„Unser Kumpel starb als Selbstmord-Bomber des IS“: Ein deutsches Schicksal

Nur wenige Monate nachdem sich Jacek S. erstmals mit Bart und schwarzem Gewand bei Facebook zeigte, sprengte er sich im Irak per Autobombe in die Luft. EPOCH TIMES traf einen seiner Schulfreunde, der erzählt, wie ein Deutscher zum IS-Kämpfer wurde.
Titelbild
Auf diesem Foto erkannten Freunde und Familie Jacek S. wieder.Foto: Screenshot Göttinger Tageblatt
Epoch Times24. November 2015

Im Juni 2015 wurde Abu Ibrahim al-Almani im Nordirak zum Märtyrer des Islamischen Staats: Zusammen mit drei weiteren jungen Gotteskriegern sprengte er sich in die Luft. Die Terroristen fuhren vier mit Sprengstoff beladene Toyotas in eine Menschenmenge – in Hadschadsch an der Straße zwischen Tikrit und Baidschi, so die Darstellung des IS. Es gab mindestens 11 Tote und 27 Verletzte. Baidschi liegt auf dem Weg zur größten Ölraffinerie des Landes, strategisch wichtig.

Abu Ibrahim al-Almani, dieser Kampfname verweist auf deutschen Ursprung. Sein Bild stellte der IS bald darauf ins Netz – ein Brite, ein Serbe und ein Afghane vervollständigten die Märtyrer-Galerie.

Vier Männer in heldenhafter Pose vor großen, schwarzen Toyotas heben auf den Bildern den Zeigefinger – die typische IS-Geste. Auffällig ist das Lächeln, das Abu Ibrahim al-Almani auf dem Foto zeigt, als er am Steuer sitzt. Er starb mit nur 28 Jahren.

Seine Freunde sind schockiert

„Als wir die Fotos im Göttinger Tageblatt gesehen haben, konnten wir es nicht glauben“, erzählt Tom (Namen von der Redaktion geändert) und man merkt, wie sehr es ihn immer noch berührt. „Ich war geschockt. Ich hatte Schauer am ganzen Körper, als ich das gesehen habe.“ „Der junge Mann auf dem Foto war Jacek, unser Kumpel von früher.“ Tom hatte mit Jacek seinen Realschulabschluss an der Volkshochschule in Göttingen nachgeholt. „Viele Freunde von ihm waren Freunde von mir. Ich finde es erschreckend, wie schnell das geht. Ein halbes Jahr zuvor habe ich ihn noch getroffen und wir haben über Dinge geredet, die nichts mit dem Koran zu tun haben. Dann war er plötzlich schon unten.“

Schon früher auffällig geworden

Jacek S. aus Göttingen war der Polizei wegen Drogen- und Fahrzeugdelikten aufgefallen. Doch dass er wenige Monate später im Nordirak ein Auto in eine Menschenmenge fährt und sich und ein Dutzend Unschuldige in den Tod reißt, konnte sich keiner vorstellen. Jacek S. kam ursprünglich aus Polen. Er hat nie so ganz dazu gehört, er hat vieles ausprobiert, erzählt Tom. „Der liebte es, mit dem Motorrad herumzudüsen. Drogen hat er auch genommen, aber nur Haschisch. Und Frauengeschichten hatte er.“ Ein wenig auffällig war er also, aber gleich Selbstmordattentäter?

„Er lebte auch einmal eine Zeit lang vegan“, führt Tom weiter aus. Darauf verweisen auch die Aussagen der Nachbarn, die ihn laut Göttinger Tageblatt als „hager“ und „schmal im Gesicht“ beschreiben. Auf dem IS-Foto ist er kräftig und selbstbewusst – und lächelt. Er muss sich also im Terrorcamp des IS körperlich gut erholt haben – auf dem Foto sah er wie ein neuer Mensch aus. Für Tom ist das unbegreiflich. Er sagt nur: „Wie müssen die dir das Gehirn gewaschen haben, dass du so glücklich erscheinst, bevor du stirbst?“

Mit Bart und schwarzen Klamotten bei Facebook

Tom hat sich mit Jacek manchmal im „mixed martial arts“ (MMA)-Kampf duelliert. Bei MMA wird im Vollkontakt unter Einbezug vielseitigster Kampftechniken gekämpft. Doch auch das ist unter Jugendlichen nichts Außergewöhnliches. Merkwürdig wurde es erst, als Jacek ein Bild mit Bart und eindeutiger Bekleidung bei Facebook hochlud. Tom und viele seiner Freunde kündigten ihm daraufhin die Facebook-Freundschaft. Auch die Nachbarn berichten davon, dass der junge Mann Anfang 2014 zum Islam konvertiert sei und im Treppenhaus „laut und aggressiv“ geworden sei, so das Göttinger Tageblatt.

Die Eltern wollten seinen Pass verstecken

Jaceks Eltern ahnten, dass ihr Sohn dabei war, sich dem IS anzuschließen und sie versuchten, es zu verhindern: „Die Eltern wussten, dass er nach Syrien wollte und sie haben seinen Pass versteckt. Es hat wenig geholfen“, erzählt Tom. Im April war ihr Sohn dann verschwunden. Jacek reiste offenbar über Antalya zunächst nach Syrien, anschließend in den Irak. Nachdem Attentat zeigte die Polizei der Familie die Bilder von Abu Ibrahim al-Almani, damit sie ihn als Jacek identifizierten.

Der IS rekrutiert überall

Tom erzählt auch noch, dass er nach Jaceks Abreise einem von dessen engen Freunden begegnete. Er erzählte, Jacek habe ihm gesagt: „Komm auch zu ISIS, hier ist es voll cool.“ Doch der Freund folgte der Aufforderung nicht … Als man in Göttingen erfuhr, dass ein junger Mann aus der Stadt bei einem IS-Anschlag ums Leben kam, ging ein anderer Freund aus der Parallelklasse von damals zur Göttinger Moschee, um zu fragen, „was sie mit Jacek gemacht hätten“. Ein radikaler Imam entgegnete ihm bloß: „Hau ab und bete für ihn.“ (kf)



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