Altersarmut: Spätestens ab 2030 Rentensystem völlig überlastet

Spätestens ab 2030 gehen so viele Menschen in Rente, dass Experten mit einer völligen Überlastung des Rentensystems rechnen – auch die private Altersvorsorge wird nicht mehr reichen. Mit dem Renteneintritt der sogenannten Babyboomer wird die Belastung immens werden. Die Folge: Altersarmut.
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Schon in 10 Jahren werden deutlich mehr Menschen an Altersarmut leiden. Symbolfoto.Foto: Christopher Furlong/Getty Images
Epoch Times29. März 2016

In den Jahren 2032 und 2033 gehen diejenigen geburtenstarken Jahrgänge in Rente, die Hans-Werner Sinn vom Ifo-Institut zufolge das Land am Laufen halten: „Die Babyboomer, die dieses Land im Moment antreiben, sind 1964/65 geboren. In knapp zehn Jahren sind die 60, dann wollen die ersten mit ihren Zipperlein in die Rente.“ In 15 Jahren sind dann auch die letzten dieser Jahrgänge in Rente gegangen – nach derzeitigem Rentenverständnis. „Und in 20 Jahren sind fast alle drin“, gibt Sinn gegenüber „Focus“ zu bedenken.

Demografische Schieflage

Deutschland wird dann nach Sinns Hochrechnungen siebeneinhalb Millionen mehr Rentner haben und achteinhalb Millionen Arbeitnehmer weniger, die deren Renten erwirtschaften können. Das Verhältnis von Arbeitnehmern und Rentnern wird dann auf den Kopf gestellt sein. Während derzeit zwei Arbeitnehmer für eine Rente arbeiten, müsste in Zukunft ein Arbeitnehmer für zwei Rentner aufkommen, so „Focus“. Deutschland bräuchte 32 Millionen Arbeitnehmer mehr, um diese Versorgungslücke zu schließen, fährt Sinn fort.

Sinkendes Rentenniveau

Bekommen Ruheständler dieser Tage noch 48 Prozent der Summe, die sie erwirtschaftet haben, werden es bis 2028 nur noch 44 Prozent sein. Denn von da an verlangt eine Generation Rente, die keine lückenlose Erwerbsbiografie mehr aufweist oder sogar jahrelang im Niedriglohnsektor tätig war. Ihre Rente würde dann oft nicht zum Leben reichen, sagt Gert Wagner, Sozialexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) gegenüber „Spiegel“.

EZB-Nullzins-Politik lässt auch Sparern keine Chance

Wer nun meint, er spare schon einmal fleißig für seine Rente, dem seien folgende Worte von Sinn vom Ifo-Institut gesagt: „Es sieht extrem schlecht aus.“ Während es in der Vergangenheit durchaus möglich war, dass ein Ruheständler seine Rente zu zwei Dritteln aus Zinsen bekam, kann er das auf Grund der Nullzinspolitik der EZB nicht mehr. 70 Milliarden Euro an Zinsen büßten die Deutschen in ihrer Gesamtheit durch die Finanzkrise jährlich ein, hat Sinn ausgerechnet.

Immerhin haben die Deutschen noch sieben Billionen Euro auf der hohen Kante. Dies hat das DIW ermittelt. Doch nur 2,2 Billionen lagern in Geld,Gold, Wertpapieren oder Betriebsvermögen. Das meiste Vermögen steckt in Immobilien. Was aber passiert, wenn plötzlich alle Renter angstgetrieben ihre Häuser verkaufen? Die Immobilienpreise würden ins Bodenlose sinken.

Ein Rechenbeispiel

Ein 50-Jähriger mit einem derzeitigen Bruttoeinkommen von 36.000 Euro müsste 320.500 Euro ansparen, um 80 Prozent seines Nettoeinkommens – Inflation mitgerechnet – an Rente zu bekommen. Dieses Rechenbeispiel stammt von Thomas Zimmermann, einem Honorarberater bei Consilanto in München. Bei einer Verzinsung von 2,5 Prozent nach Steuern würde das Geld für 27 Jahre Ruhestand reichen – und so lange lebt der durchschnittliche Rentner.

Wenn die Versicherung nicht zahlen kann

Viele haben sich überwiegend über Staatsanleihen rentenversichert. Allerdings wird auch hier die Blase platzen: Das Gros der Versicherungsguthaben haben die geburtenstarken Babyboomer eingezahlt. Ohne diese Rückendeckung wird die Bundesrepublik wohl keine neuen Kredite mehr von den Banken bekommen. „Wenn die Babyboomer in fünfzehn Jahren ihr Geld wiederhaben wollen und die Banken den Schuldnerstaaten auch keine neuen Kredite mehr geben, bin ich skeptisch, ob das Geld verfügbar sein wird“, prognostiziert Sinn. (kf)



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