Atomausstieg: Strompreissteigerung wird dramatisiert

Bei beschleunigtem Atomausstieg gibt es nur geringe Strompreiseffekte
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Ob der Drehstromzähler bald noch schneller läuft? Ein schneller Atomausstieg führt nach Einschätzung des Umweltbundesamts (UBA) nur zu moderaten Strompreissteigerungen von 0,6 bis 0,8 Cent pro Kilowattstunde und wird "keine nennenswerten Einbußen" beim Wirtschaftswachstum bringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine UBA-Studie.Foto: Norbert Millauer/dapd
Von 29. Mai 2011

Dramatisch steigende Strompreise? Wenn es um die Folgen eines beschleunigten Atomausstiegs geht, ist häufig Einseitigkeit Trumpf. Man schaut nu auf den Strompreis, dramatisiert ihn und vergisst den Rest. Das zeigt eine Kurzstudie für das NRW-Umweltministerium vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie klar.

„Ein schrittweiser Atomausstieg“, so Dr. Stefan Lechtenböhmer, Koordinator der Studie und Forschungsgruppenleiter, „wird einen Durchschnittshaushalt, der 3500 kWh im Jahr verbraucht, mit voraussichtlich maximal 25 Euro im Jahr belasten.“

Um die Auswirkungen des beschleunigten Atomausstiegs auf die Industrie und die Verbraucher zu begrenzen, müssen alle schlummernden Potenziale bei der Erschließung der Energieeffizienz genutzt werden. Zu verwirklichen sind dabei Einsparmöglichkeiten bis etwa 2020 beim Strombedarf in einer Größenordnung von 13 bis 23 Prozent, laut Berechnungen der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF).

Ein beschleunigter Atomausstieg hat auch verschiedene positive Effekte. Der Umbau des Energiesystems gemäß Klimaschutzzielen ist ohnehin notwendig und die nuklearen Risiken werden aktiv verringert. Dies sollte in einer korrekten Bewertung der gesamtwirtschaftlichen Wirkungen zwingend berücksichtigt werden, stellt die Studie fest.

Dieser längst fällige Umbau des Energiesystems muss unterschieden werden von möglichen Strompreiserhöhungen aufgrund der stärkeren Auslastung bestehender Kraftwerke. Die Investitionen des Umbaus werden oft als „Mehrkosten“ dargestellt. Nach Lechtenböhmer sind solche Investitionen tatsächlich, wenn es um den Netzausbau geht, längst überfällig und können nicht einbezogen werden. Investitionen aber, die in Sonne- und Wind-Kraftwerke gehen sind Kapitalkosten, da diese Kraftwerke, wenn sie erst in Betrieb sind keine Brennstoffkosten und nur geringe laufende Kosten haben. Geschweige denn zukünftige Kosten in ungeklärter Höhe verursachen wie die eines Atom-Endlagers, das es ja bis heute noch nicht gibt und noch nicht einmal erschlossen ist.

Lechtenböhmer rechnet langfristig eher mit positiven ökonomischen Effekten bei beschleunigtem Atomausstieg. NRW-Umweltminister Johannes Remmel sieht die Studie als Beitrag zur Versachlichung der Debatte und hat die Ergebnisse deshalb auch der Ethikkommission zur Verfügung gestellt, die im Auftrag der Bundesregierung Empfehlungen für den Atomausstieg erarbeiten sollte.

(Mit Material von Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie)

Weitere Informationen:
http://www.wupperinst.org/projekte/proj/index.html?projekt_id=377 Zum Download der Kurzstudie
http://www.wupperinst.org/publikationen/entnd/index.html?beitrag_id=1605 Stellungnahme zum Umbau des Energiesystems
http://www.deneff.org/cms/index.php/news-reader/items/id-10-punkte-sofortprogram…

http://10-Punkte-Sofortprogramm der DENEFF

 



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