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Suppenküchen geben kein Essen mehr aus

Welternährungsprogramm: Lebensmittelvorräte im Gazastreifen erschöpft

Sieben Wochen dauert die israelische Blockade von Hilfslieferungen in den Gazastreifen an. Am gestrigen Freitag verkündete das Welternährungsprogramm, dass die Vorräte aufgebraucht sind und die Suppenküchen kein Essen mehr ausgeben können.

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Laut dem UN-Welternährungsprogramm sind lebenswichtige Nahrungsmittel im Gazastreifen inzwischen knapp. (Archivbild)

Foto: Christoph Soeder/dpa-Pool/dpa

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Lesedauer: 4 Min.

Nach mehr als sieben Wochen israelischer Blockade von Hilfslieferungen in den Gazastreifen hat das Welternährungsprogramm (WFP) seine Lebensmittelvorräte in dem Palästinensergebiet aufgebraucht.
„Heute hat das WFP seine letzten Lebensmittelvorräte an Suppenküchen im Gazastreifen geliefert“, erklärte die UN-Organisation am Freitag. „Diese Suppenküchen werden in den kommenden Tagen erwartungsgemäß kein Essen mehr haben“, hieß es weiter. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte derweil, dass auch die medizinischen Vorräte zur Neige gingen.

Suppenküche einzig zuverlässige Nahrungsquelle

Das WFP betonte, die Suppenküchen seien für die Menschen im Gazastreifen seit Wochen die einzige zuverlässige Nahrungsquelle. Die Küchen würden die Hälfte der Bevölkerung im Gazastreifen erreichen und seien überlebenswichtig.
Israel blockiert seit dem 2. März den Zugang von humanitärer Hilfe in den Gazastreifen. Seit über sieben Wochen seien keine humanitären oder kommerziellen Lieferungen mehr in den Gazastreifen gelangt, teilte das WFP mit. „Dies ist die längste Schließung, die der Gazastreifen je erlebt hat.“ Sie destabilisiere Märkte und fragile Ernährungssysteme weiter.
Die Organisation warnte, dass besonders Kinder unter fünf Jahren, schwangere und stillende Frauen sowie ältere Menschen unter dem Mangel an Nahrung und sauberem Trinkwasser gefährdet seien. Bereits Ende März hatte die Organisation alle 25 vom WFP unterstützten Bäckereien schließen müssen, da Weizenmehl und Speiseöl zum Kochen aufgebraucht waren.

Ernährungshilfe steht bei Grenzöffnung bereit

Mehr als 116.000 Tonnen Ernährungshilfe stünden bereit und könnten vom WFP und Partnern sofort in den Gazastreifen gebracht werden, sobald die Grenzen wieder geöffnet werden, erklärte die UN-Organisation. Das sei genug, um eine Million Menschen bis zu vier Monate lang zu versorgen.
Die Organisation forderte alle Parteien auf, die Hilfsbedarfe der Zivilbevölkerung zu priorisieren und die sofortige Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen zu ermöglichen. Ohne eine Öffnung für Hilfsgüter könne das WFP gezwungen sein, die lebensrettende Hilfe einzustellen.
Der Leiter des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, verurteilte die Blockade von Hilfsgütern für den Gazastreifen als „menschlich verursachte und politisch motivierte Hungersnot“.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus warnte, dass auch die medizinischen Vorräte zur Neige gingen. Die Blockade müsse beendet werden, erklärte er. „Leben hängen davon ab.“

Bisher schlimmste Situation in Gaza

Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) hatte bereits am Dienstag betont, die Situation im Gazastreifen sei „wahrscheinlich die schlimmste“ in dem seit 18 Monate andauernden Krieg.
Die radikalislamische Terrororganisation Hamas wirft Israel vor, gezielt „Hunger als Waffe“ gegen die Zivilbevölkerung im Gazastreifen einzusetzen. Israel wiederum erklärt, die Blockade sei ein wichtiges Druckmittel gegen die Hamas, um die verbliebenen israelischen Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Palästinenserorganisation zu befreien.
Nach einer mehrwöchigen Waffenruhe hatte Israel seine massiven Luft- und Bodenangriffe in dem Palästinensergebiet Mitte März wieder aufgenommen. Seitdem sind dort mindestens mehr als 2.000 Menschen getötet worden.
Beide Seiten weisen sich gegenseitig die Schuld dafür zu: Israel wirft der Hamas vor, die Freilassung von Geiseln wiederholt verweigert zu haben. Die Palästinenserorganisation wiederum beschuldigt Israels Regierung, die Waffenruhe einseitig aufgekündigt zu haben.
Am 7. Oktober 2023 waren hunderte Kämpfer der Hamas und verbündeter islamistischer Gruppen vom Gazastreifen aus in den Süden Israels eingedrungen. In mehreren Ortschaften, auf einem Musikfestival und als Geiseln im Gazastreifen wurden israelischen Angaben zufolge insgesamt 1.205 Menschen getötet, überwiegend Zivilisten.
Von den 251 von der Hamas verschleppten Geiseln werden laut „Jüdischer Allgemeinen“ derzeit noch 59 im Gazastreifen festgehalten, von denen 35 wahrscheinlich nicht mehr am Leben sind. (afp/dpa/red)
 

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