USA und Kiew: Gemeinsam überarbeiteten Friedensplan erstellt
Nach den Gesprächen zum US-Friedensplan äußern sich Washington und Kiew zuversichtlich. Es wurde ein „verfeinerter Friedensrahmen“ ausgearbeitet. Themen, die Europa und die NATO direkt beträfen, sollen separat behandelt werden. Bundeskanzler Merz und andere europäische Staatschefs wollen heute auch am Rande eines EU-Afrika-Gipfels darüber beraten.
0
Link kopieren
US-Außenminister Marco Rubio (r) und der Stabschef des ukrainischen Präsidenten, Andriy Yermak, am 23. November 2025 nach ihren Gesprächen über den US-Friedensplan zur Beendigung des Ukrainekrieges in der US-Vertretung in Genf. Auch ukrainische, europäische und kanadische Regierungsvertreter waren in der Schweizer Stadt.
Bei den Beratungen von Ukraine und USA ist ein überarbeiteter und verbesserter Friedensplan erstellt worden. Es sei ein „entscheidender Schritt voran“ gelungen. Das teilten die USA und die Ukraine am späten Sonntag (Ortszeit) in einer gemeinsamen Erklärung mit. Ergebnis der Gespräche sei ein „aktualisierter und verfeinerter Friedensrahmen“, an dem in den kommenden Tagen weitergearbeitet werde.
„Beide Seiten … bekräftigten, dass jedes zukünftige Abkommen die Souveränität der Ukraine vollständig aufrechterhalten und einen nachhaltigen und gerechten Frieden liefern muss“, heißt es in der Erklärung.
US-Außenminister Marco Rubio sprach in Genf von „enormen Fortschritten“. Die noch offenen Punkte seien „nicht unüberwindbar“, sagte er – ohne Details zu den strittigen Themen zu nennen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es schaffen werden.“ Der neue Entwurf wurde zunächst nicht veröffentlicht.
Die Bundesregierung hat die Zwischenergebnisse der Ukraine-Verhandlungen in Genf begrüßt. „Für die Bundesregierung kann ich sagen, dass wir grundsätzlich das, was in Genf passiert ist, positiv sehen“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Sebastian Hille in Berlin auf Anfrage der dts Nachrichtenagentur.
„Wichtig ist, die EU hat dort eine Rolle gespielt und es ist für die EU natürlich von zentraler Bedeutung, dass es eine große Einigkeit in Europa gibt.“ Daran sei der Bundeskanzler „maßgeblich mitbeteiligt“.
Es sei grundsätzlich gut, dass es wieder Fortschritte gebe und dass es vorangehe. Die Ukraine habe zudem weiterhin die vollste Unterstützung der Europäischen Union. Insgesamt sei in dem Prozess noch „sehr viel Bewegung“, so Hille.
Europa- und NATO-Themen sollen separat besprochen werden
Die USA und die Ukraine bezeichneten das Treffen als „äußerst produktiv“, eine Einschätzung, die auch US-Außenminister Rubio teilte. „Meiner persönlichen Meinung nach war dies wahrscheinlich das produktivste und bedeutendste Treffen in diesem gesamten Prozess, seit wir daran beteiligt sind“, erklärte Rubio, der die Verhandlungen seitens der USA leitet.
In der Erklärung heißt es, es habe „bedeutende Fortschritte bei der Annäherung der Positionen und der Identifizierung von klaren nächsten Schritten“ gegeben.
Rubio versicherte den europäischen Partnern, dass Themen, die Europa und die NATO direkt beträfen, separat behandelt werden sollten. Dazu wolle man die Meinungen der Verbündeten einholen, sagte er.
Delegationen der USA, der Ukraine und mehrerer europäischer Staaten, darunter Deutschland, hatten am Sonntag in Genf Verhandlungen über den vor wenigen Tagen von den USA vorgelegten 28-Punkte-Plan zur Beendigung des Ukraine-Kriegs aufgenommen.
Finale Entscheidungen zu dem neuen Plan werden von US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj getroffen. Später muss der russische Präsident Wladimir Putin zustimmen.
