Westafrika: Putschversuch in Gabun fehlgeschlagen

"Die Situation ist unter Kontrolle", erklärte das Präsidialamt nach dem Putschversuch am 7. Januar 2019. In Libreville blieb die Lage weitgehend ruhig, die Landesgrenzen blieben offen.
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Gabunische Gendarmen patrouillieren am 7. Januar 2018 auf dem Platz der Demokratie in Libreville, nachdem eine Gruppe von Soldaten in Gabun die Macht übernehmen wollte, während der kranke Präsident des Landes im Ausland war.Foto: STEVE JORDAN/AFP/Getty Images
Epoch Times7. Januar 2019

Bei einem fehlgeschlagenen Militärputsch im westafrikanischen Gabun sind zwei Rebellen getötet und ihr mutmaßlicher Anführer festgenommen worden. „Die Situation ist unter Kontrolle“, erklärte das Präsidialamt am Montagnachmittag.

Am Morgen hatte eine Gruppe von Soldaten den staatlichen Rundfunk in der Hauptstadt Libreville gestürmt und die Bevölkerung zum Aufstand aufgerufen. Zeitgleich waren Schüsse in der Stadt zu hören, Panzer rückten vor. Staatschef Ali Bongo hält sich seit Wochen wegen eines Schlaganfalls im Ausland auf.

Soldaten stürmten das Funkhaus und nahmen Anführer der Putschisten fest

Wie das Präsidialamt mitteilte, stürmten Sicherheitskräfte das Funkhaus in Libreville, töteten zwei Mitglieder der Rebellengruppe, nahmen den Anführer fest und befreiten Journalisten, die gezwungen worden waren, den Putschisten bei der Verbreitung ihres Aufrufs zu helfen. In einer ersten Erklärung war von vier Festnahmen und einem geflohenen Aufständischen die Rede gewesen.

Die abtrünnigen Soldaten im Staatsradio hatten eine Erklärung verlesen und die Einsetzung eines „nationalen Rates zur Erneuerung“ verkündet. In der Nähe des Rundfunkgebäudes waren Schüsse zu hören. Panzer blockierten kurz darauf den Zugang zu einer Hauptverkehrsstraße in Libreville.

Die Botschaft im Staatsradio wurde von einem Mann verlesen, der sich als Vize-Kommandeur der Republikanischen Garde und Chef einer bislang unbekannten Gruppe namens „Patriotische Jugendbewegung der gabunischen Verteidigungs- und Sicherheitskräfte“ bezeichnete.

In einem in sozialen Netzwerken zirkulierenden Video von der Ansprache, dessen Echtheit AFP verifizierte, waren drei Soldaten mit der grünen Kopfbedeckung der Republikanischen Garde zu sehen. Zwei von ihnen trugen Sturmgewehre.

Die Bewegung rufe „alle jungen Menschen der Verteidigungs- und Sicherheitskräfte und die gesamte gabunische Jugend auf, sich uns anzuschließen“, hieß es. „Der lange erwartete Tag ist gekommen, an dem die Armee entschieden hat, sich auf die Seite des Volkes zu schlagen, um Gabun vor dem Chaos zu bewahren.“ Die Menschen wurden aufgefordert, öffentliche Einrichtungen zu besetzen.

Einige Jugendliche folgten dem Aufruf der Putschisten

In Libreville blieb die Lage weitgehend ruhig. Lediglich in einem Viertel setzten dutzende Jugendliche ein Fahrzeug und Autoreifen in Brand. Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas gegen die Jugendlichen vor.

Sicherheitskräfte seien in der Hauptstadt postiert worden und blieben in den kommenden Tagen präsent, erklärte ein Regierungssprecher. Die Landesgrenzen blieben offen. Die in Libreville abgegebenen Schüsse seien von Sicherheitskräften abgefeuert worden, um eine Menschenmenge unter Kontrolle zu bringen.

Die Afrikanische Union (AU) verurteilte den Putschversuch scharf. Sie lehne einen Machtwechsel, welcher der Verfassung zuwider laufe, rundweg ab, hieß es. Auch Paris verurteilte den versuchten Staatsstreich und rief zur „strikten Achtung“ der Verfassung der ehemaligen französischen Kolonie auf.

Präsident ist wegen eines Schlaganfalls im Ausland zur Behandlung

Präsident Bongo hält sich seit Wochen zur medizinischen Behandlung in Marokko auf, nachdem er im Oktober in Saudi-Arabien erkrankt war. Im November wurde bekannt, dass der 59-Jährige einen Schlaganfall erlitten hat. Am 31. Dezember äußerte sich Bongo erstmals wieder in einer aufgezeichneten Ansprache. Er habe „eine schwierige Zeit hinter sich“, hieß es darin.

Während seiner Abwesenheit übertrug das Verfassungsgericht Gabuns Teile der Macht des Präsidenten auf dessen Stellvertreter und den Ministerpräsidenten.

In ihrer Erklärung vom Montag im Staatsradio verurteilten die Soldaten die in Bongos Abwesenheit getroffenen Regelungen als „illegitim und illegal“. Die aufgezeichnete Ansprache Bongos von Ende Dezember bezeichneten sie als „beschämend“, Gabun sei ein „Land, das seine Würde verloren hat“. (afp)



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