Arbeitslosengeld gibt es künftig im Supermarkt: „Ein denkbar indiskretes Verfahren“

Auszahlung von Arbeitslosengeld bei Rewe, Penny, Real, dm und Rossmann: Das sei ein "denkbar indiskretes Verfahren", erklärt der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider. Die Linke fragt: "Wo kommen wir denn da hin, wenn eine staatliche Behörde ihre Aufgaben an die Supermärkte ausgliedert?"
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Ein Rewe-Markt in Berlin, 2016.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times12. November 2017

Bei Rewe, Penny, Real, dm und Rossmann können sich Empfänger von Leistungen wie dem Arbeitslosengeld künftig Bargeld an der Kasse auszahlen lassen.

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, hat sich empört über die Pläne der Bundesagentur für Arbeit geäußert, Empfängern von Arbeitslosengeld Vorschüsse künftig an Supermarktkassen auszahlen zu lassen.

„Wenn das ein Bescheid mit einem Barcode ist, den man in der Supermarktschlange an der Kasse vorzeigen muss, um Geld ausbezahlt zu bekommen, ist das ein denkbar indiskretes Verfahren“, sagte Schneider der „B.Z.“.

„Wenn, dann muss absolute Diskretion gewährleistet sein, um jede Stigmatisierung auszuschließen. Uns ist noch nicht klar, wie das in der Praxis funktionieren soll.“

Staatliche Aufgabe wird an Supermärkte ausgegliedert

Linken-Expertin Zimmermann sagte der Nachrichtenagentur AFP: „Wo kommen wir denn da hin, wenn eine staatliche Behörde ihre Aufgaben an die Supermärkte ausgliedert?“ Die Bundesagentur müsse gewährleisten, dass über die Jobcenter und Arbeitsagenturen auch Bargeld ausgegeben werden könne.

Gerade viele Obdachlose hätten kein eigenes Konto und seien auf die Barauszahlungen angewiesen. Zimmermann sagte, sie sehe zudem eine drohende Stigmatisierung. Das Konzept könne allenfalls eine Ergänzung sein für diejenigen, die so ihr Geld erhalten möchten.

Bargeld wird aus der Arbeitsagentur verbannt

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verbannt das Bargeld aus allen Jobcentern und Arbeitsagenturen. Stattdessen sollen Arbeitslose an den Kassen von Supermärkten und Drogerien Bargeld ausgezahlt bekommen, sagte ein BA-Sprecher und bestätigte damit einen Bericht der „Welt am Sonntag“. Die Linken-Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann warf der BA vor, eine staatliche Aufgabe an Supermärkte zu delegieren. Der Paritätische Wohlfahrtsverband sieht die Gefahr einer Stigmatisierung.

Im vergangenen Jahr zahlte die Bundesagentur bei 400.000 Vorgängen über ihre eigenen Automaten insgesamt 120 Millionen Euro an Bargeld aus, wie der BA-Sprecher sagte. Laut „WamS“ sollen die gut 300 Kassenautomaten aus Kostengründen abgebaut werden, die Agenturen mussten dafür bisher 3,2 Millionen Euro pro Jahr aufwenden.

Dem BA-Sprecher zufolge wird aber weiterhin wie bisher der mit Abstand größte Teil des Arbeitslosengeldes per Überweisungen an Betroffene geleitet. Auch die von den Jobcentern ausgegebenen Barschecks blieben erhalten. (dts/afp)

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