Ukraine laut Weißem Haus mit aktuellem Friedensplan einverstanden
Laut Angaben des Weißen Hauses sagten die Ukrainer, dass das Abkommen „ihre nationalen Interessen widerspiegelt“. Es biete „kurz- und langfristige, glaubwürdige und durchsetzbare Mechanismen zum Schutz der ukrainischen Sicherheit“.
Der ukrainische Präsidialamtschef Andrij Jermak sprach von „sehr guten Fortschritten“ im Hinblick auf einen „gerechten und dauerhaften Frieden“.
Die Ukraine äußerte sich zunächst nicht dazu. Selenskyj äußerte sich vor Beginn des Treffens in Genf: „Es ist gut, dass die Diplomatie wiederbelebt wurde und die Gespräche konstruktiv sein können.“
„Die ukrainischen und amerikanischen Teams sowie die Teams unserer europäischen Partner stehen in engem Kontakt, und ich hoffe sehr, dass es zu einem Ergebnis kommen wird. Das Blutvergießen muss beendet werden, und wir müssen sicherstellen, dass der Krieg nie wieder aufflammt“, schrieb er in den sozialen Medien. „Ich warte auf die Ergebnisse der heutigen Gespräche und hoffe, dass alle Teilnehmer konstruktiv sein werden. Wir alle brauchen ein positives Ergebnis.“
Rubi sieht Termin 27. November optimistisch
Für US-Außenminister Marco Rubio gibt es noch einige Punkte, „an denen wir weiterarbeiten müssen“, bevor der Vorschlag dem Kreml vorgelegt werden könne.
Mit Blick auf die Forderung von US-Präsident Donald Trump, bis zum 27. November ein Ergebnis zu erzielen, sagte Rubio, er sei „sehr optimistisch, dass wir es in einer sehr angemessenen Zeitspanne, also sehr bald, schaffen“.
Die Ukraine und die USA haben sich bei Verhandlungen in Genf auf eine überarbeitete Fassung des Friedensplans geeinigt.
Foto: Martial Trezzini/KEYSTONE/dpa
Zwar wünsche er sich einen Abschluss bis Donnerstag – doch „ob Donnerstag, Freitag, Mittwoch oder Montag kommende Woche“ sei nachrangig. „Wir wollen, dass es bald passiert“, sagte er. „Unser Ziel ist es, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden, aber wir benötigen ein wenig mehr Zeit.“
Die europäischen Verbündeten gaben an, dass sie während der Ausarbeitung des Plans durch Washington nicht konsultiert worden seien, was zu einiger Verwirrung darüber führte, welche Parteien an der Formulierung beteiligt waren.
Merz berät heute erneut mit anderen EU-Regierungschefs
Bundeskanzler Friedrich Merz und andere europäische Staats- und Regierungschefs wollten heute auch am Rande eines EU-Afrika-Gipfels in Angola über den Umgang mit dem Friedensplan beraten.
„Das Blutvergießen muss aufhören“, forderte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Sonntagabend im Onlinedienst X. „Es liegt jetzt an Russland, an den Verhandlungstisch zu kommen und diesen Krieg zu beenden.“
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) bezeichnete die Genfer Ukraine-Gespräche als großen Fortschritt für die Berücksichtigung europäischer Interessen.
In den Verhandlungen mit den USA seien die Sorgen der Europäischen Union und der Ukraine gehört worden, sagte Wadephul im „Deutschlandfunk“. Die Furcht, dass sich Russland und die USA über die Köpfe der Ukraine und der europäischen Staaten hinweg die Hände reichen würden, sei geringer geworden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan brachte unterdessen sein Land erneut als Vermittler ins Spiel und kündigte ein Telefonat mit Putin an. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte das für heute geplante Gespräch.
Während die Delegationen in Genf verhandelten, flogen die russischen Streitkräfte erneut Angriffe auf die Ukraine. Bei einem russischen Drohnenangriff auf die Stadt Charkiw wurden mindestens vier Menschen getötet und 17 weitere verletzt. Charkiw liegt im Nordosten der Ukraine nahe der russischen Grenze. Laut örtlichen Rettungsdiensten wurden drei Wohngebäude infolge der Angriffe durch Brände zerstört. (afp/dpa/ks)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.