Alois Glück zur Wahlschlappe in Bayern: „CSU weiß nicht mehr, was die Menschen bewegt“

Alois Glück (CSU), ehemaliger bayerische Landtagspräsident, macht in einem Interview mit der "Welt" deutlich: Die CSU braucht gar nichts von den Grünen zu lernen – sie muss zu ihren Wurzeln zurückkehren. Das drängendste Problem der CSU sei, dass sie in den verschiedenen Milieus in Bayern nicht mehr präsent ist.
Titelbild
In Sonthofen werden CSU-Wahlplakate mit dem Porträt des Spitzenkandidaten Markus Söder abtransportiert.Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Epoch Times16. Oktober 2018

In einem Interview mit der „Welt“ macht der frühere bayerische Landtagspräsident Alois Glück (CSU) seiner Partei nach dem Wahldebakel schwere Vorwürfe: Der Hauptteil der Probleme sei „hausgemacht“ – die CSU wisse nicht mehr, was die Menschen bewegt.

Für Alois Glück ist das Wahlergebnis der Bayernwahl eine Zäsur. Entscheidend wird seiner Meinung nach sein, ob die CSU die Kraft für eine ehrliche Analyse hat. „Man kann die Gründe für dieses schlechte Ergebnis nicht nur bei Anderen suchen, der Hauptteil unserer Probleme ist hausgemacht“, so Glück.

Für Glück ist das drängendste Problem, dass die CSU in verschiedenen Milieus in Bayern nicht mehr präsent ist. Man wüsste nicht mehr, „was dort gedacht wird und was diese Menschen bewegt“, so der CSU-Mann.

In der Ökologie etwa, sei die CSU sprachlos. „Dabei waren wir auf dem Gebiet des Umweltschutzes einmal Pioniere“, so Glück. Unter anderem, weil die Partei den Bereich Ökologie vernachlässigt hätte, hatten die Grünen hier ein offenes Feld.

Das gleiche gelte für den sozialen Bereich, für die kulturellen Milieus und auch den kirchlichen Bereich – auch hier war die CSU zu wenig präsent. „Die CSU erweckt auch zu sehr den Eindruck, allein eine Partei für Bayern zu sein.“ Damit hätte sich die Partei verzwergt und sich zu einer Regionalpartei gemacht.

Glück: „Die CSU braucht nichts von den Grünen zu lernen“

Die CSU braucht dabei gar nichts von den Grünen zu lernen. Sie muss zu ihren Wurzeln zurückkehren. Das bedeutet eine größere Bandbreite bei den Themen d. h. das Christlich-Soziale, das Liberale ebenso wie das Konservative – weltoffen und heimatverbunden – das mache die CSU aus, „aber das hat man zuletzt zu wenig gesehen“, so Glück.

Der Zuwachs bei den Freien Wählern, sei eine Reaktion der Wähler darauf, wie sie die CSU erlebt hätten. Das Programm der Freien Wähler, soll dabei nicht so wichtig gewesen sein.

Die CSU ist sehr vielschichtig, wird aber nicht so wahrgenommen. Das liege auch daran, dass Parteichef Horst Seehofer, Ministerpräsident Markus Söder und Landesgruppenchef Alexander Dobrindt alle dasselbe politische Spektrum verkörpern würden. „Diese Verengung hat auch zu diesem schlechten Ergebnis beigetragen.“

Das Konservative sei immer Teil der CSU gewesen, aber es fehlte ein Auftreten für die Öffentlichkeit als Mannschaft, „mit der sich ein breites Spektrum der Menschen identifizieren konnte“, so der ehemalige bayerische Landtagspräsident.

So würde der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller als CSUler, obwohl er hervorragende Arbeit leiste und sich um die Schicksalsfrage Afrikas kümmere, von der Partei so gut wie keine Unterstützung erhalten. Und Manfred Weber würde als CSUler auf EU-Ebene glaubwürdig die Aufgabe Europa vertreten.

Angesprochen auf personelle Konsequenzen sagte Glück, dass man sich in einer gründlichen Analyse mit der Verantwortung des Führungspersonals auseinandersetzen müsse. (er)



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