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Treffen in Istanbul

Was forderte Moskau in seinem Memorandum? – Trump ist zu Dreiertreffen bereit

Im Anschluss an die Gespräche zwischen der Ukraine und Russland schlug der türkische Präsident ein erneutes Gipfeltreffen zwischen Trump, Putin und Selenskyj vor. Wie das Weiße Haus mitteilt, ist der US-Präsident dazu bereit. Doch was fordert Russland? Ein Blick in die russischen Vorschläge.

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Wladimir Medinskij (2. v. r.), Leiter der russischen Delegation, in Istanbul am 2. Juni 2025. Russland schlug bei den Gesprächen mit der Ukraine am 2. Juni in Istanbul einen teilweisen Waffenstillstand von zwei bis drei Tagen vor.

Foto: Yasin Akgul/AFP via Getty Images

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US-Präsident Donald Trump hat sich zu einem Dreiertreffen mit dem ukrainischen Regierungschef Wolodymyr Selenskyj und Staatschef Wladimir Putin bereit erklärt.
Trump sei „offen“, einer Einladung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan zu einem Treffen mit Putin und Selenskyj zu folgen, sagte seine Sprecherin Karoline Leavitt am 2. Juni. Er dränge Putin und Selenskyj, „an einen Tisch zu kommen“, um über eine Waffenruhe zu verhandeln.

USA nahm nicht an jüngstem Gespräch teil

Im türkischen Istanbul berieten am Montag Unterhändler der Ukraine und Russlands. Ein US-Vertreter nahm nicht an den Gesprächen teil. Erdoğan schlug im Anschluss an die Gesprächsrunde ein erneutes Gipfeltreffen mit dem russischen Präsidenten Putin, dem ukrainischen Staatschef Selenskyj und US-Präsident Trump vor.
Es sei sein „großer Wunsch“, dass Putin und Selenskyj sich in Ankara oder Istanbul träfen, sagte Erdoğan. Sollte die Gesprächsrunde stattfinden, werde er daran teilnehmen, um aus Istanbul ein „Zentrum des Friedens“ zu machen.
Die Verhandlungsrunde hatte am frühen Montagnachmittag in der Bosporus-Metropole begonnen. Nach rund einer Stunde endeten die Gespräche, bei denen der türkische Außenminister Hakan Fidan vermittelte. Laut einer Erklärung des türkischen Außenministeriums endeten die Gespräche „ohne negatives Ergebnis“, im Anschluss äußerten sich Mitglieder beider Delegationen zu den Ergebnissen.

Was fordert Moskau?

Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS veröffentlichte das Memorandum, welches die russischen Verhandler in Istanbul vorlegten. Zu den Vorschlägen Moskaus gehören neben dem vollständigen Abzug der ukrainischen Streitkräfte und der Beendigung des Kriegsrechts in der Ukraine auch:
  • Die Neutralität der Ukraine.
  • Abhaltung von Wahlen.
  • Die Gewährleistung der vollen Rechte der russischsprachigen Bevölkerung, einschließlich der Sprache.
  • Gesetzliches Verbot von Verherrlichung und Propaganda für Nazismus und Neonazismus, Auflösung nationalistischer Organisationen und Parteien.
  • Internationale Anerkennung der Krim, des Donbass und „Noworossija“ als Teil Russlands.
  • Verbot der Verlegung ukrainischer Truppen mit Ausnahme des Rückzugs.
  • Keine Atomwaffen auf ukrainischem Territorium.
  • Verbot westlicher Waffen- und Geheimdienstunterstützung.
  • Ankündigung eines zwei- bis dreitägigen Waffenstillstandes an bestimmten Frontabschnitten, um die Leichen der Gefallenen zu bergen.
  • Ab dem Beginn des Rückzugs der ukrainischen Streitkräfte wird ein 30-tägiger Waffenstillstand eingerichtet. Der vollständige Anzug und die Umsetzung dieses Abkommens erfolgen innerhalb dieser 30 Tage.

Was will die Ukraine?

Kiew fordert schon seit Längerem eine direkte, bedingungslose Waffenruhe von 30 Tagen. Weiterhin will die Ukraine ein Mitglied der EU und der NATO werden können. 
Der aktuelle Frontverlauf dient laut den ukrainischen Vorschlägen als Ausgangspunkt für Verhandlungen, wobei das Land die territorialen Fragen erst nach einer Waffenruhe besprechen will.
Weder bei Personal noch bei der Ausrüstung sollte die ukrainische Armee eingeschränkt werden, auch die Stationierung von Armeen „freundlicher Länder“ auf ukrainischem Boden sollte möglich sein.
Die seit 2014 von Russland besetzten Gebiete sollen international nicht als russisch anerkannt werden. 

Alle jungen Kriegsgefangenen austauschen

Beide Seiten einigten sich in Istanbul auf den Austausch sämtlicher Kriegsgefangener im Alter von 18 bis 25 Jahren, aller schwer verwundeten oder schwer kranken Gefangenen und von 6.000 Leichnamen ukrainischer und russischer Soldaten. Das sagte der ukrainische Verteidigungsminister und Chefunterhändler Rustem Umerow.
Der russische Verhandlungsführer Wladimir Medinski bestätigte die Einigung auf den Austausch der sterblichen Überreste von Soldaten, bezifferte die Anzahl aber lediglich auf „mindestens 1.000“ auf beiden Seiten. Er gab jedoch an, nicht zu wissen, wie viele Leichname sich in der Obhut der Ukraine befinden.
Selenskyj forderte Trump dazu auf, Russland mit weiteren Sanktionen zu einer Waffenruhe zu „drängen“. Er erwarte „starke Schritte“ von Trump. Washington solle „die Russen mit starken Sanktionen zu einer Waffenruhe drängen“.
Den Vorschlag Russlands über eine zwei- bis dreitägige Waffenruhe bezeichnete Selenskyj lediglich als „kurze Pause“. Moskau warf er ein „Spiel der Rhetorik“ vor.

Der Leiter der ukrainischen Delegation ist Verteidigungsminister Rustem Umierov (l.). Nach dem zweiten Treffen am 2. Juni 2025 äußerte er sich vor der Presse.

Foto: Adem Altan/AFP via Getty Images

Entführte Kinder

Der ukrainische Präsidentschaftsberater Andrij Jermak erklärte, Kiew habe Moskau bei den Gesprächen in Istanbul eine Liste mit den Namen von mehreren Hundert Kindern übermittelt, die Russland entführt habe oder in russisch besetzten Gebieten in der Ukraine festhalte.
Verteidigungsminister Umerow erklärte weiter, die Ukraine habe Russland eine nächste Gesprächsrunde bis Ende Juni vorgeschlagen. Diese solle „zwischen dem 20. und 30. Juni stattfinden“, fügte Umerow hinzu. Die weiteren Gespräche seien „zentral, um den Verhandlungsprozess voranzutreiben“. (afp/red)

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