Attacke vor Hamburger Synagoge: Polizei sucht nach Motiven

Während des jüdischen Laubhüttenfestes ist am Sonntag vor der Hamburger Synagoge ein offenbar antisemitischer Angriff verübt worden. Nach Polizeiangaben griff ein 29-jähriger Mann in Tarnkleidung am Nachmittag unvermittelt einen 26-Jährigen an, der gerade das Gelände der Synagoge Hohe Weide im Stadtteil Eimsbüttel betreten wollte.
Titelbild
Polizisten stehen am abgesperrten Tatort vor der Synagoge.Foto: Jonas Walzberg/dpa/dpa
Epoch Times5. Oktober 2020

Nach der Attacke auf einen jüdischen Studenten vor der Hamburger Synagoge versucht die Polizei, die Hintergründe der Tat aufzuklären.

Der Angreifer – ein Deutscher aus Berlin mit kasachischen Wurzeln – mache einen „extrem verwirrten Eindruck“, sagte eine Polizeisprecherin. Es sei sehr schwierig, ihn zu vernehmen. Es sei unklar, woher der Mann die militärisch wirkende Kleidung habe, die er bei der Tat mit einem Klappspaten am Sonntagnachmittag trug. Die Ermittlungen dauerten an, auch der Staatsschutz wurde eingeschaltet.

Die Gemeinde wollte laut Polizei am Sonntag das Laubhüttenfest Sukkot feiern. Auch das 26 Jahre alte Opfer sei auf dem Weg dorthin gewesen und habe das Gelände gerade betreten wollen. Der 29 Jahre alte Tatverdächtige habe dort offensichtlich gewartet, sagte die Sprecherin. Zu den Motiven könne man noch keine definitiven Aussagen treffen. „Ob die beiden sich kennen, ob es vielleicht sogar noch einen privaten Hintergrund gegeben hat, das kann man nicht sagen.“

Der 26-Jährige erlitt Kopfverletzungen, ist aber nicht lebensgefährlich verletzt. Er konnte sich den Angaben zufolge in Sicherheit bringen und wurde bis zum Eintreffen von Rettungskräften von Passanten erstversorgt. Beamte, die zum Schutz der Synagoge vor Ort waren und den Vorfall beobachteten, hätten den Angreifer festgenommen. Er hat laut Polizei seinen Wohnsitz in Berlin.

Außenminister Heiko Maas (SPD) verurteilte die Attacke scharf. „Das ist kein Einzelfall, das ist widerlicher Antisemitismus und dem müssen wir uns alle entgegenstellen“, schrieb Maas am Sonntagabend auf Twitter. „Meine Gedanken sind bei dem Studenten, ich wünsche gute Genesung.“

Sollte sich ein antisemitischer Hintergrund bestätigen, würde das dunkle Erinnerungen an den Anschlag auf das jüdische Gotteshaus in Halle vor fast einem Jahr wecken. „Die Frage ist, was haben wir nicht gelernt seit Halle?“, sagte Landesrabbiner Shlomo Bistritzky von der Jüdischen Gemeinde Hamburg, der nach eigenen Angaben wenige Minuten nach der Tat eintraf. „Alle waren sehr, sehr schockiert.“

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erklärte: „Ich bin bestürzt über den Angriff vor einer Synagoge in Hamburg.“ Die Polizei kläre nun die Hintergründe der Tat auf. „Ich wünsche dem Opfer viel Kraft und baldige Genesung. Hamburg steht fest an der Seite unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.“ (dpa/sza)



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