lage sein, sie zu bewältigen. Insbesondere die bei der Finanzkrise 2008 und bei der Corona-Krise gewählte Strategie, private und öffentliche Einrichtungen mit Steuermilliarden zu retten, werde nur „noch mehr Benzin ins Feuer der Inflation“ gießen.

Laut Roubini rächt sich die Schuldenpolitik vergangener Jahrzehnte

Die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg scheinen demzufolge ein Fass zum Überlaufen zu bringen, das Politik und Notenbanken bereits zuvor durch ihre Weichenstellungen gefüllt hatten. Roubini sieht einen Teufelskreis aus massiven Schulden, die in den vergangenen Jahrzehnten entstanden waren, und der Demografie. Vor allem westliche Gesellschaften überaltern schnell und nachhaltig – zuletzt hatte beispielsweise auch Tesla-CEO Elon Musk davor gewarnt.

Die demografischen Entwicklungen verschlechterten die Ausgangsposition angesichts eines Zusammentreffens gleich mehrerer krisenhafter Erscheinungen. Die Weltwirtschaft steuere auf ein „noch nie dagewesenes Zusammentreffen“ von Finanz-, Schulden- und Wirtschaftskrise zu.

Deren Ursachen, so Roubini, seien eine explodierende Verschuldung, Kreditaufnahmen und Defizite in den vergangenen Jahrzehnten. Diese träfen nun Haushalte und Unternehmen ähnlich wie Regierungen, Finanzinstitutionen oder Pensionspläne.

Nullzins hielt „insolvente Zombies“ am Leben

Der Ökonom unterstreicht, dass die Gesamtverschuldung des privaten und öffentlichen Sektors im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bereits im Jahr 1999 bei 200 Prozent gelegen habe. Mittlerweile sei sie auf 350 Prozent gestiegen. In China hat das KP-Regime diesen Anteil auf 330 Prozent ausgebaut, in den USA ist er mit 420 Prozent noch alarmierender.

Mithilfe der Nullzinspolitik früherer Jahre hätten die Notenbanken „insolvente Zombies“ am Leben gehalten. Tatsächlich seien zahlreiche Unternehmen, Schattenbanken, aber auch öffentliche Institutionen und Regierungen gar nicht mehr zahlungsfähig.

Jetzt holten die Schulden die „Zombies“ ein. Die Federal Reserve Bank hat ihren Leitzins von 0,25 Prozent im Januar auf eine Spanne zwischen 3,75 und 4 Prozent erhöht. Auch im Euroraum geht es mit den Zinsen deutlich aufwärts. Vom Nullniveau vergangener Jahre hat die EZB auf zwei Prozent erhöht – von weiteren Schritten nach oben ist auszugehen.

Roubini sieht keinen Ausweg aus der Stagflation

Die steigenden Zinsen verteuern auch die Kosten für Kredite und deren Rückzahlungen. Dies erwische viele gerade jetzt auf dem falschen Fuß, diagnostiziert Roubini:

Für viele ist dies ein dreifacher Schlag, da die Inflation auch das reale Haushaltseinkommen schmälert und den Wert des Haushaltsvermögens, wie Häuser und Aktien, verringert.“

Aber auch Unternehmen, Banken und Regierungen blieben nicht verschont. Stark steigende Kreditkosten, sinkende Einkommen, sinkende Sparquoten und sinkende Vermögenswerte träfen auch sie.

Erschwerend wirke sich aus, dass es keine nennenswerten Wachstumsimpulse mehr gäbe, um die steigenden Zinsen und teureren Kredite aufzufangen. Das Wirtschaftswachstum bleibe schwach, die Inflation hoch und in Summe ergebe dies eine Stagflation – das Rezept für einen lange anhaltenden Abwärtstrend.

Harvard-Ökonom Summers geht von „Lawine“ für die Weltwirtschaft aus

Roubini ist nicht der einzige Wirtschaftswissenschaftler, der diese ernüchternde Einschätzung teilt. Erst jüngst prognostizierte Harvard-Ökonom Larry Summers auf „Bloomberg“, dass ein „ziemlich heftiger“ wirtschaftlicher Abschwung kaum vermeidbar sei. Es drohe sich eine „Lawine“ aus Inflation, sinkenden Ersparnissen und zurückgehaltenen Konsumausgaben zusammenzuballen.

Ab einem bestimmten Punkt fangen die Leute an, ihre Häuser auf den Markt zu schmeißen, und dann sieht man, wie die Hauspreise fallen. Dann entschließen sich andere Leute dazu, sie zu verkaufen. Ab einem bestimmten Punkt trocknen die Kredite aus, und wenn die Kredite versiegen, können die Menschen ihre alten Kredite nicht mehr zurückzahlen.“

Verbraucher kauften zudem nur noch, was unvermeidlich sei, und müssten dafür Rücklagen anzapfen. Dynamik, die erforderlich sei, um natürliches Wachstum anzuschieben, bleiben so aus. Das habe erhebliche Folgewirkungen:

Wenn die Arbeitslosenquote nominell um 0,5 Prozent steigt, steigt sie tatsächlich um mehr als zwei Prozent. Und das liegt daran, dass, sobald man in eine negative Situation gerät, eine Lawine losgetreten wird. Und ich denke, wir haben ein echtes Risiko, dass das irgendwann passieren wird.“

BlackRock-CEO rechnet weiterhin mit bis zu vier Prozent Inflation

Auch Larry Fink, der CEO von BlackRock, warnte jüngst davor, mit einer zeitnahen Rückkehr der Normalität zu rechnen. „Börse Online“ zufolge sieht der Vorstandschef des mit zehn Billionen US-Dollar weltgrößten Vermögensverwalters keine Anzeichen für eine Entwarnung im Bereich der Inflation.

Zwar geht er davon aus, dass die Zeit der zweistelligen Inflationsraten zeitnah vorüber sein dürfte. Dennoch rechnet er noch über mehrere Jahre hinweg mit Teuerungsraten von bis zu vier Prozent, was immer noch deutlich jenseits der Notenbankziele läge.

Fink rechnet damit, dass die Auswirkungen der Notenbankpolitik vorangegangener Jahre noch längere Zeit andauern werden. Dies hätte für die kommenden Jahre weiterhin eine hohe Volatilität an den Börsen zur Folge. Er sieht zwar keine Anzeichen für einen großflächigen wirtschaftlichen Zusammenbruch, allerdings auch kaum substanzielles Wachstum. Es werde noch über Jahre eine Entwicklung an den Börsen geben, die „nicht auf echtem Wachstum beruhen wird“.



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