Trumps erstes TV-Interview: Klar gegen Lobbyisten, IS und Kriminelle – „Werden Washington aufräumen“

Donald Trump, der umstrittene neue US-Präsident, wirkt im ersten offiziellen TV-Interview viel zurückhaltender als der aggressive Wahlkämpfer, als der er in den vergangenen Monaten auftrat. Er bereue nichts, so Trump. Bei einigen von ihm aufgebrachten Reizthemen zeigte er sich kompromissbereit, bei anderen nicht. Dafür sei er ja gewählt worden, so Trump.
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Donald Trump mit seiner Familie im ersten offiziellen TV-Interview nach der Wahl.Foto: Screenshot / CBS
Von 14. November 2016

In seinem ersten Interview mit CBS wirkte Donald Trump in sich ruhend und abgeklärt. Er habe viele große Dinge getan, „aber das hier ist nun so enorm, so unglaublich“, sagte er. Ihm sei klar geworden, dass für ihn nun ein völlig neues Leben anfange. Vor Amt und Verantwortung des US-Präsidenten habe er Respekt, aber keine Angst, so Trump. (Hier Video auf CBS anschauen und  englisches Komplett-Transkript lesen.)

Bereut er seine Gemeinheiten?

„Die Gemeinheit beruhte auf Gegenseitigkeit“, sagte Trump auf die Frage, ob er irgendetwas bereue, das er über Hillary Clinton gesagt hat. „Ich kann nichts bereuen. Nein.“ Auch wenn er sich gewünscht hätte, dass es netter und themenbezogener zugegangen wäre – er sei sehr stolz auf seinen Wahlkampf.

Mit Obama habe er sich einundhalb Stunden statt der angesetzten 15 Minuten unterhalten, da es so viel zu besprechen gab. Sie hätten über viele schwierige Themen gesprochen, unter anderem den Nahen Osten und Obamacare. Trump: „Ich wollte einfach seine komplette Sicht dazu erfahren.“ Schließlich erbe er nun die ganze Verantwortung. Die medialen Gemeinheiten, die zwischen ihm und Obama gelaufen seien, hätten im Gespräch keinerlei Rolle gespielt.

Ist Trumps Wahlsieg eine Nichtanerkennung von Obamas Präsidentschaft?

Trump findet: Nein. Eher sei es eine Ablehnung dessen, was seit längerer Zeit in der Politik passiere. Die Politik habe die Menschen schon seit längerem im Stich gelassen. Der Krieg im Nahen Osten gehe jetzt schon 15 Jahre lang und habe 6 Billionen Dollar verschlungen. Damit hätte man Amerika zweimal renovieren können.

„Ich bin ein sehr nüchterner Mensch“

Die Presse habe versucht, ihn zu einem Wilden zu stilisieren, so Trump. „Ich bin ein sehr nüchterner Mensch“, so der umstrittene Unternehmer. „Ich benehme mich sehr gut, aber es hängt von der Situation ab, manchmal muss man eben etwas gröber sein.“

„Wir verlieren dieses Land“, sagte er. Und er versprach wieder: „Amerika wird an erster Stelle kommen.“ Das sei der Grund, warum er gewonnen habe.

Wird er seine umstrittene Rhetorik ändern?

„Manchmal braucht es eine gewisse Rhetorik, um Menschen zu motivieren. Ich möchte nicht einfach nur ein kleiner, netter und monotoner Charakter sein“, so Trump. Natürlich könne er auch angepasst auftreten, dies werde er in Zukunft auch in vielen Situationen tun.

Ja zu Mauerbau

„Werden Sie wirklich eine Mauer bauen?“ fragte die Moderatorin in Bezug auf die Grenze zu Mexiko. „Ja“, sagte Trump. In bestimmten Gegenden werde er auch einen Zaun akzeptieren, aber eine Mauer sei angebrachter.

Wie wird er mit Millionen illegaler Einwanderer umgehen?

Trump kündigte an, alle Kriminellen entweder abzuschieben oder zu inhaftieren. Er rechnet mit 2 bis 3 Millionen Gang-Mitgliedern und Drogendealern, die dies betrifft. Zuerst werde er die Grenze sichern, bevor er die endgültige Entscheidung treffe, wie man mit diesen Leuten verfahren wird.

Mit der Führung der Republikaner habe er sich mittlerweile geeinigt. (Anm. d. Red. Diese hatte ihn im Wahlkampf teilweise bekämpft.) In Sachen Einwanderung und Gesundheitswesen sowie einer substanziellen Vereinfachung und Erleichterung des Steuersystems seien sie auf seiner Seite, so Trump.

Wie den Lobbyismus abbauen?

Trump wurde darauf angesprochen, dass er zwar im Wahlkampf den Einfluss von Lobbyisten und Interessengruppierungen auf die Politik scharf kritisiert hatte, aber für sein Übergangsteam lauter Lobbyisten ernannt habe. Wie sei das denn miteinander zu vereinbaren? „Das sind die einzigen Leute, die es da unten gibt“, so Trump in Bezug auf den Regierungssitz in Washington. Der ganze Ort sei eine einzige große Lobby. „Wir werden versuchen, Washington aufzuräumen“, sagte er. Das sei eben das Problem des Systems. Es werde demnächst Einschränkungen für den Influx von ausländischen Geldern und Amtszeitbeschränkungen geben, auch wenn einige Leute darüber nicht glücklich sein werden. Es werde einen stufenweisen Abbau des Lobbyismus geben.

