18 Prozent mehr Lohn für Bodenpersonal in Stuttgart – Verdi im Warnstreik

Bei Lufthansa bleiben mitten in der Ferienzeit die meisten Flugzeuge am Boden. Grund ist ein Warnstreik des Bodenpersonals, das für höhere Löhne streitet. Einen ersten Erfolg erzielte das Bodenpersonal am Flughafen Stuttgart.
Titelbild
Ein Flugzeug wird am Flughafen Stuttgart vor dem Start enteist.Foto: Marijan Murat/dpa/dpa
Epoch Times27. Juli 2022

Am Flughafen Stuttgart haben die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Dienstleister SGS einen Tarifabschluss erzielt. Die rund 300 am Boden Beschäftigten sollen stufenweise 18 Prozent mehr Lohn erhalten, wie Verdi am Mittwoch mitteilte. Dieser Verhandlungsdurchbruch sei möglich gewesen, weil der Arbeitgeber in Stuttgart, „auch unter dem Eindruck des Warnstreiks bei der Lufthansa“ verstanden habe, „wie ein Tarifergebnis im Jahr 2022“ aussehen müsse, erklärte Verdi-Verhandlungsführer Jan Bleckert.

Die Tarifeinigung in Stuttgart sieht laut Verdi vor, dass die Löhne ab August um acht Prozent erhöht werden. Zum Jahreswechsel sollen sie um weitere zehn Prozent steigen. Der Tarifvertrag läuft bis Ende Juni 2023.

Verdi fordert für die rund 20.000 Beschäftigten der Lufthansa am Boden 9,5 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, hat die Gewerkschaft das Bodenpersonal der Airline zu einem 26-stündigen Warnstreik ab Mittwochmorgen aufgerufen.

Lufthansa bleibt am Boden

Mit einem Warnstreik des Bodenpersonals hat die Gewerkschaft Verdi den Flugbetrieb der Lufthansa weitgehend lahmgelegt. Der Ausstand begann am frühen Morgen, wie Streikleiter Marvin Reschinsky der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Lufthansa hat vorsorglich mehr als 1.000 Flüge an den Drehkreuzen Frankfurt und München gestrichen und fürchtet Auswirkungen bis zum Freitag, dem letzten Schultag vor den Sommerferien in Bayern. 134.000 Passagiere mussten ihre Reisepläne ändern oder ganz absagen. Bereits am Dienstag waren mindestens 47 Verbindungen ausgefallen.

Schalter unbesetzt

Am Morgen herrschte am Frankfurter Flughafen in vielen Bereichen gähnende Leere. Am größten deutschen Airport wurden für den Tag 725 von 1160 geplanten Flügen abgesagt, wie ein Sprecher des Betreibers Fraport erklärte. Im vorwiegend von Lufthansa genutzten Terminal 1 sei es sehr ruhig, sagte der Sprecher. Die meisten Schalter sind geschlossen, nur wenige Passagiere waren angereist. Ein etwas lebhafteres Bild zeigte sich am Terminal 2, das Gesellschaften vorbehalten ist, die nicht zum Lufthansa-Bündnis Star Alliance gehören.

Bestreikt werden laut Verdi seit 3:45 Uhr verschiedene Lufthansa-Gesellschaften an den Drehkreuzen Frankfurt und München sowie in Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Bremen, Hannover, Stuttgart und Köln. Aufgerufen sind ganz unterschiedliche Beschäftigtengruppen wie das Schalterpersonal, Flugzeugtechniker und die Fahrer der riesigen Schlepper, die Flugzeuge am Flughafen auf die richtigen Positionen bringen. Der Ausstand soll bis Donnerstag, 6:00 Uhr, dauern. Verdi hat zu Kundgebungen an den Flughäfen Frankfurt, Hamburg und München aufgerufen.

An den dezentralen Flughäfen fallen voraussichtlich jeweils nur die Lufthansa-Flüge von und nach München und Frankfurt aus. Neben den 1023 abgesagten Flügen mit LH-Flugnummer können weitere Verbindungen von Konzerngesellschaften wie Swiss, Austrian und Air Dolomiti kommen, da sie an den Drehkreuzen von Lufthansa-Bodenpersonal abgefertigt werden. Die nicht bestreikte Direktflug-Tochter Eurowings geht hingegen von einem weitgehend normalen Flugbetrieb im gesamten Netz aus.

Verdi: Kein weiterer Warnstreik vor nächsten Gesprächen

Lufthansa-Kunden müssen zumindest bis zur nächsten Gesprächsrunde in der kommenden Woche keine weiteren Aktionen der Gewerkschaft Verdi fürchten. Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle sagte am Mittwoch im ZDF-„Morgenmagazin“ auf eine entsprechende Frage: „Das kann ich ausschließen.“ Behle verteidigte zudem die Länge des Warnstreiks von mehr als 24 Stunden. Man versuche, alle Beschäftigten einzubeziehen.

Lufthansa und Verdi haben erst in zwei Runden über die künftigen Gehälter und Arbeitsbedingungen der rund 20.000 Bodenbeschäftigten gesprochen. Ein dritter Termin ist für den 3./4. August in Frankfurt vereinbart. Ein erstes Angebot hatte Verdi als zu niedrig abgelehnt. Die Gewerkschaft verlangt 9,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro. (dpa/mf)



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