AfD will Gender-Forschung ausbremsen – SPD empört

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Menschen gehen die Einkaufsstraße Mönckebergstrasse in Hamburg entlang. Deutschlands Bevölkerungszahl ist erstmals seit zehn Jahren leicht zurückgegangen.Foto: Georg Wendt/dpa/dpa
Epoch Times17. Dezember 2020

Mit einem Vorstoß gegen die ideologisch motivierte Gender-Forschung hat die AfD-Fraktion im Bundestag Kritik  bei der SPD ausgelöst.

Die SPD wehrt sich mit dem Argument der Wissenschaftsfreiheit: „Die AfD attackiert unser gemeinsames Verständnis in Deutschland, dass Wissenschaft frei sein muss“, sagte die SPD-Expertin für Frauenförderung an Hochschulen, Wiebke Esdar, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.

Obwohl es der AfD nicht um die generelle Abschaffung geschlechtsspezifischer Forschung geht, heißt es seitens der SPD-Politikerin. „Wer die Geschlechterforschung abschaffen will, stellt Human-, Geistes- und Sozialwissenschaften in ihrer Gesamtheit infrage.“

Esdar bezog sich auf einen Antrag der AfD, der am Donnerstag erstmals zur Debatte auf der Tagesordnung des Bundestags stand. Darin fordert die Fraktion, „jegliche finanzielle Förderung des Bundes, die der (Weiter-)Entwicklung der Gender-Forschung dient, raschestmöglich einzustellen“.

213 Professuren für Gender-Forschung

Die Geschlechterforschung, oft mit dem englischen Begriff Gender Studies bezeichnet, befasst sich mit der Bedeutung von Geschlecht in verschiedenen Bereichen des Lebens. Das Geschlecht wird dabei nicht rein biologisch aufgefasst, sondern auch als soziokulturelles Phänomen.

Hier setzt auch die Kritik der AfD an. Sie hält die Studien, die das Geschlecht auch als soziokulturelles Phänomen sehen, für fragwürdig, da eine Reihe von Studien zu gegenteiligen Ergebnissen kamen. Zudem kritisiert sie, dass dieser Forschungsbereich überproportional gefördert und dadurch im Vergleich zu anderen Forschungsfeldern stärker ausgeprägt ist.

So führt die AfD in ihrem Antrag an, dass laut der FU Berlin in Deutschland bereits 213 Professuren für den

Bereich Gender-Forschung gäbe. „Dem stehen, um zwei Vergleichszahlen zu nennen, lediglich 195 Professuren für Pharmazie oder 147 für Zahnmedizin gegenüber“, heißt es in dem AfD-Antrag.

AfD: Wissenschaftsfreiheit durch Bundesmittelvergabe eingeschränkt

Sie sieht u.a. dafür „systemische Zwänge, denen sich die Hochschulen und Wissenschaftler
gegenübersehen“ verantwortlich. So seien die Aussicht auf Bundesmittel ein deutlicher Anreiz für die (Weiter-)Entwicklung der Gender-Forschung. „Die Hochschulautonomie wird hier durch die Vergabe von Bundesmitteln unterlaufen“, kritisieren die Antragsteller.

Außerdem müssten Wissenschaftler, die der Gender-Forschung kritisch gegenüberstehen, Karrierenachteile in Kauf nehmen, wenn sie es unterlassen, Gender-Aspekte in allen Phasen ihrer Forschungsprojekte zu berücksichtigen, führt die AfD auf.

Dadurch sieht die AfD die Wissenschaftsfreiheit eingeschränkt.

Sie fordert daher, dass Forschungsförderung nicht mehr davon abhängig gemacht würde, ob Wissenschaftler „Gender-Perspektiven“, Forschungsförderung oder Ergebnisse der Gender-Forschung berücksichtigen.

Stattdessen sollen Voraussetzungen für die Einrichtung eines Stipendiums Anthropologische Geschlechterforschung geschaffen werden und per Stipendium Studierende und Promovierende in natur- und sozialwissenschaftlichen Fächern gefördert werden, die schwerpunktmäßig Geschlechterforschung auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Anthropologie betreiben wollen.

Die AfD unterstützt eine klassische Familienpolitik und damit auch eine biologische Geschlechtsidentität.

SPD-Kritik: AfD will „180-Grad-Wende in der Gleichstellungs- und Familienpolitik“

SPD-Fraktionsvize Katja Mast warf der AfD vor, sie wolle „eine 180-Grad-Wende in der Gleichstellungs- und Familienpolitik“. Um ihr „antiquiertes Familienbild“ zur Schau zu stellen, lasse die AfD keine Gelegenheit aus, sagte Mast AFP. „Diesem Ziel gelten auch ihre Angriffe auf die freie Wissenschaft.“

„Wir lassen keinerlei Rückschritte in der Gleichberechtigung von Frauen und Männern, homo- oder heterosexuellen Menschen zu“, versicherte Mast. (afp/er)



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