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Präsidentschaftskandidatur

Tiefgrüne Politik: Anne Hidalgo will Frankreichs erste Präsidentin werden

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Anne Hidalgo.

Foto: THOMAS SAMSON/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 4 Min.

„Eine französische Frau“ heißt das Buch, mit dem die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sich als mögliche nächste Präsidentin Frankreichs in Stellung bringt. Tatsächlich ist der Titel aber nur die halbe Wahrheit, denn Hidalgo ist nicht nur Französin, sondern auch Spanierin. Falls sie die Wahl gewinnt, wäre sie nicht nur die erste Frau an der Spitze des Staates, sondern auch die erste Präsidentin Frankreichs mit doppelter Staatsangehörigkeit.
Nach monatelangen Spekulationen will Hidalgo am Sonntag ihre Präsidentschaftskandidatur ankündigen. Allerdings sieht es derzeit nicht danach aus, als habe die 62-Jährige eine Chance. In Umfragen kommt sie noch immer auf einstellige Zustimmungswerte. Aber sie verweist gelassen darauf, dass die Umfragen sie bei der Kommunalwahl im März ja auch vorab zur Verliererin erklärt hatten.
Hidalgo muss sich erst noch einer internen Vorwahl der Sozialisten stellen, einer Partei, von der sie sich so weit entfernt hatte, dass sie im jüngsten Wahlkampf sogar auf das Parteilogo verzichtet hatte.

Mitarbeiter beschreiben Hidalgo als besserwisserisch und beratungsresistent

In Paris hat sie seit Beginn ihrer Amtszeit tiefgrüne Politik gemacht. Könnte sie die Grünen hinter sich bringen, hätte sie möglicherweise eine Chance. Doch die haben gerade selber genug Kandidaten, die in einer Vorwahl gegeneinander antreten.
Schon im Schatten ihres Vorgängers Bertrand Delanoë hatte Hidalgo sich dafür eingesetzt, die Seine-Ufer für den Autoverkehr zu sperren. Einmal im Amt hat sie dies weiter verfolgt und zudem die Radwege massiv ausgebaut.
Die Pandemie hat ihre Pläne geradezu beflügelt: Mit einem Mal war die Ost-West-Achse Rue de Rivoli mit bis zu fünf Autospuren zu einem extrabreiten Fahrradweg umgewandelt. Zahlreiche Parkplätze wurden zu Straßencafés, nun gilt fast überall Tempo 30.
Diese Politik hat Hidalgo den Ruf eingebracht, sich ausschließlich um die Belange der Pariser zu kümmern. „Sie kümmert sich überhaupt nicht um die Menschen aus den Vorstädten“, meint François Delétraz, Autor einer Schmähschrift gegen Hidalgo. Handwerker kämen nicht mehr zu ihren Kunden, und die Luftverschmutzung habe sich lediglich an andere Orte verlagert, erklärt er.
Zahlreiche Mitarbeiter beschwerten sich, dass Hidalgo besserwisserisch und beratungsresistent sei. „Sie beginnt Sitzungen mit den Worten: ‚Ich habe folgendes entschieden‘, anstatt Diskussionen zuzulassen“, sagt Delétraz. Ende vergangenen Jahres war die Stadt zudem laut „Le Monde“ mit gut sieben Milliarden Euro verschuldet.
In den vergangenen Monaten war Hidalgo viel im Land unterwegs, um Vorwürfe auszuräumen, sie schaue nicht über den Pariser Tellerrand hinaus. Inoffizielle Wahlkampfhilfe bekam sie auch von ihrem Sohn Arthur, der medienwirksam die komplette Seine hinunter schwamm, um auf deren Gefährdung aufmerksam zu machen. Hidalgo hatte angekündigt, dass man bis zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris wieder in dem Fluss baden könne.

Tochter von spanischen Einwanderern

Das Pariser Rathaus hatte bereits einem ihrer Vorgänger als Sprungbrett in den Elysée gedient, nämlich Jacques Chirac, der es 1995 im dritten Anlauf schaffte. Allerdings war Chirac auf dem Land, im Département Corrèze gut verwurzelt.
Hidalgo hingegen hat sich als Tochter spanischer Einwanderer hochgearbeitet. Sie kam im Alter von zwei Jahren mit ihrer Familie nach Lyon und wuchs dort in bescheidenen Verhältnissen auf. Ihre Eltern wollten dem Spanien des Diktators Francisco Franco den Rücken kehren.
In Hidalgos Amtszeit als Bürgermeisterin von Paris fielen die Anschläge auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“, auf den Konzertsaal Bataclan und die Straßencafés. Aber es gab auch die Pariser Klimakonferenz, auf der sie sich mit Bürgermeistern anderer Metropolen zu verstärktem Klimaschutz verpflichtete.
Der Parteichef der Sozialisten, Olivier Faure, traut Hidalgo trotz ihrer Parteiferne einiges zu. „Man rollt uns sicher keinen roten Teppich aus, aber da kann noch einiges passieren“, erklärte er. (afp/oz)

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