20-Jähriger soll aus Ärger über Politiker deren Daten veröffentlicht haben

Ohne Verbindungen zur rechtsextremen Szene: Der 20-jährige Deutsche, der die Polikerdaten veröffentliche, wurde mangels Haftgründen wieder auf freien Fuß gesetzt.
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Der 20-Jährige sei sehr "computeraffin", erklärte das BKA.Foto: iStock
Epoch Times8. Januar 2019

Ärger über Äußerungen von Politikern und anderen Prominenten: Aus diesem Grund soll der nach dem groß angelegten Datendiebstahl festgenommene Tatverdächtige deren persönliche Daten ausgespäht und veröffentlicht haben. Das habe der 20-jährige Deutsche aus Mittelhessen bei seiner Vernehmung angegeben, erklärte das Bundeskriminalamt (BKA) am Dienstag. Die Ermittler gehen davon aus, dass der junge Mann allein handelte.

Der 20-Jährige gelte juristisch als Heranwachsender, gegebenenfalls greife das Jugendgerichtsgesetz, sagte Oberstaatsanwalt Ungefuk. Der junge Mann sei „sehr computeraffin“. Er verfüge zwar nicht über eine entsprechende Ausbildung, aber über „technische Kenntnisse“, sagte der Oberstaatsanwalt.

BKA-Chef Münch bestätigte, dass der Tatverdächtige nicht vorbestraft sei. Allerdings sei er bereits vor gut zwei Jahren den Behörden wegen Ausspähens und Vorbereitungen zum Ausspähen aufgefallen. Die Frage nach Verbindungen zum rechtsextremen Milieu beschieden sowohl Münch als auch Schönbohm und Seehofer bei ihrer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin mit einem klaren „Nein“.

Der 20-Jährige war bereits am Sonntagabend festgenommen worden, wie am Dienstag bekannt wurde. In Vernehmungen habe er die „gegen ihn erhobenen Vorwürfe umfassend eingeräumt“, erklärte das BKA. Zudem habe er „über eigene Straftaten hinaus Aufklärungshilfe geleistet“.

Demnach sagte der Schüler, der noch bei seinen Eltern wohnt, er habe allein gehandelt. Hinweise auf eine Beteiligung Dritter gibt es bislang nicht. Mangels Haftgründen wurde er laut BKA am Montagabend wieder auf freien Fuß gesetzt.

994 Politiker betroffen

Die bei Durchsuchungen beschlagnahmten Beweismittel wie Computer und Datenträger werden den Angaben zufolge nun umfassend ausgewertet. Ein Computer, den der Verdächtige zwei Tage vor der Durchsuchung beiseite geschafft habe, sei gefunden worden, zudem konnte ein Daten-Backup sichergestellt werden.

Laut BKA und der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main soll der junge Deutsche personenbezogene Daten von Politikern, Journalisten und Personen des öffentlichen Lebens ausgespäht und diese im Dezember in einer Art „Adventskalender“ über zwei Twitter-Konten veröffentlicht haben. Dabei handelte es sich unter anderem um Telefonnummern, Anschriften, Kreditkartendaten, aber auch Kommunikation der Betroffenen, wie Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk von der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) sagte.

Betroffen seien 994 aktive oder frühere Politiker, sagte der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, in Berlin. Die ausgespähten und im Internet verbreiteten Daten stammten demnach von 425 Politikern der CDU/CSU, 318 der SPD, 112 der Linkspartei, 111 der Grünen sowie 28 der FDP. Die AfD blieb verschont.

Twitterkonto gekapert

Ins Rollen kamen die Ermittlungen offensichtlich durch einen Anruf des Büros von SPD-Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles beim Lagezentrum des BKA. Dieser sei am vergangenen Donnerstagabend dort eingegangen, sagte BKA-Präsident Holger Münch.

Im Kurznachrichtendienst Twitter nutzte der Tatverdächtige die Namen „G0D“ und „Orbit“. Auf den Accounts waren Verlinkungen zu anderen Plattformen oder sogenannten Filehosting-Diensten, wo wiederum die ausgespähten Daten abgelegt waren. Teilweise habe der 20-Jährige auch das gekaperte Twitter-Konto eines Youtubers genutzt.

Innenminister Seehofer kündigte an, „die Schaffung einer Früherkennung zum Schutz vor Datenabfluss“ zu prüfen. Zugleich müsse die Bevölkerung stärker für Gefahren im Netz sensibilisiert werden. Der Minister kündigte einen Entwurf für ein „IT-Sicherheitsgesetz 2.0“ noch für das erste Halbjahr 2019 an.

Der Datendiebstahl im großen Stil war Ende vergangener Woche bekannt geworden. Das Bundesinnenministerium sprach am Montag von 50 bis 60 schweren Fällen sowie rund tausend weiteren, bei denen es nach den bisherigen Erkenntnissen überwiegend um reine Kontaktdaten gehe. (afp)



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