Axel-Springer-Aktie durchgereicht: Döpfner schwärmt von gelungener Wende – Anleger skeptisch

Mathias Döpfner, der Vorsitzende der Axel Springer SE konnte am Donnerstag der Vorwoche trotz weiter sinkender Print-Auflagen ein positives Ergebnis für 2018 präsentieren. Dennoch straften die Anleger ihn mit deutlichen Kursabschlägen.
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Mathias DöpfnerFoto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images
Von 11. März 2019

Den Effekt seiner Präsentation der Geschäftszahlen der Axel Springer SE am Donnerstag der Vorwoche (7.3.) hatte sich Vorstandschef Mathias Döpfner vermutlich anders vorgestellt. Das Ergebnis für 2018 wies ein Plus an Erlösen in Höhe von etwa vier Prozent aus und der Gewinn nach Abzug von Zu- und Verkäufen stieg um 2,5 Prozent auf 335,7 Millionen Euro an. Dennoch schickten die Anleger die Aktie an einem einzigen Tag mit einem Verlust von fast sieben Prozent in den Keller – von 50,05 Euro auf 46,68.

Zwar konnte sich der Kurs seither wieder leicht erholen, dennoch ist auch die Jahresbilanz durchwachsen. Wurde die Aktie am 12. März des Vorjahres noch mit 71,80 Euro gehandelt, schloss der Titel des Medienkonzerns am Freitag der Vorwoche bei gerade einmal 47,50. Im Jahresvergleich entspricht dies einem Wertverlust von 33,8 Prozent.

Döpfner führte 500 000 neue Digital-Abos als untrügliches Zeichen dafür an, dass Springer sich für die Digitalisierung gut gerüstet zeigt. Die Richtung, so Döpfner, gehe dahin, perspektivisch zum reinen Digitalunternehmen zu werden, das sich vom kostenintensiven und immer weniger einträglichen Printgeschäft emanzipiert.

Bereits jetzt mache das Digitalgeschäft mehr als 70 Prozent des Konzernumsatzes aus, im Bereich des EBITDA (Konzerngewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) seien es nicht weniger als 84,3 Prozent. Die Dividende werde von zwei Euro auf 2,10 pro Aktie ansteigen.

Umsatzrückgang um zehn Millionen Euro

Unterm Strich klingt dies nicht nach einem Krisenszenario, auch wenn die zufriedenstellenden Bilanzzahlen nicht zuletzt einer Flucht nach vorne angesichts der katastrophalen Entwicklung im Printbereich zu verdanken sind. Bis auf die weiter an Auflage verlierenden Boulevardtitel „Bild“ und „B.Z.“ und das notorisch defizitäre Liebhaberobjekt „Die Welt“ hat Springer alles an Printbeteiligungen verscherbelt, was an den Mann zu bringen war. Was allerdings zu denken gibt, ist, dass sich Springer mittlerweile auch von digitalen Beteiligungen trennt.

Die Entwicklung der Springer-Aktie macht jedenfalls einmal mehr deutlich, dass der Erwerb eines Anteils an einem Unternehmen keine Belohnung oder Würdigung positiver Ergebnisse der Vergangenheit oder der Gegenwart ist, sondern stets einem Vertrauen auf dessen Fähigkeit Ausdruck gibt, in der Zukunft Erfolg zu haben.

Und zumindest was 2019 anbelangt, konnte Döpfner wenig überzeugen. So einträglich ist der Digitalsektor im Bereich der News Media nämlich nicht, dass er in der Lage wäre, eine Entwicklung wie im Vorjahr abzufedern, als der Umsatz in diesem Bereich um etwa zehn Millionen auf 1,5 Milliarden Euro sank. Die Marketing-Medien hatten gar einen Umsatzrückgang um 12,4 Prozent zu beklagen und steuerten nur noch 418,3 Millionen Euro bei.

Classified Media als Retter in der Not

Das Segment der Classified Media, das Job- und Immobilienportale umfasst, riss den Konzern in der Gesamtbilanz noch einmal heraus und legte mit einem Umsatz von 1,21 Milliarden Euro im nicht weniger als 20,3 Prozent gegenüber dem Jahr davor zu. Allerdings geht Döpfner für 2019 auch in diesem Bereich nur noch von einem Plus von zehn Prozent aus – für viele Aktionäre eine Ernüchterung, zumal auch in den anderen Bereichen der Umsatz nicht in allzu luftige Höhen steigen dürfte.

Dennoch will der Konzern, so verspricht Döpfner, in digitales Wachstum investieren. Den Bernecker-Börsenbrief dürfte er mit dieser Ankündigung schon einmal überzeugt haben. Dieser schreibt von einem „absoluten Schwergewicht“ im Internet, zu dem der Springer-CEO den ehemaligen Zeitungskonzern umgebaut habe und der jetzt schon für 80 Prozent der Gewinne stehe. Deshalb sei schon in absehbarer Zeit mit einem Aufwärtstrend der Kurse hin zu 60 bis 62 Euro zu rechnen.

Die britische Investmentbank HSBC hatte demgegenüber das Kursziel für die Axel Springer SE bereits von 62 auf 54 Euro gesenkt, empfiehlt aber trotzdem noch, die Aktie zu halten. Allerdings, so berichtet die Deutsche Presse-Agentur, erwartet Analyst Christopher in Reaktion auf den unerwartet schmerzhaften Ausblick des Medienkonzerns, dass die Erwartungen nun deutlich sinken. Er rechne mit einem Rückfall der durchschnittlichen Marktschätzungen für den bereinigten Gewinn je Aktie um zehn Prozent für 2020. Aktuell sehe der Experte „keinen Treiber für die Aktie“.

Korrektur noch nicht beendet?

Noch skeptischer ist Sascha Huber von Finanz-Trends. Er hält die Aktie immer noch für überbewertet. Dies gelte umso mehr, als „die Anteilseigner wohl nicht auf einen so schwachen Ausblick vorbereitet waren, obwohl sie es – angesichts der Krise in der deutschen Medienbranche – durchaus hätten besser wissen können“. Die laufende Korrektur der Aktie sieht er vor diesem Hintergrund als noch längst nicht beendet. Man solle sich „auf weitere Kursverluste in Richtung 40,00 bis 42,00 Euro einstellen“.

Zuletzt hatte Döpfner, der auch Präsident des „Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger“ (BDZV) ist, scharfe Kritik an der Medienbranche vor dem Hintergrund der Affäre um den Ex-Spiegel-Reporter Claas Relotius geübt. Der Medienblog „Spoekenkiekerei“ hingegen hält dies für Augenwischerei. Döpfner habe selbst entscheidend durch seine Weichenstellungen zu der Entwicklung beigetragen:

„Döpfner ist ein alternder Narr, der gerade beobachten kann, wie sein Lebenswerk in Trümmer fällt. Verantwortlich dafür ist allein er selbst. Denn Döpfner war es doch, der bei Springer nur Linke eingestellt hat, am liebsten von der taz oder noch linker. Konservative wurden abserviert.“

Alexander Wendt schrieb jüngst auf „Publico“, die tiefgreifende Krise des Journalismus in Deutschland sei keine Krise der Nachfrage, sondern des Angebots. Haltungsjournalismus, Belehrungsdrang und Arroganz hätten für eine so tiefe Entfremdung gesorgt, dass Bürger schlicht nicht mehr bereit wären, für ihre eigene Beschimpfung auch noch Geld zu bezahlen. Davon profitieren neue Formate, die dies vermeiden.



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