Waffenstillstand in Afghanistan endet mit neuen Angriffen der Taliban

Der erste landesweite Waffenstillstand in Afghanistan seit mehr als 15 Jahren ging am Abend früher als erwartet mit schweren Gefechten im Süden des Landes zu Ende.
Titelbild
Taliban-Kämpfer.Foto: NOORULLAH SHIRZADA/AFP/Getty Images
Epoch Times17. Juni 2018

Während einer historischen Waffenruhe haben die radikalislamischen Taliban Hoffnungen auf eine längere Feuerpause zerschlagen: Die Waffenruhe werde wie geplant am Sonntagabend enden, teilte ein Taliban-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP mit.

Präsident Aschraf Ghani hatte eine Verlängerung der einwöchigen Feuerpause der Regierungstruppen angekündigt und die Taliban ebenfalls dazu aufgefordert. Unterdessen wurden bei zwei Selbstmordanschlägen im Osten des Landes nach Behördenangaben rund 50 Menschen getötet.

„Wir haben nicht die Absicht, die Feuerpause zu verlängern“, erklärte der Talibansprecher Sabihulla Mudschahid über den Messenger-Dienst WhatsApp. Die Taliban würden ihre „Einsätze“ daher ab dem Sonntagabend fortsetzen.

Die von der Regierung verkündete Feuerpause galt bereits seit Dienstag. Die Taliban hatten ihrerseits ihre Kämpfer aufgefordert, während der ersten drei Tage des Zuckerfestes zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan die Angriffe auf afghanische Sicherheitskräfte einzustellen. Es war das erste Mal in dem seit 2001 andauernden Konflikt in Afghanistan, dass die Taliban eine Feuerpause ausriefen.

Nach dem Beginn der Feuerpause und dem Beginn des Zuckerfestes am Freitag war es überall in Afghanistan zu ungewöhnlichen Szenen gekommen. Afghanische Sicherheitskräfte und Zivilisten umarmten Taliban-Kämpfer aus Freude über die Waffenruhe, beglückwünschten einander zum Zuckerfest und posierten gemeinsam für Fotos.

Ein Taliban-Befehlshaber hatte AFP gesagt: „Alle haben den Krieg satt, und wenn unsere Anführer es anordnen, werden wir die Waffenruhe für immer einhalten.“ Andere Befehlshaber der Radikalislamisten drückten gegenüber AFP dagegen ihren Unmut darüber aus, dass Taliban-Kämpfer von der Regierung kontrollierte Gebiete besuchten und mit Sicherheitskräften feierten.

Präsident Aschraf Ghani hatte in einer Fernsehansprache gesagt, er weise die Sicherheitskräfte an, „auf ihren Verteidigungspositionen zu bleiben“. Die Dauer der Verlängerung war zunächst unklar, Einzelheiten sollten laut Ghani später bekannt gegeben werden.

International hatte die Aussicht auf eine länger anhaltende Waffenruhe vorsichtige Hoffnungen geschürt. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte Ghanis angekündigte Verlängerung der Waffenruhe im Kurzbotschaftendienst Twitter als „einzigartige Chance“ für die Taliban bezeichnet.

Ein westlicher Diplomat in Kabul sagte AFP jedoch, eine längere Waffenruhe der Taliban würde Gesprächsbereitschaft signalisieren. Daran seien die Kämpfer „nicht interessiert“. „Sie wollen einen vollständigen Sieg“, sagte der Diplomat, der anonym bleiben wollte.

Die beiden Anschläge am Samstag und Sonntag ereigneten sich in der östlichen Provinz Nangarhar. Am Sonntag wurden bei einer Explosion vor dem Büro des Provinz-Gouverneurs in Dschalalabad mindestens zehn Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt, verlautete aus Sicherheitskreisen. Ein Sprecher des Gouverneurs gab die Zahl der Todesopfer mit mindestens 14 an, 45 weitere Menschen seien verletzt worden.

Am Samstag hatte sich ein Attentäter im Bezirk Rodat nahe Dschalalabad in die Luft gesprengt – inmitten einer Feier der eigentlich verfeindeten Regierungsarmee und Taliban-Kämpfer sowie Zivilisten. Die Zahl der Opfer stieg inzwischen auf mindestens 36 Tote und 65 Verletzte, wie Nadschibulla Kamawal, der Chef der Gesundheitsbehörde der Provinz, sagte. Der afghanische Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu dem Anschlag.

Im Februar hatte Ghani einen Plan für Friedensgespräche mit den Taliban vorgestellt und deren Anerkennung als politische Partei in Aussicht gestellt. Die Taliban reagierten nicht offiziell auf den Vorschlag und begannen kurz darauf ihre alljährliche Frühjahrsoffensive gegen die afghanische Regierung. (afp)



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