Älteste Moschee Deutschlands feiert 90. Geburtstag

Die Wilmersdorfer Moschee im Berliner Westen gehört am kommenden Freitag seit 90 Jahren zu Deutschland. Damit ist sie das älteste noch erhaltene muslimische Gotteshaus in der Bundesrepublik.
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Das Dach einer Moschee.Foto: Oliver Berg/Symbolbild/dpa
Epoch Times21. März 2018

Seit Tagen diskutieren Politik und Gesellschaft einmal mehr über die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht.

Für die Wilmersdorfer Moschee im Berliner Westen stellt sich diese Frage schon lange nicht mehr – sie gehört am kommenden Freitag bereits seit 90 Jahren zu Deutschland. Damit ist sie das älteste noch erhaltene muslimische Gotteshaus in der Bundesrepublik.

Die Moschee gehört zur Lahore-Ahmadiyya-Bewegung. Ihre Ursprünge hat die Glaubensgemeinschaft im damaligen Britisch-Indien, sie stellt eine Minderheit in der muslimischen Welt dar. Anfang des 20. Jahrhunderts brachten Missionare die Bewegung zuerst nach Großbritannien, später dann in das damals bereits als Weltstadt geltende Berlin.

Die Moschee im Westen der Stadt wurde ab 1924 erbaut und am 23. März 1928 eröffnet. Den Bau mit der Kuppel und den beiden Minaretten bezeichnet ihr aktueller Imam, der Pakistaner Amir Aziz, liebevoll als „Mini-Taj-Mahal“.

„Der Zweck dieser Moschee war nicht, dass die Gemeinde eine Plattform für muslimische Gebete schafft, sondern dass Leute aller Religionen kommen können und in einen Dialog treten“, sagt Aziz, der seit fast zwei Jahren Imam der Moschee in Berlin ist. Stolz erzählt der 47-Jährige, dass auch Albert Einstein, Hermann Hesse und Thomas Mann die Moschee bereits besucht haben sollen.

Auch heute noch betrachtet er den Dialog mit anderen Religionen und interessierten Bürgern als eine der wichtigsten Aufgaben der Moscheegemeinde. Diese organisiert gemeinsame Veranstaltungen mit Juden, Christen und Buddhisten. Zu den christlichen Festen Weihnachten und Ostern öffnet das Haus, auch zum Kirchentag stand es interessierten Besuchern offen.

Auch innerhalb der Moschee sind verschiedene Nationalitäten und muslimische Glaubensrichtungen vertreten. „Arabisch, türkisch, afrikanisch, bangladeschisch, pakistanisch“, zählt Aziz einige der vertretenen Herkunftsländer und -regionen auf. „Die Moschee ist offen für Leute aller Richtungen.“

In Pakistan wird die Lahore-Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft verfolgt und diskriminiert. „Deswegen sage ich den Menschen immer, sie sollen den Gesetzen in Deutschland folgen – weil die Gesetzgebung hier auf Gerechtigkeit für jeden beruht“, sagt Aziz.

Das Freitagsgebet hält er in drei Sprachen ab: Deutsch, Englisch, und Arabisch – letzteres besonders für kürzlich nach Deutschland gekommene Flüchtlinge. Am Freitag eine Woche vor dem Moscheegeburtstag kommen etwa 50 Männer und eine Handvoll Frauen in dem Versammlungsraum mit den bunt angestrichenen Wänden zum Beten zusammen.

„Frauen und Männer sind geistig gleichwertig“, trägt der Imam bei seiner Predigt mit dem Thema Frauen im Islam vor. Mit Zitaten aus dem Koran begründet er, dass Frauen etwa jede Arbeit ausüben dürften, die sie wollten – und einen Anspruch auf den Verdienst ihrer Arbeit hätten.

Trotzdem beten die wenigen Frauen hinter einem Raumtrenner, abgeschirmt von den Männern. Ein Gemeindemitglied sagt nach dem Gebet, Männer könnten sich schließlich nicht konzentrieren, wenn Frauen sich vor ihnen hinab beugten. Die in Moscheen übliche Geschlechtertrennung mag auch zu den Gründen gehören, aus denen Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zuletzt erklärte, der Islam gehöre nicht zu Deutschland.

„Meine Meinung ist: Nein, der Islam gehört zu Deutschland“, widerspricht Aziz. Seine Gemeinde sei bereits seit mehr als 90 Jahren in Deutschland, und nie habe der Islam als Religion Probleme verursacht. Natürlich verhielten sich nicht alle Muslime gut, sagt der Imam. „Islamische Lehren sind aber etwas anderes als die Taten eines Individuums.“ (afp)



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