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Opposition fordert Neuwahlen

Tansanias Präsidentin gewinnt von Gewalt überschattete Wahl - EU „besorgt“

Nach den Wahlen in Tansania rutscht das Land immer mehr in eine politische Krise. Die größte Oppositionspartei kündigte an, den Wahlsieg von Präsidentin Samia Suluhu Hassan nicht anzuerkennen und spricht von Wahlfälschung. Laut der Opposition wurden bei Protesten mindestens 800 Menschen getötet.

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Mitglieder der tansanischen Sicherheitskräfte proben für die Amtseinführung der neu gewählte Präsidentin von Sansibar, Hussein Ali Mwinyi von der regierenden Chama Cha Mapinduzi (Revolutionäre Partei).

Foto: Marco Longari/AFP via Getty Images

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Bei der von massiver Gewalt überschatteten Präsidentenwahl in Tansania gewann Staatschefin Samia Suluhu Hassan mit haushoher Mehrheit. Nach den am 1. November im Staatsfernsehen veröffentlichten Ergebnissen erhielt sie fast 98 Prozent der Stimmen.
Die Opposition warf den Sicherheitskräften vor, bei Protesten mindestens 800 Menschen getötet zu haben. Hassan verurteilte hingegen Gewalt durch Demonstranten. Die EU zeigte sich „äußerst besorgt“ über die Lage in dem ostafrikanischen Land.

Wahlbeteiligung von 87 Prozent

Nach offiziellen Angaben gewann Hassan mit 97,66 Prozent der Stimmen sämtliche Wahlkreise. Die nationale Wahlbehörde gab die Wahlbeteiligung mit 87 Prozent an. AFP-Journalisten und weitere Beobachter berichteten jedoch, viele Wahllokale seien weitgehend leer geblieben.
Die Regierung schloss die Chadema-Partei von den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen aus. Daraufhin rief die Partei die Bevölkerung zum Boykott auf. Im Zuge der Abstimmung kam es im ganzen Land zu heftigen Protesten. Nach ihren Angaben töteten Sicherheitskräfte seit Mittwoch mehr als 800 Menschen.

Anhänger der Partei ACT-Wazalendo (Allianz für Wandel und Transparenz) zerstreuen sich, als die tansanische Polizei während einer Demonstration in Kigoma am 30. Oktober 2025 mit Wasserwerfern gegen sie vorgeht.

Foto: -/AFP via Getty Images

Sicherheits- und Diplomatenkreise in Daressalam berichteten AFP von Hunderten Toten. Die Zahl der Opfer könne landesweit „vielleicht 700 bis 800“ betragen, hieß es.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „zutiefst besorgt“ angesichts der Berichte über die zahlreichen Toten und Verletzten. Mahmud Ali Jussuf, Vorsitzende der Afrikanischen Union, gratulierte Hassan in einer Erklärung, bedauerte aber „zutiefst den Verlust von Menschenleben“.

Staatschefin: Gewalt ging von Demonstranten aus

Die EU appellierte an die tansanische Regierung, Gewalt zu vermeiden. „Zuverlässige Berichte über eine große Zahl von Todesopfern und Schwerverletzten geben Anlass zu äußerster Besorgnis“, erklärte EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Sie forderte die Behörden „nachdrücklich auf, äußerste Zurückhaltung zu üben, um Menschenleben zu schützen“.
Außenminister Mahmoud Thabit Kombo wies die Anwendung von „übermäßiger Gewalt“ zurück. Seiner Regierung lägen keine Zahlen zu Todesopfern vor.
Staatschefin Hassan verurteilte ihrerseits die Gewalt, die nach ihren Worten von den Demonstranten ausgegangen sei. „Diese Zwischenfälle sind überhaupt nicht patriotisch“, sagte sie im Staatsfernsehen. „Wenn es um die nationale Sicherheit geht, gibt es keine Alternative dazu, alle Verteidigungsmaßnahmen einzusetzen.“
Menschenrechtsgruppen warfen Hasssan bereits vor den Wahlen vor, für eine „Welle des Terrors“ verantwortlich zu sein, darunter zahlreiche Entführungen.

Die Opposition fordert Neuwahlen

Hassan übernahm im Jahr 2021 nach dem Tod von Präsident John Magufuli die Amtsgeschäfte. Mit der Wahl wollte sie ihre Position festigen. Chadema-Chef Tundu Lissu sitzt seit April in Haft und steht wegen Landesverrats vor Gericht – ihm droht die Todesstrafe.
Chadema-Sprecher John Kitoka nannte das Wahlergebnis eine „Verhöhnung des demokratischen Prozesses“ und forderte Neuwahlen. Seine Partei erwäge, zu „nationalen Protesten“ aufzurufen.
Der Generalsekretär der Katholischen Bischofskonferenz in Daressalam, Charles Kitima, nannte die politische Lage in Tansania totalitär. „Zum ersten Mal erleben wir in unserem Land die massenhafte Tötung von protestierenden Menschen“, sagte er in einem Telefonat mit AFP.

Fern- und Nahverkehr liegt still

Die Unruhen führten in Tansania zu chaotischen Zuständen. Zahlreiche Flüge fielen aus, der Hafen von Daressalam wurde geschlossen. Reisende strandeten, Busse und Bahnen fuhren nicht, Tankstellen öffneten nicht mehr. Angesichts zunehmend leerer Regale in den Geschäften meldeten Medien steigende Lebensmittelpreise.
Der 52-jährige Mohamed Radschab aus Daressalam erzählte AFP, dass er seit Mittwoch, dem Ausbruch der Gewalt, in einer Moschee, ausharre. Seitdem sitze er dort fest. „Es gibt keine Verkehrsmittel. Ich weiß nicht, wann ich nach Hause zurückkehren kann.“
Schon am Wahltag kam es zu schweren Unruhen in der Millionenmetropole Daressalam. Demonstranten rissen Plakate von Präsidentin Hassan herunter, stürmten eine Polizeistation an einer Hauptverkehrsstraße und setzten sie in Brand. Die Proteste breiteten sich anschließend auf andere Landesteile aus. (afp/ks)

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