US-Sanktionsstart gegen Huawei – Samsung, LG, Hynix und sogar China-Firmen stellen Lieferung ein

Seit Dienstag, 15. September, gelten die US-Sanktionen gegen den chinesischen Tech-Konzern Huawei, den US-Präsident Donald Trump auch „Spy-wei“ nennt. Die US-Sanktionen richten sich auch gegen die 38 Huawei-Tochterunternehmen in 21 Ländern. Apple könnte ein Problem drohen.
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Huawei (Symbolbild).Foto: Kevin Frayer/Getty Images
Von 16. September 2020

Seit Dienstag, 15. September, gelten die Sanktionen der US-Regierung gegen den chinesischen Tech-Giganten Huawei, um die chinesische de facto Staatsfirma von ihren Chiplieferanten abzuschneiden. Schrittweise wurden damit die sich seit Mai 2019 verschärfenden Sanktionen gegen die chinesische Firma umgesetzt, die US-Präsident Trump auch „Spy-wei“ nennt. Die US-Sanktionen vom 17. August richten sich auch gegen die 38 Huawei-Tochterunternehmen in 21 Ländern.

Durch das Verbot von Zulieferungen, die mit US-Technologie hergestellt wurden, wie etwa Software, Patenten, Fertigungsmaschinen, verliert Huawei offiziell den Zugang zu den fortschrittlichen Chips, die es für die Herstellung seiner High-End-Smartphones und 5G-Geräte benötigt.

Die Lage entwickelt sich zu einer existenziellen Bedrohung für Huawei, das offenbar trotz Vorratskäufen nur noch bis Anfang 2021 fortschrittliche Halbleiter für Smartphones und 5G-Geräte auf Lager hat.

Laut der taiwanischen Fachzeitung „Digitimes“ hätten sogar in China ansässige Chiphersteller aufgrund des Beginns der US-Sanktionen „ihre Lieferungen an Huawei sowie die gemeinsamen Entwicklungsprojekte, die sie mit dem chinesischen Anbieter durchgeführt hatten, stillschweigend eingestellt“, um zu verhindern, gegen die US-Handelsbeschränkungen zu verstoßen.

Samsung lagert aus China aus

Die südkoreanische Tageszeitung „Chosun“ berichtete kürzlich in diesem Zusammenhang, dass die südkoreanischen Lieferanten von Huawei ab Inkrafttreten des US-Verbots am 16. September die Belieferung des China-Konzerns einstellen, darunter Südkoreas Halbleiter-Giganten Samsung und SK Hynix (Platz 1 und 3 weltweit).

Samsung Elektronics, einer der weltgrößten Elektronikkonzerne und Teil des südkoreanischen Mischkonzerns Samsung-Group, reichte vergangene Woche bei den Behörden in Südkorea Unterlagen ein, die von einem 6,6 Milliarden US-Dollar schweren „langfristigen strategischen Vertrag“ des Konzerns beim Ausbau von 5G in den USA zeugen.

Zudem wird Samsung Electronics im November sein einziges TV-Produktionswerk in China in Tianjin schließen. Ebenfalls geschlossen wird die Produktion im einzigen Computerwerk der Koreaner in China in Suzhou, schreibt die „South China Morning Post“ aus Hongkong. Dort soll nur noch geforscht werden. Von Samsung Display wurde bekannt, dass es die Produktion von LCD-Bildschirmen in China und in Südkorea einstellen wird. Laut „Chosun“ wird auch die Lieferung von Smartphone-Displays durch Samsung Display und LG Display an Huawei eingestellt.

Sowohl der taiwanische Chiphersteller TSMC als auch der US-amerikanische Prozessor-Spezialist Qualcomm nehmen ohnehin schon seit Wochen keine Aufträge aus China mehr an.

Apples China-Strategie könnte sich rächen

Mehdi Hosseini, Halbleiteranalyst bei der Susquehanna International Group, sagte gegenüber dem US-Finanzmagazin „Barron’s“ vor einiger Zeit, dass, wenn „die USA Huawei vernichtend schlagen, wäre Apple die offensichtliche Wahl für einen Vergeltungsschlag“. Apple sei der einzige „globale Markenname“, gegen den China auf diese Art und Weise zurückschlagen könnte.

