Unisex-Burka und „Kartoffelsäcke für alle“? Soziologin sieht enge Kleidung als Grund für Grapschereien

Soziologin Barbara Kuchler ist auf dem Evangelischen Kirchentag überzeugt: Frauen, die auf ihr optisches Erscheinungsbild achten, tragen Mitverantwortung für Grapschereien. Sie verlangte eine Angleichung der Kleidung zwischen den Geschlechtern – entweder „Kartoffelsäcke für alle“ oder alle Geschlechter müssten in gleicher Weise zum Tragen enger, körperbetonter Bekleidung angehalten werden.
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Foto: iStock (Symbolbild)
Von 22. Juni 2019

Vulven malen, „Schöner kommen“-Workshops und weit und breit keine AfD, die diese Idylle stören würde: Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag in Dortmund bietet die angemessene Atmosphäre für die Avantgarde des aufgeklärten deutschen Christentums, um im herrschaftsfreien Diskurs Visionen für eine sozial- und geschlechtergerechtere Gesellschaft der Zukunft zu entwerfen.

Diese Möglichkeit wollte sich etwa Barbara Kuchler, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Theorie und Allgemeine Soziologie an der Universität Bielefeld, nicht entgehen lassen. Sie legte im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema „Geschlechterverhältnisse“ dar, welche verborgenen Ausbeutungszusammenhänge die Modeindustrie begünstige.

„Frauen haben die gesellschaftliche Hauptverantwortung fürs Schönaussehen“, beklagte Kuchler und viele von ihnen offenbarten dabei sogar noch ein falsches Bewusstsein, indem sie sich „sehr bereitwillig“ an einem solchen gesellschaftlichen System beteiligten. Dies gehe beispielsweise durch Schminken, Zupfen der Augenbrauen und das Tragen enger Kleidung vonstatten.

„Kartoffelsäcke für alle“

Eine solche Form der Kollaboration mit dem kapitalistisch-patriarchalischen Klassenfeind sei jedoch nicht nur ein Verrat an den weltanschaulich gefestigteren Kämpfer*innen wider das Patriarchat, sondern beschwöre auch Konsequenzen herauf. Frauen, die ihre äußere Erscheinung aus aufmerksamkeitsökonomischen Gründen auf die genannte Weise optimierten, so die Wissenschaftlerin, bräuchten sich nicht zu wundern, wenn sie „angesehen werden und es zu Grabschereien kommt“.

Einen Ausweg aus dieser Misere böte es, würde die Modeindustrie endlich dazu übergehen, die Kleidung zwischen den Geschlechtern anzugleichen. Es bräuchte entweder „Kartoffelsäcke für alle“ oder alle Geschlechter müssten in gleicher Weise zum Tragen enger, körperbetonter Bekleidung angehalten werden.

Die augenscheinliche Logik dahinter: Würden auch Männer Miniröcke tragen, würden diese auch bei Frauen früher oder später in anderer Weise wahrgenommen.

Zwar müssten Männer „natürlich ihre Hände im Griff haben“, versucht die Wissenschaftlerin die Brisanz ihrer Aussage abzuschwächen – Frauen, die aufgestylt ins Büro kämen, könnten jedoch nicht davon ausgehen, nur nach ihrer Leistung beurteilt zu werden und trügen zumindest teilweise eine Verantwortung im Hinblick auf das Risiko übergriffiger Verhaltensweisen.

„Sexarbeiterin“ klagt: Frauen werden „generell nicht ernst genommen“

So viel an vorsorglicher Konfliktvermeidungsstrategie ging ihrer Mitdiskutantin Kristina Marlen dann doch zu weit. Die „Sexarbeiterin“, selbsternannte Spezialistin für „erotische Körperarbeit“ und „sexpositive Feministin“ befürchtete offenbar eine mögliche Geschäftsschädigung und warnte davor, „den öffentlichen Raum zu entsexualisieren“.

Sie befürchte auf diese Weise, dass einmal mehr „die weibliche Sexualität zensiert“ werde und am Ende „die Frau, die ihre sexuellen Wünsche formuliere“, sprichwörtlich die A****karte habe. Reizabtötende Kleidung würde sexuelle Gewalt nicht verhindern. Frauen würden auf ihrer Arbeit nicht ernst genommen, weil sie „generell nicht ernst genommen“ würden.

Die Debatte blieb nicht in der identitätspolitischen Filterblase des Evangelischen Kirchentages, sondern pflanzte sich bald in die sozialen Medien fort. Vor allem die Andeutung, Frauen forderten Übergriffigkeiten durch ihre Kleidung heraus, stieß auf heftigen Widerspruch. Von einer „unfassbaren Aussage“ Kuchlers schrieb auf Twitter die Deutsche Polizeigewerkschaft. „Endlich wird Grabschern von wissenschaftlicher Seite ein Freibrief ausgestellt“, schrieb ein anderer Twitter-Nutzer, ein „Punk der Neuzeit“ meint:

„Zusammen mit der Kontrolle der sozialen Netzwerke haben wir dann bald das Szenario von 1984 von George #Orwell. Herr #Habeck würde sich sicherlich darüber freuen!“

 



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