Aufputschmittel-Problem in der Bundeswehr: Ausbilder wollen nicht so genau wissen was Soldaten sich „einwerfen“

Die Bundeswehr-Rekruten, die bei einem Übungsmarsch im niedersächsischen Munster im Juli zusammengebrochen sind, hatten zuvor offenbar Aufputschmittel zu sich genommen. Der Missbrauch leistungssteigernder Mittel in der Bundeswehr ist offenbar bereits seit längerem als Problem bekannt. 
Titelbild
Junge Bundeswehr Rekruten.Foto: Andreas Rentz/Getty Images
Epoch Times14. August 2017

Die Bundeswehr hat laut eines Zeitungsberichts ein zunehmendes Problem mit dem Missbrauch von leistungssteigernden Mitteln.

Auch einer der Soldaten, die am 19. Juli bei einer Übung im niedersächsischen Munster kollabiert waren, sagte in einer internen Untersuchung aus, er habe gemeinsam mit einigen Kameraden vor dem Marsch Aufputschmittel genommen, berichtet die F.A.Z. in ihrer Montagsausgabe. Die Bundeswehr wollte das weder bestätigen noch dementieren.

Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums wies dies am Montag zurück. Es gebe keine Erkenntnisse über „irgendwelche illegalen Aufputschmittel“.

Der Ministeriumssprecher warnte in Berlin vor „Spekulationen und Mutmaßungen“ auch mit Blick auf die Hinterbliebenen des verstorbenen Soldaten, für den am Montag die Trauerfeier stattfand. Die Untersuchungen zur Ursache des tragischen Unglücks liefen, es gebe noch keinen Abschlussbericht, sagte der Sprecher. Einer der kollabierten Soldaten habe ausgesagt, er habe „zwischen zwei Märschen eine Dose Energy Drink genommen“.

Bei der Übung in Munster waren im Juli insgesamt vier Offiziersanwärter kollabiert. Einer der Soldaten starb zehn Tage später in einem Krankenhaus, ein weiterer befindet sich noch immer in kritischem Zustand. Ein Ausbilder sagte der Zeitung, dass in seiner Einheit schon seit mehr als einem Jahr versucht wird, den Missbrauch von Aufputschmitteln durch gezielte Maßnahmen zu verhindern.

Andere Ausbilder geben an, sie würden gar nicht so genau wissen wollen, was sich ihre Untergebenen „einwerfen“. Ein Bundeswehrarzt weist in der F.A.Z. auf den möglichen Zusammenhang zwischen dem zunehmenden Missbrauch leistungssteigernder Mittel und der grundsätzlich abnehmenden körperlichen Leistungsfähigkeit der Soldaten hin.

Um bei wichtigen Prüfungen fit zu sein, würde dann künstlich nachgeholfen. Da es der Bundeswehr seit der Abschaffung der Wehrpflicht immer schwerer fällt, genügend Rekruten zu gewinnen, werden die Leistungsanforderungen für die Tauglichkeitsprüfung immer weiter gesenkt.

Dennoch wurde das Personalsoll der Truppe von 170.000 Zeit- und Berufssoldaten im Juni dieses Jahres um gut 1.500 Männer und Frauen verfehlt. Der Chef einer Panzergrenadierkompanie sagte der F.A.Z.: „Es fällt uns immer schwerer, genügend Rekruten zu finden, die in der Lage sind, den Belastungen eines Einsatzes standzuhalten.“

Der Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte dagegen, die körperlichen und gesundheitlichen Anforderungen seien nicht gesenkt worden. Auch die sportlichen Erfordernisse seien nicht verringert worden. (afp/dts)



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