Tausende Gäste kommen zum Staatstrauerakt für ermordeten Ex-Premier Shinzo Abe

Shinzo Abe war Japans am längsten amtierender Regierungschef. Anfang Juli wurde er während einer Wahlkampfrede erschossen. Zu einem Staatstrauerakt kommen Tausende Gäste aus der ganzen Welt.
Akie Abe, die Witwe von Shinzo Abe, trägt eine Urne mit seiner Asche, als sie zum Staatsbegräbnis für den ehemaligen Regierungschef an der Kampfsporthalle Nippon Budokan in Tokio eintrifft.
Akie Abe, die Witwe von Shinzo Abe, trägt eine Urne mit seiner Asche, als sie zum Staatsbegräbnis für den ehemaligen Regierungschef an der Kampfsporthalle Nippon Budokan in Tokio eintrifft.Foto: Kiyoshi Ota/Pool Bloomberg/AP/dpa
Epoch Times27. September 2022

In Japan hat der Staatstrauerakt für den kürzlich ermordeten Ex-Regierungschef Shinzo Abe begonnen. Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen fanden sich am Dienstag in Tokio rund 4300 Trauergäste aus dem In- und Ausland zu dem seltenen Staatsakt ein. Aus Deutschland reiste Ex-Bundespräsident Christian Wulff an.

Begleitet von Kanonenschüssen betrat Abes in schwarzem Kimono gekleidete Witwe Akie mit der Urne ihres Mannes die Kampfsporthalle Nippon Budokan. Dort nahmen die Trauergäste vor einem großen Porträt des ermordeten Ex-Premiers mit Trauerflor Platz. In einem nahen Park legten seit dem Morgen zahlreiche Menschen an zwei Ständen Blumen nieder und beteten. Der Trauerakt löste auch Proteste aus. Rund 20.000 Polizisten wurden mobilisiert.

Abe wurde am 8. Juli während einer Wahlkampfrede in Nara erschossen. Der Attentäter hatte angegeben, den Rechtskonservativen aus Hass auf die umstrittene Mun-Gruppe ermordet zu haben. Die für ihre konservative und antikommunistische Gesinnung bekannte Mun-Gruppe, zu der Abe in Verbindung gestanden hatte, habe seine Mutter in den finanziellen Ruin getrieben und die Familie zerstört.

Abe und Japans Außenpolitik

Shinzo Abe hätte als einer der ersten internationalen Führer Chinas Versuche erkannt, seine wachsende Macht zu nutzen, um die internationale Ordnung zu untergraben, und er sei der Erste gewesen, der gegen die Bedrohung vorging, schreibt der politische Analyst Josh Rogin. Der Kolumnist und Außenpolitiker der „Washington Post“ analysierte am 8. Juli zudem, dass Abe Japans Außenpolitik an diese Erkenntnisse anpasste – zu einer Zeit, als die USA und andere führende Politiker noch auf einer Politik der Zusammenarbeit mit Peking bestanden.

Japan müsste drei Dinge tun, wenn es sich langfristig gegen die wachsende Macht Pekings verteidigen wolle, sagte einmal Abes außenpolitischer Berater und Redenschreiber, Tomohiko Taniguchi, gegenüber Rogin: Die japanische Wirtschaft verbessern, zweitens das amerikanisch-japanische Bündnis stärken und drittens seine diplomatischen Beziehungen ausbauen, indem es sich mit Australien und Indien zusammenschließt. Alle drei Dinge ging der langjährige Premier an.

Abe baute gute Beziehungen zu den beiden ehemaligen US-Präsidenten Trump und Obama auf. Ein großer Teil der US-Strategie für Ostasien kann auf Abe zurückgeführt werden – wie etwa die Idee eines „freien und offenen Indopazifiks“. Der „Quad Security Dialogue“ (Quad), bestehend aus den USA, Australien, Indien und Japan, traf sich bereits mehrmals. Abe schlug Quad ursprünglich im Jahr 2007 vor, als Pragmatiker war er ein Befürworter von Allianzen, Multilateralismus, Menschenrechten und der Stärkung der regelbasierten internationalen Ordnung. (dpa/ks)



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