„Höchst unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen“
Trump schließt militärische Lösung auf Grönland nicht aus – Sicherheitsinteressen im Fokus
US-Präsident Donald Trump sorgt mit neuen Aussagen zur Zukunft Grönlands und Kanadas für internationale Aufmerksamkeit: In einem Interview schließt er eine militärische Intervention in der Arktis weiterhin nicht aus – im Namen der „internationalen Sicherheit“. Auch ein Beitritt Kanadas zu den Vereinigten Staaten bleibe für ihn kein Tabu.

Die Chefin der US-Basis Pituffik auf Grönland, Susannah Meyers (l.) bei dem Besuch von US-Vizepräsident JD Vance und seiner Frau Usha. (Archivbild)
Foto: Jim Watson/AFP Pool via AP/dpa
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In einem Interview mit NBC hat US-Präsident Donald Trump erneut eine militärische Intervention der USA auf Grönland nicht ausschließen wollen. Im „Meet the Press“-Gespräch mit Moderatorin Kristin Welker äußerte Trump auf Nachfrage, er glaube nicht, dass man dies jemals könne.
Mit Grönland könne „etwas passieren“, sagte Trump. „Ich bin ehrlich: Wir brauchen das für die nationale und internationale Sicherheit.“ Der US-Präsident hatte bereits zuvor zum Ausdruck gebracht, die staatsrechtlich zu Dänemark gehörige Insel käuflich für die USA erwerben zu wollen. Ähnliche Angebote hatten die Vereinigten Staaten bereits 1867 und 1946 unterbreitet. Weder Dänemark noch Grönland, wo eine Unabhängigkeitsbewegung an Boden gewinnt, zeigten sich dazu bislang bereit.
Die USA würden Bewohner von Grönland „sehr zuvorkommend behandeln“
In den ersten Wochen seiner zweiten Amtszeit als Präsident hat Trump zum einen eine mögliche Angliederung Grönlands ins Spiel gebracht. Zum anderen schlug er Kanada vor, sich staatsrechtlich den USA anzuschließen. Was das betrifft, erklärte er lachend, diesbezüglich eine militärische Lösung ausschließen zu können. Dies sei „höchst unwahrscheinlich“, äußerte der US-Präsident. „Um ehrlich zu sein, bei Kanada sehe ich so etwas überhaupt nicht.“
Auch mit Blick auf Grönland hält er einen solchen Schritt für unwahrscheinlich, aber es gebe Umstände, die ein Handeln erforderlich machen könnten. Die USA bräuchten „Grönland sehr dringend… Für die internationale Sicherheit“. Man werde in einem solchen Fall die „sehr kleine Anzahl an Menschen“, die derzeit auf der Großinsel in der Arktis lebe, „sehr zuvorkommend behandeln“. Aufgrund der gegebenen Umstände müsse man das Thema jedoch im Auge behalten:
„Wir haben russische und chinesische Boote, Kanonenboote, Flugzeugträger, in jedweder Richtung entlang der Küstenlinie von Grönland. Wir müssen zusehen, wie wir das schützen können. Und wir brauchen das auch auf internationaler Ebene.“
Formuliert Trump die Monroe-Doktrin des 21. Jahrhunderts?
Bereits im Jahr 2019 hatte Trump während seiner ersten Amtszeit die Idee eines Kaufes der Insel aufgebracht. Diese Ambitionen wurden mit der Monroe-Doktrin verglichen. Diese hatte die Außenpolitik der USA im 19. Jahrhundert bestimmt. Die Vereinigten Staaten stellten sich europäischen Versuchen entgegen, auf dem amerikanischen Kontinent Kolonialpolitik zu betreiben oder unabhängige Nationen zu kolonialisieren.
Gleichzeitig sollten die USA ihren Einfluss innerhalb der westlichen Hemisphäre ausweiten. Heute geht es nicht mehr in erster Linie darum, europäischen Machtprojektionen auf dem amerikanischen Kontinent entgegenzutreten. Stattdessen versuchen BRICS-Staaten, allen voran China und Russland, Einfluss auf kleinere Länder wie Panama oder auf solche mit linksgerichteten Regierungen auszuüben.
Ein nicht unerheblicher Teil der russischen Küstenlinie verläuft in der Arktis. Aber auch China hat, wie zuletzt ein Artikel auf der Seite des Verteidigungsministeriums vom Dezember 2024 aufzeigte, ein erhebliches Interesse an der Region gezeigt. Seit Oktober habe es zunehmend gemeinsame Patrouillen Russlands und Chinas in der Arktis gegeben.
Sicherheit und Rohstoffe machen Grönland interessant
Im März besuchte US-Vizepräsident JD Vance Grönland. Von der US-Weltraumbasis Pituffik im Norden der Insel aus betonte er, die US-Regierung sei „wirklich an der Sicherheit in der Arktis interessiert“. Er prognostizierte, dass dieses Thema in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen werde. Dänemark habe nicht die erforderlichen Schritte gesetzt, um Grönland oder die dortigen US-Basen im Fall eines feindseligen Eindringens auf die Insel halten zu können.
Militärtaktisch ist Grönland für die USA von herausragender Bedeutung, vor allem für die US-Raketenabwehrstrategie. Die Arktis würde die kürzeste Strecke darstellen, die eine Interkontinentalrakete zurücklegen müsste, um Ziele auf dem US-Festland zu treffen. Das Gebiet grenzt zudem an mehrere bedeutende Schifffahrtsrouten und strategische Kanäle in der Arktis.
Auch wirtschaftlich ist Kanada von erheblicher Bedeutung. Das Land soll eine Vielzahl an unerschlossenen Rohstoffen und Bodenschätzen beherbergen. Neben Gold, Platin, Kupfer, Zink, Nickel, Molybdän und Eisen werden auch Rubine und Diamanten vermutet. Die Infrastruktur für den Abbau ist jedoch kaum vorhanden, die Kosten sind hoch und viele Bergbauprojekte sind politisch umstritten.
Trump: Zusammenschluss mit Kanada „würde beiden nützen“
Was Kanada anbelangt, erklärte Trump, sein Angebot eines Beitritts zu den USA sei ernst gemeint gewesen. Er werde auch mit dem jüngst bei den Parlamentswahlen im Amt bestätigten Premierminister Mark Carney über das Thema sprechen. Der US-Präsident betont, dies wäre für beide Seiten eine Win-win-Lösung:
„Wäre Kanada ein Bundesstaat, würde es uns kein Geld kosten. Das wäre großartig.“
Er sei „im Herzen ein Immobilienmensch“, fügte Trump hinzu. Es wäre ein „wunderschönes Land“, wenn man die vor vielen Jahren mit einem Lineal gezogene, künstliche Grenze zwischen beiden Staaten beseitigte.
Für Kanada wäre es auch eine Entlastung, vor allem mit Blick auf das Zwei-Prozent-Ziel der NATO. Mit einem Anteil der Verteidigungsausgaben von 1,37 Prozent am BIP war Kanada im Vorjahr auf dem fünf letzten Platz aller Mitgliedstaaten. Kanada gebe, so der US-Präsident, „praktisch weniger Geld für sein Militär aus als jede andere Nation der Welt“. Carney hatte angekündigt, das Zwei-Prozent-Ziel bis 2030 erfüllen zu wollen.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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