„Der Osten ist attraktiv geworden“ – Abwanderung von Ost- nach West-Deutschland so niedrig wie nie

"Der Osten hat sich stabilisiert, der Strukturwandel ist vollzogen", sagte IW-Forscher Wido Geis den Zeitungen. Die neuen Bundesländer hätten "wirtschaftlich aufgeholt", der starke Arbeitsplatzabbau aus den Nachwendejahren sei gestoppt. Die Frankfurter Rundschau schreibt dazu, die Botschaft wäre mit Vorsicht zu genießen.
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Marienborn war innerdeutscher Grenzübergang zur DDR.
Epoch Times6. Januar 2017

Die Abwanderung aus den neuen Bundesländern in den Westen Deutschlands ist laut einem Bericht so niedrig wie nie. So sei für das Jahr 2014 per Saldo nur noch eine Ost-West-Wanderung ohne Berlin von 3300 Menschen zu verzeichnen gewesen, zitierten die Zeitungen der Funke Mediengruppen am Freitag aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Dies sei mit Abstand der geringste Wert seit der Wiedervereinigung.

„Der Osten hat sich stabilisiert, der Strukturwandel ist vollzogen“, sagte IW-Forscher Wido Geis den Zeitungen. Die neuen Bundesländer hätten „wirtschaftlich aufgeholt“, der starke Arbeitsplatzabbau aus den Nachwendejahren sei gestoppt. „Der Osten ist attraktiv geworden“, bilanzierte Geis.

Die Wanderungsmuster haben sich dem Bericht zufolge in den vergangenen Jahren deutlich verändert. So hätten seit dem Jahr 2009 mehr Männer den Osten Richtung Westen verlassen, während es bis dahin mehr Frauen gewesen seien, schreiben die Funke-Zeitungen. Die Geschlechterverhältnisse haben sich demnach in den neuen und alten Bundesländern aber noch längst nicht angeglichen. So seien 2014 im Osten 52,4 Prozent der 20- bis 49-jährigen Personen männlich gewesen, während es im Westen nur 50,5 Prozent waren.

Den höchsten Männerüberschuss in dieser Altersgruppe wiesen mit einem Anteil von jeweils 52,7 Prozent Sachsen-Anhalt und Thüringen auf, gefolgt von Sachsen mit 52,6 Prozent, Mecklenburg-Vorpommern mit 52,4 Prozent und Brandenburg mit 51,6 Prozent. Einen Frauenüberschuss in dieser Altersklasse gab es dem Bericht zufolge nur in Hamburg.

Trotz des deutlichen Rückgangs der Ost-West-Wanderung verlieren nach wie vor viele ländliche Kreise in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sowie dem südlichen Brandenburg stark an Bevölkerung. Das betrifft allerdings auch einige Regionen im Westen, insbesondere im nördlichen Bayern. Die stärkste Abwanderung gab es laut Funke-Zeitungen im Jahr 2014 im Landkreis Fürth mit 4,2 Menschen je tausend Einwohner. An zweiter Stelle folgte der Elbe-Elster-Kreis in Brandenburg mit 3,7 und an dritter die Stadt Würzburg mit 3,4 Abwanderern je tausend Einwohner.

Die „Frankfurter Rundschau“ schreibt zur Abwanderung aus Ostdeutschland:

„Das Institut der deutschen Wirtschaft meldet Vollzug. Der Strukturwandel in Ostdeutschland sei abgeschlossen, heißt es aus Köln. Und der Osten habe sich stabilisiert. Nur ist diese Botschaft mit Vorsicht zu genießen. Zum einen hat der Osten seit 1989 Millionen Menschen verloren – überwiegend Frauen, vielfach qualifizierte und motivierte Zeitgenossen. Der Schaden ist irreparabel. Zum anderen hält die Abwanderung aus den meisten ostdeutschen Regionen an. Wenige Zentren prosperieren, die Provinzen bluten aus. Das freilich ist kein ostdeutsches, sondern ein gesamtdeutsches und letztlich sogar globales Phänomen – eines allerdings mit enormer politischer Sprengkraft.“

(afp)



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