Zwar hat China bisher Apple nicht wegen der Huawei-Ächtung bedroht, doch macht Apples unter den US-Tech-Firmen einzigartige Exponiertheit in China das Hard- und Softwareunternehmen anfällig für mögliche Racheakte des Regimes.

Apple ist in seiner Herstellung stark abhängig von China, insbesondere bei seinen iPhones und Computern, die zum größten Teil in China hergestellt werden. Laut „Fortune“ haben 75 Prozent der Apple-Zulieferer mindestens eine Produktionsstätte in China. Der Umsatz des Unternehmens findet zu einem Viertel in China statt. Drei Millionen Menschen arbeiten in China für Apple oder dessen Vertragspartner wie etwa den Elektronikhersteller Foxconn (Taiwan), schreibt das „Wall Street Journal“.

Nun könnte sich Apples China-Vertrauen rächen, auch wenn dies kaum als wahrscheinlich angenommen wird, da der US-Konzern bereitwillig nach Chinas Regeln spielt, inklusive Zensurumsetzung. Zudem gehen Analytiker davon aus, dass die Schließung der Lieferkette von Apple für China selbst schwerwiegende Auswirkungen hätte. Ob sich das tatsächlich schützend auf Apple auswirkt, hängt möglicherweise davon ab, wie China den Konflikt mit den USA im Weiteren betrachtet: wirtschaftlich oder ideologisch.

Chinas Chiphersteller in der Zwickmühle

Medienberichten aus China nach sucht Huawei einen Ausweg. Das chinesische Staatsmedium „Security Times“ berichtet von „Huaweis dunkelstem Moment“, und dass Huawei jetzt auf dem Smartphone-Markt in eine Sackgasse geraten sei. Ein befragter Halbleiterexperte geht davon aus, dass Huaweis einziger Ausweg in der Zuwendung zu anderen Bereichen liege, wie etwa Laptops oder Autos.

Dem Experten nach sei es für Huawei jedoch schwierig, nach alternativen Chiplieferanten in China zu suchen, da es für seine High-End Smartphones fortschrittliche Chips benötige. Doch die Technologien chinesischer Hersteller hinken Generationen hinterher.

Selbst einige chinesische Hersteller könnten durch das US-Verbot Schwierigkeiten bekommen. Sollten sie amerikanische Technologien verwenden, müssten auch sie erst eine Lizenz von den USA erhalten, um an Huawei liefern zu können. Und die Hürde für eine solche Lizenz ist hoch. Auch Chinas größter Chiphersteller SMIC benötigt die Zustimmung Washingtons, um Huawei weiterhin zu beliefern. Doch auch wenn das Unternehmen Zugang zu Low-End-Chips habe, würde dies Huawei keinen Wettbewerbsvorteil verschaffen, so der Experte.

SMIC-Lieferanfrage von USA abgelehnt

Am Abend des 15. September erklärte SMIC, dass es bei den USA die Weiterbelieferung an Huawei beantragt habe, so die „Security Times“. Das US-Handelsministerium habe jedoch keine Lizenz erteilt.

Dem Bericht nach habe Huawei „unter Berufung auf Nachrichten aus der Huawei-Industriekette derzeit keinen Plan B“. Einige Händler hätten zudem angegeben, dass es schwierig sei, Huawei-Mobiltelefone zu erhalten, wenn sie nicht mit Uhren, Armbändern, Brillen, Tablets, Audio, Kopfhörern und anderen Produkten synchronisierbar seien.

Den Aufbau einer eigenständigen Halbleiter-Lieferkette als Notlösung versucht China bereits seit Jahren. Insbesondere sollen zwei Unternehmen für die technologischen Durchbrüche des Landes bei eigenen hochmodernen Halbleitern sorgen. Die Bemühungen erlitten jedoch erst kürzlich einen Rückschlag. Eines der beiden Unternehmen steht kurz vor dem Zusammenbruch, während das andere mit möglichen Sanktionen aus den USA rechnen muss.

Mit Material von NTD



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