9-Euro-Ticket: Experten erwarten keinen langfristigen positiven Effekt

Großer Andrang mit langen Wartezeiten, teilweise waren Server vorübergehend nicht erreichbar. Der Ansturm auf das 9-Euro-Ticket löste mancherorts Chaos aus. Einen langfristigen Effekt versprechen sich Experten jedoch nicht.
Titelbild
Fahrkartenautomaten am Berliner Alexanderplatz.Foto: iStock
Epoch Times24. Mai 2022

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Bei der Bahn ist bemüht, die Kapazitäten zu erhöhen. Der Ansturm auf das 9-Euro-Ticket in den ersten Stunden des Verkaufs war enorm. Der Verkehrsforscher Christian Winkler vom Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt (DLR) erwartet jedoch von dem Nahverkehrsticket, das für die Zeit von Juni bis August für monatlich 9 Euro erworben werden kann, keinen nachhaltigen Effekt für die gewünschte Verkehrswende.

„Für eine langfristige Verlagerung der Verkehrsströme brauchen wir nicht nur günstige Preise und vor allem keine begrenzte Rabattaktion. Wir brauchen mehr Fahrten, eine bessere Taktung, mehr Haltestellen und kurze Zugangswege“, sagte Winkler dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Ein Sonderangebot für drei Monate „reicht gerade einmal fürs Kennenlernen“, sagte Winkler. „Für das Etablieren neuer Nutzungen ist die Zeit viel zu kurz, dafür müsste die Aktion ein Jahr laufen.“

Winkler erwartet nicht, dass viele Pendler durch das Ticket zum Umsteigen zu bewegen seien. „Pendler haben für ihre täglichen Wege die Verkehrsmittel verglichen. Sie haben oft komplexe Ketten zwischen Kindergarten, Schule, Arbeit, Einkaufen, sie stehen unter Zeitdruck. Viele haben diese Wege auf den Pkw optimiert und steigen nicht wegen eines Sonderangebots um.“

Ohnehin sei der Preis „nicht der entscheidende Faktor“, sagte Winkler. „Das 365-Euro-Jahresticket in Wien ist nicht wegen seines Preises ein Erfolg, sondern weil es Teil eines Gesamtkonzeptes ist. Der öffentliche Verkehr wird sehr gut ausgebaut. Dazu kommt eine sehr starke Parkraumbewirtschaftung, deren Einnahmen genutzt werden, den öffentlichen Verkehr weiter zu verbessern. In die Stadt mit dem Auto zu fahren, wird einfach teuer.“

Kostenexplosion im Herbst befürchtet

Schon im Vorfeld hagelte es Kritik für das 9-Euro-Ticket. In einer Anhörung vor dem Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages am 16. Mai wies Dr. Jan Schilling vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen hin, dass es sich beim Ticket in erster Linie um eine sozialpolitische Maßnahme handele und nicht um eine verkehrspolitische. Diese werde zu einem deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen in den Sommermonaten führen. Es müsse auch mit überfüllten Zügen gerechnet werden, vor allem auf den Strecken in touristische Regionen. Derzeit werde mit rund 30 Millionen Nutzern des Neun-Euro-Ticket im Monat gerechnet. Doch dies seien alles nur Schätzungen.

Der Bund müsse laut Schilling damit rechnen, dass die bereitgestellten 2,5 Milliarden Euro nicht ausreichen werden, um die Einnahmeeinbußen im ÖPNV zu decken. Er müsse Bereitschaft bestehen, noch mehr Gelder nachzuschießen. Schilling betonte, dass das Ticket ein riesiges Experiment ohne internationalen Vergleich sei. Der Erkenntnisgewinn werde deshalb sehr groß ausfallen.

Auch die Bundesvereinigung kommunaler Spitzenverbände, Deutscher Städtetag und Deutscher Landkreistag, kritisierte den vorgelegten Gesetzentwurf, der das 9-Euro-Ticket umfasste. Sie warnten davon, dass spätestens im Herbst nach Ende der 9EuroTicket Aktion Betriebe den Verkehr einstellen oder die Tarife anheben müssen.Durch die Kostenexplosion drohen zudem Unternehmens und Betriebsaufgaben und eine dauerhafte Gefährdung der Grundlagen für die angestrebte Angebotsoffensive im ÖPNV zur Erreichung der Klimaziele und gleichwertiger Lebensverhältnisse“, so die Bundesvereinigung in ihrer Stellungnahme.

Warteschlangen bei Verkehrsbetrieben

Bei der Münchner Verkehrsgesellschaft  (MVG) standen am 23. Mai auch Kunden in der Warteschlange, die eine andere elektronische Fahrkarte kaufen wollte, schilderte Sprecherin Franziska Hartmann. „Wir haben sowohl auf der Website als auch in der App einen Hinweis platziert, in dem wir die Kundinnen und Kunden bitten, das Ticket auch erst in den kommenden Tagen zu kaufen. Gleichzeitig arbeitet unser Dienstleister daran, die Server-Kapazitäten zu erhöhen“, sagte sie.

Der MVG-Sprecher Maximilian Kaltner hatte zwar damit gerechnet, dass zahlreiche Tickets verkauft werden. Dass es aber gleich an den ersten Tagen so viele waren, erstaunte ihn doch, zumal der Vorverkauf noch mehr als eine Woche laufe. Allein an den MVG-Automaten seien von Sonntag bis Montag 11.30 Uhr rund 15.500 9-Euro-Tickets verkauft worden. Die Deutsche Bahn (DB) hatte nach eigenen Angaben in den ersten Stunden nach Verkaufsstart am Montag bis zum Mittag bereits über 200.000 Neun-Euro-Tickets verkauft. (dts/red/sua)



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