Thema Supreme Court

Trump kündigte an, dass er dieses sehr wichtige Thema schnell angehen wird. Er will Richter ernennen, die gegen Abtreibung und für das Recht auf Waffenbesitz seien. Ob er das Abtreibungsgesetz „Roe vs Wade“ abschaffen wird? Darauf legte er sich nicht fest. Er werde die Abtreibungsgesetzgebung den Staaten überlassen. Dies könne dazu führen, dass Frauen in einigen Staaten nicht mehr abtreiben können – dann müssten sie dazu eben in andere Staaten gehen, so Trump. Bis dahin werde es aber noch ein langer Weg sein.

Proteste und Übergriffe: „Hört auf damit!“

Trump sagte, niemand brauche Angst vor seiner Präsidentschaft zu haben. „Hab keine Angst. Wir werden unser Land wieder zurückbringen.“ Man müsse ihm jetzt ein bisschen Zeit geben, so Trump. Über die Demonstranten, die in vielen US-Städten gegen ihn auf die Straße gingen, sagte er: „Ich glaube, sie kennen mich einfach nicht.“ Trump distanzierte sich von Angriffen und Pöbeleien gegen Minderheiten, die laut Bürgerrechtlern seit seinem Wahlsieg zugenommen haben. „Ich hasse es, so etwas zu hören, und es macht mich traurig, so etwas zu hören“, sagte er. „Wenn es hilft, werde ich Folgendes sagen, und ich werde es direkt in die Kameras sagen: Hört auf damit!“

Sonderermittler gegen Hillary Clinton?

Aufsehen erregte in Trumps Wahlkampf auch seine extrem scharfe Rhetorik gegen Clinton. Im zweiten TV-Duell hatte er angekündigt, einen Sonderermittler wegen der Email-Affäre einsetzen zu wollen und er drohte seiner Konkurrentin offen mit Gefängnis. Daraufhin riefen Trumps Anhänger bei seinen Auftritten häufig: „Sperr Sie ein!“. Wie will er damit nun weitermachen? Sie habe einige schlechte Dinge getan, so Trump. Er wollte aber keine Angabe machen, ob er einen Sonderermittler einsetzt um Untersuchungen gegen Clinton zu starten. Er werde darüber nachdenken, aber er wolle (den Clintons) nicht schaden. Sie seien gute Menschen. Er wolle sich erstmal darauf konzentrieren, das Land neu auszurichten. Er wolle sich auf den Arbeitsmarkt, das Gesundheitssystem, den Grenzschutz und ein großes Einwanderungsgesetz konzentrieren. Er versprach zu gegebenen Zeitpunkt eine Antwort darauf zu geben.

Wird er FBI-Direktor James Comey entlassen?

Darauf wollte sich Trump nicht festlegen. Erst wolle er mit Comey persönlich sprechen.

Er will kein Gehalt

Trump sagte im Interview, dass er auf die Bezüge für das Präsidentenamt verzichten wolle. Anstelle der jährlichen 400.000 Dollar (knapp 370.000 Euro) werde er nur einen symbolischen Dollar annehmen, sagte er. Auch größere Urlaube schloss er aus: „Wir haben soviel zu tun. Und ich will es für die Menschen tun.“ Da werde es keinen Raum für längere Ferien geben.

Wie will er den IS besiegen?

Dazu nannte er keine konkreten Pläne, versicherte aber, dass er die  Terrormiliz „loswerden“ wolle.

Obamacare

Bei Obamacare werde es Änderungen geben. Bessere Versorgung zu niedrigerem Preis. Es werde keine Versorgungslücke geben, wenn die Änderungen kommen, versicherte Trump. Auch Menschen mit Vorerkrankungen sollen weiter aufgenommen werden. Der Schutz für seit längerem im Haushalt lebende Kinder werde auch beibehalten.

Er rüttelt nicht an Homo-Ehe

Gegen Ende des Interview ging es nochmals um die Angst der Minderheiten: Afroamerikaner, Muslime und die LGBTQ-Community seien derzeit in Sorge und Angst. Trump meinte: „Ich finde es schrecklich, dass das passiert. Ich denke, das wurde durch die Presse verursacht, weil ehrlich gesagt, die stürzen sich auf jeden kleinen Vorfall, den sie in diesem Land finden können, und den es auch schon vorher gegeben haben könnte.“ Das würde jetzt alles medial wegen ihm aufgebauscht, die Presse sei eben so, meinte Trump. Dann sagte er, dass er ein Unterstützer der LGBTQ-Community sei. An der Homo-Ehe werde er nicht rütteln. Seine Haltung dazu sei irrelevant, weil sie vom Supreme Court abgesegnet und Gesetz sei. Und das sei für ihn ok, so Trump.

Clintons Glückwunsch-Anruf

In den letzen 21 Wahlkampftagen habe er sechs, sieben Reden pro Tag gehalten, so Trump, der von „wilden Zeiten“ sprach. Bei seinem letzten Auftritt in Michigan um 1.00 Uhr nachts, der gerade mal einen Tag zuvor angekündigt worden war, kamen 31.000 Menschen. „Das sieht nicht nach dem zweiten Platz aus“, habe er da schon gesagt. Trotzdem musste er das ganze erstmal realisieren.

Hillary Clinton habe ihn angerufen und ihm gratuliert. Das war für sie nicht leicht, so Trump, der zugibt, dass es für ihn auch nicht leicht gewesen wäre. Sie habe gesagt „Herzlichen Glückwunsch, Donald. Gut gemacht“. Er habe geantwortet: „Ich möchte Ihnen danken, Sie waren eine großartige Mitbewerberin.“ Auch Bill Clinton habe ihn angerufen und sei sehr nett gewesen: Der Ex-Präsident habe den Wahlkampf „einen der erstaunlichsten, den ich je gesehen habe“ genannt.



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