„Wir haben eine Katastrophe dieses Ausmaßes nicht vorausgesehen“

Titelbild
Godzilla steht als Statue in einem Vorort von Tokio. 1954 in einem Film von Ishirō Honda erschaffen, erfreut er sich weltweit erstaunlich großer Beliebtheit. Zahlreiche Trick- und Monsterfilme folgten. Godzilla „entstand“ durch die Atomtests der US-Amerikaner vor der japanischen Küste. Er hat die Fähigkeit, im Ernstfall einen nuklearen Vernichtungsstrahl zu speien.Foto: Toru Yamanaka/AFP/Getty Images

Godzilla – ein Monster, das die japanische Angst vor und die Erkenntnis über die tödliche Radioaktivität ins Sciencefiction und Fantasyland verlegte, steht als zehn Meter hohe Statue in einem Vorort Tokios. Kinder spielen darunter – ahnungslos, dass sein giftiger radioaktiver Atem Wirklichkeit werden kann. Die Erde, der blaue Planet, wird uns sicher überleben, aber eigentlich sollten wir sicher auf ihr leben. Leben!

„Wir haben eine Katastrophe dieses Ausmaßes nicht vorausgesehen?“ Doch, wir haben und wir sehen sie immer noch. Wir wissen genau, dass atomare Strahlung nicht in unserer Lebenszeit, nicht in der unserer Kinder und Enkel zu eliminieren ist, sondern dass sie uns verseuchen kann und das unheilbar.

Meine persönliche Antwort ist, dass wir in uns selbst alles stärken müssen, was mutig ist, was lieben und beschützen kann, was standhalten kann, was aufrichtig ist, was abgeben kann, was vielfältig ist und kreativ. Darin müssen wir einander bestärken ohne Trübsal, ohne Moralinsäure, ohne gegenseitige Vorwürfe.

Und zu dem Zeitpunkt, an dem ich diese Zeilen schreibe, gibt es viele sogenannte Baustellen, die es nahelegen, dass bevorstehende Katastrophen nicht gesehen werden wollen. Wir können nicht zurück in eine heile Kinderwelt, sondern wir müssen erwachen in der Welt der Egomanen, der Despoten, der Raffgierigen, der Verantwortungslosen, der Bösartigen und der Gleichgültigen. Wir müssen uns fragen, welchen Anteil wir daran haben und was wir wirklich wollen.

Ja, ich gehöre auch zu denen, die nicht immerzu die Lebenslust durch Zukunftsängste befrachten möchten. Ich würde gerne daran glauben, dass Menschen mit besonderer Verantwortung sich auch mit klaren Antworten den auftauchenden Fragen stellen können. Als Journalist verliert man diesen Kinderglauben schnell. Als Mensch möchte man es jedoch immer wieder nicht glauben, wenn es wie jetzt in Japan heißt: „Wir haben eine Katastrophe dieses Ausmaßes nicht vorausgesehen.“

Als am 20. Juli 1969 die erste bemannte Mondlandung in der Geschichte gelang, hielten wir sie für einen „großen Schritt für die Menschheit“, so jedenfalls sagte es der Astronaut Neil Armstrong. Der große Schritt geschah im Bewusstsein, etwas, was die Astronauten durchaus auch ausdrückten. Sie blickten durch das Fenster ihrer Raumkapsel auf die Erde und sprachen erstaunt darüber, wie zart der „blaue Planet“ erschien, wie verletzlich er durch den Raum schwebte.

Für mich war es die von weitem sichtbar gewordene Kugelgestalt der Erde, die mich zutiefst berührte und mir klarmachte, dass wir uns in einem fragilen System befinden. Ich verstand, dass alles, was wir tun, in einem Kreislauf rund um den Erdball landet. Dass nichts verschwindet, dass es sich verwandeln kann, aber weiter wirken wird. Dass alles, was wir aussenden, wieder zu uns zurückkommt. Im materiellen Sinn und auch im ideellen und moralischen Sinn. Wie gerne glauben wir, dass der Müll, der „entsorgt“ ist, uns keine Sorgen mehr bereiten wird, aber wie genau muss man hinschauen, ob das wirklich so ist.

Und das „Hinschauen“, das war die weitere Erkenntnis, die diese Mondlandung und die weiteren Erdumrundungen der Weltraumfahrer uns schenken konnten. Wenn wir denn wollten. Wollten wir wirklich? Oder war es nicht bequemer, die rasante technologische Entwicklung zu nutzen, um noch mehr Bequemlichkeit zu genießen?

Wie viel Zeit bleibt uns noch, herauszufinden, ob wir wollen? Ob wir hätten wollen können und was gewesen wäre, wenn wir gewollt hätten? Wollen wir leben? Wollen wir Zukunft? Wollen wir die Verantwortung für uns und unsere Art übernehmen?



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