Keine Ostdeutschen auf Spitzenpositionen der Bundestagsverwaltung

"Es gibt derzeit keine ostdeutsche Abteilungsleiterin und keinen ostdeutschen Abteilungsleiter in der Bundestagsverwaltung", sagt ein Sprecher der Bundestagsverwaltung. Gerade einmal 1,7 Prozent der Spitzenpositionen in Deutschland seien von Ostdeutschen besetzt - bei einem Bevölkerungsanteil von etwa 17 Prozent.
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Im Bundestag in Berlin.Foto: iStock
Epoch Times26. Mai 2018

Auf Führungsposten der Bundestagsverwaltung gibt es einem Zeitungsbericht zufolge kaum Ostdeutsche. Das berichtet die „Mitteldeutsche Zeitung“ (Online-Ausgabe) unter Berufung auf eine Antwort der Bundestagsverwaltung.

„Es gibt derzeit keine ostdeutsche Abteilungsleiterin und keinen ostdeutschen Abteilungsleiter in der Bundestagsverwaltung“, sagte ein Sprecher dem Blatt. Von den derzeit 14 besetzten Unterabteilungsleitungen werde eine durch eine ostdeutsche Führungskraft wahrgenommen.

Nur vier der insgesamt 101 Referats-, Fachbereichs- und Sekretariatsleiter haben demnach einen ostdeutschen Hintergrund. In der Bundestagsverwaltung arbeiten insgesamt rund 3000 Menschen. Neben dem Direktor gibt es vier Abteilungsleiter, darunter wiederum Unterabteilungsleiter und Referatsleiter.

Thierse bedauert das Fehlen der Ossis: „Da müsste doch mittlerweile Normalität eingekehrt sein.“

Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sagte der „Mitteldeutschen Zeitung“, er bedauere die fehlende Repräsentanz Ostdeutscher. „Da müsste doch mittlerweile Normalität eingekehrt sein.“ In den 90er Jahren hätten Ostdeutsche ja noch keine Führungspositionen einnehmen können, da sie erst langsam von unten hätten nachrücken müssen, sagte Thierse weiter. Doch diese Zeiten seien vorüber.

Deutliche Kritik äußerte der Sprecher der Landesgruppe Ost in der Linksfraktion, Matthias Höhn.

„Das ist knapp 28 Jahre nach der Vereinigung völlig inakzeptabel und nur die Spitze des Eisbergs einer strukturellen Benachteiligung bei allen Führungspositionen sowohl in der Verwaltung als auch in der Wirtschaft“, erklärte Höhn der „Mitteldeutschen Zeitung“. „Vielleicht sollten sich der Bundestagspräsident und der Ältestenrat mal darüber verständigen, wie man das in absehbarer Zeit ändern kann.“

Grüne: Das ist ja „noch schlimmer als erwartet“

Die Grüne Claudia Müller, Sprecherin der Ost-Abgeordneten ihrer Fraktion, sagte dem Blatt: „Das ist noch schlimmer als erwartet.“ Gerade am Standort Berlin würde man einen höheren Anteil an Ostdeutschen annehmen. Gerade im öffentlichen Bereich gebe es einen größeren Nachholbedarf. „Darüber müssen wir ernsthaft reden.“

Erst im vorigen Jahr waren Soziologen der Universität Jena und der Hochschule Zittau/Görlitz zu dem Ergebnis gelangt, dass gerade einmal 1,7 Prozent der Spitzenpositionen in Deutschland  von Ostdeutschen besetzt seien – bei einem Bevölkerungsanteil von etwa 17 Prozent.

Bei den Führungsposten in Ostdeutschland selbst ist die Lage oft ähnlich, wie es in dem Bericht weiter hieß. (afp)



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