Altmaier erklärt sich zum „Feministen“ – Praktiker nennen Gender-Lohnlücke einen „Mythos“

Im „Handelsblatt“ hat sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im Vorfeld des „Equal Pay Day“ zum Feministen erklärt. Gesetzlichen Zwangsmaßnahmen für Unternehmen, um mehr Frauen in Vorstände zu bringen, steht jedoch auch er skeptisch gegenüber.
Von 18. März 2019

Zum sogenannten „Equal Pay Day“ hat sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im „Handelsblatt“ dazu bekannt, „Feminist“ zu sein. In einem gemeinsamen Interviews Altmaiers und der Facebook-Vorstandschefin Sheryl Sandberg erklärte der Minister, „Gleichberechtigung“ zu erreichen, sei die „Aufgabe unserer Generation“.

Tatsächlich geht es den Protagonisten des Equal Pay Day wie dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), der am Montag unter Beteiligung mehrerer Bundespolitiker eine Veranstaltung dazu abhielt, eher um Ergebnisgleichheit.

„Verkürzte Interpretation von Statistik“

Die Gewerkschaft verweist darauf, dass dem Statischen Bundesamt zufolge Frauen in Deutschland 2018 im Durchschnitt 21 Prozent weniger auf dem Gehaltszettel gehabt hätten als Männer. Bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit betrage die Gehaltslücke immer noch sechs Prozent. Es existiere demnach ein „Gender Pay Gap“, den auszugleichen eine Herausforderung für die Politik darstelle.

Gestützt darauf fordern Minister und Gewerkschaften gesetzliche Maßnahmen, um Unternehmen zur Einstellung von mehr Frauen in Führungspositionen zu verpflichten. Altmaier plädiert in diesem Zusammenhang für Augenmaß. „Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, das Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen zu evaluieren und Vorschläge zu machen, wie wir damit umgehen, wenn Unternehmen sich eine Zielgröße Null geben“, erklärte er im „Handelsblatt“. Zu viel Regulierung sei keine Lösung.

SPD-Bundesvorsitzende Andrea Nahles beklagte sich auf Twitter über angebliche Versuche, die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern kleinzurechnen. Kritiker jedoch betrachten den Gender Pay Gap insgesamt als Mythos.

So erklärte die US-amerikanische Sozialversicherungsanalystin Rachel Greszler im „Daily Signal“, dass diese Vorstellung auf einer verkürzten Interpretation von Statistiken beruhe. Die entsprechenden Berechnungen orientierten sich am Medianeinkommen eines sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten.

Weniger Lohn – mehr Flexibilität, mehr Lohn – weniger Flexibilität

Faktoren wie Ausbildung, Berufswahl, Berufserfahrung und Teilzeitbeschäftigung würden den Großteil der Unterschiede in den Einkommen zwischen Männern und Frauen erklären. Dazu kämen noch unterschiedliche Interessenlagen, die sich in unterschiedlichen Ausgestaltungen von Arbeitsverträgen und Konditionen äußern würden.

Flexible Arbeitszeiten, ein hohes Maß an Aufstiegschancen und Durchlässigkeit, spezifische betriebliche Sozialleistungspakete, Zugang zu flexiblen Sharing-Economy-Modellen oder neuen Businessplattformen hätten ebenfalls des Öfteren Abschläge bei den laufenden und regelmäßigen Gehaltssummen zur Folge. Im Gegenzug gehe mit einem höheren Einkommen oft eine vertraglich ausbedungene höhere Verfügbarkeit für den Arbeitgeber einher, erklärt Greszler. In der Statistik scheinen diese Unterschiede jedoch ebenfalls nicht auf.

Dies sei aber eine Frage individueller Präferenzen, in die sich eine staatliche Gesetzgebung nicht einmischen sollte. Wer besonderen Wert auf Flexibilität der Arbeitsgestaltung lege, sei oft bewusst bereit, dafür Abstriche bei der Gehaltshöhe zu machen. Im Gegenzug seien Arbeitgeber oft bereit, Beschäftigten dann besonders hohe Löhne zu bezahlen, wenn diese dafür bereit wären, notfalls auch Überstunden zu machen, in der Nacht oder an Wochenenden zu arbeiten. Ein System des „One Size Fits All“ sei vor dem Hintergrund der Komplexität der realen Arbeitswelt nicht machbar.

 



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