Syrische Regierungstruppen erobern gesamten Nordosten Aleppos

Vor knapp zwei Wochen hatten die Truppen des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad, unterstützt von der syrischen und der russischen Luftwaffe, dann eine Offensive zur vollständigen Eroberung der einstigen Wirtschaftsmetropole begonnen.
Titelbild
Aleppo gehört in dem mehr als fünfjährigen Krieg zu den umkämpftesten Gebieten.Foto: Sana/dpa/dpa
Epoch Times28. November 2016

Den syrischen Rebellen droht in Aleppo eine schwere und womöglich entscheidende Niederlage: Bei ihrem Vormarsch auf die umkämpfte nordsyrische Großstadt haben die Regierungstruppen am Montag das Rebellengebiet im Osten Aleppos in zwei Teile zerschlagen und den gesamten Nordosten der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht. Tausende Zivilisten wurden durch die schweren Gefechte in die Flucht getrieben.

Aleppo war seit 2012 in einen von den Rebellen gehaltenen Osten und einen von den Regierungstruppen gehaltenen Westen geteilt. Vor knapp zwei Wochen hatten die Truppen des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad, unterstützt von der syrischen und der russischen Luftwaffe,  dann eine Offensive zur vollständigen Eroberung der einstigen Wirtschaftsmetropole begonnen.

Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und staatliche Medien übereinstimmend berichteten, eroberten die Regierungstruppen am Montag die Stadtteile Sachur, Haidarija und Scheich Chodr. Kurdische Milizen, die zwar nicht offiziell mit den Regierungstruppen verbündet sind, nach Auffassung der Rebellen aber mit diesen zusammenzuarbeiten, nahmen das Viertel Scheich Fares ein.

Aufständische haben die Kontrolle über den gesamten Nordosten Aleppos verloren

Damit hätten die Aufständischen die Kontrolle über den gesamten Nordosten Aleppos verloren, sagte der Leiter der oppositionsnahen Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Dies sei die „schwerste Niederlage“ für die Rebellen seit der Eroberung Ost-Aleppos im Jahr 2012.

Seit dem militärischen Eingreifen Russlands im Syrien-Konflikt im September 2015 wurden die Aufständischen immer weiter zurückgedrängt. Der Verlust von Aleppo scheint nun nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Er wäre für die Rebellen eine schwere Niederlage und ein möglicher Wendepunkt in dem mehr als fünfjährigen Konflikt.

Jahrelang hätten sich die Aufständischen mit ihren „primitiven Mitteln“ erfolgreich zur Wehr gesetzt, sagte ein Führungsmitglied der Rebellengruppe Nureddin al-Sinki, Jasser al-Jussef. Inzwischen müssten sie sich aber „gegen Russland und den Iran wehren“, sagte er mit Blick auf die wichtigsten Unterstützer Assads.

Rund 10.000 Zivilisten in die Flucht getrieben

Die Assad-Truppen überziehen Aleppo seit dem Beginn ihrer neuen Offensive am 15. November mit heftigen Luftangriffen, Fassbombenangriffen und Artilleriebeschuss. Dabei wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle, deren Angaben nicht unabhängig überprüft werden können, bereits mindestens 225 Zivilisten im Ostteil und 27 Zivilisten im Westteil Aleppos getötet.

Allein am vergangenen Wochenende wurden zudem rund 10.000 Zivilisten in die Flucht getrieben. Am Montag flüchteten weitere Bewohner von Aleppo, die meisten in Gebiete unter der Kontrolle von Regierungstruppen und Kurdenmilizen. Andere machten sich auf den Weg in die südlichen Stadtteile, die noch von den Rebellen kontrolliert werden.

Im Süden Aleppos trafen über Nacht Dutzende Familien ein, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Viele flüchteten zu Fuß und waren völlig erschöpft und ausgekühlt. Anwohner versorgten die Flüchtlinge mit Decken und anderen Hilfsgütern und brachten sie in leer stehenden Häusern unter.

UN „zutiefst besorgt“

Die Vereinten Nationen zeigten sich „zutiefst besorgt“ über die Auswirkungen der Kämpfe auf die Zivilbevölkerung. Die Situation in Aleppo sei „unbeständig“ und ändere sich rasch, sagte der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Scott Craig.

Aleppo wird seit mehr als vier Monaten von den Regierungstruppen belagert. Die UNO konnte seit Mitte Juli keine Hilfslieferungen in den Ostteil der Stadt bringen. Die Menschen in den Rebellengebieten haben kaum noch etwas zu essen, auch die medizinische Versorgung ist fast vollständig zusammengebrochen.  (rls/afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion