Katholische Kirche im Zugzwang: Kirchengericht spricht Berliner Priester des Missbrauchs schuldig

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Klaus Mertes, ehemaliger Leiter des Canisius-Kollegs brachte den Missbrauchsskandal an die Öffentlichkeit. In einem einem Brief bat er die Schüler 2010, ihr Schweigen über den Missbrauch zu brechen.Foto: Johannes Simon/Getty Images
Epoch Times22. Mai 2019

Ein Berliner Kirchengericht hat den Priester Peter R. wegen Missbrauchs von Minderjährigen schuldig gesprochen. Das Diözesangericht habe R. in acht Fällen schuldig gesprochen, erklärte das Erzbistum Berlin am Mittwoch.

Das Bistum erklärte jedoch, die Dunkelziffer seiner Missbrauchstaten dürfte „durchaus höher liegen“. Die meisten Taten geschahen demnach in den 70er Jahren an der Jesuitenschule Canisius-Kolleg in Berlin. Der Hildesheimer Diözesanpriester verliert nun sämtliche priesterlichen Rechte und Ämter.

Kein Anspruch auf priesterliche Pension

Außerdem verliere der ehemalige Jesuit den Anspruch auf die priesterliche Pension, die das Bistum Hildesheim als Ruhestandspriester gezahlt habe.

Die Hildesheimer Diözese müsse dennoch dafür Sorge tragen, dass R. die „zum Leben unverzichtbare finanzielle Unterstützung erhält“. Das Urteil ist rechtskräftig, weil es bereits von der Glaubenskongregation in Rom bestätigt wurde.

Missbrauchsskandal wurde 2010 öffentlich

Der Missbrauchsskandal in Deutschland hatte im Januar 2010 mit einem Brief des Jesuitenpaters und damaligen Schulleiters des Canisius-Kollegs, Klaus Mertes, seinen Anfang genommen.

Darin bat Mertes die Schüler, ihr Schweigen über Missbrauchsfälle an der Schule in den 70er und 80er Jahren zu brechen. Daraufhin wurden zahlreiche Missbrauchsfälle bekannt.

Katholische Kirche in Deutschland in Zugzwang

Die wegen schleppender Aufarbeitung ihres Missbrauchsskandals in der Kritik stehende katholische Kirche in Deutschland will zeitnah Standards zur Aufarbeitung entwickeln.

„Möglichst bis zum Herbst“ sollten Eckpunkte einer Vereinbarung zu strukturellen Festlegungen und einheitlichen Standards und Kriterien der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im katholischen Bereich abgeschlossen werden, teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Mittwoch in Bonn mit.

Dieser Zeitrahmen ist demnach Teil einer Übereinkunft des Missbrauchsbeauftragten der Bischöfe, Triers Bischof Stephan Ackermann, und des Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig. Es habe am Dienstag einen intensiven Austausch beider Seiten gegeben.

Ackermann bezeichnete Rörig als „wichtigen Ratgeber“ der Bischöfe. Rörig erklärte, er sei „sehr zuversichtlich, dass wir unsere hochgesteckten Ziele für eine umfassende und unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im katholischen Bereich gemeinsam schaffen werden“.

Aufarbeitungsbemühungen der deutschen Bischöfe unzureichend

Schon 2010 war bekannt geworden, dass auch die katholische Kirche in Deutschland von einer Vielzahl von Fällen des sexuellen Missbrauchs durch ihre Priester betroffen ist.

Verschärft wurden die Vorwürfe durch eine von der Bischofskonferenz selbst in Auftrag gegebene Studie, die im vergangenen Herbst vorgelegt wurde.

Demnach besteht die Missbrauchsgefahr durch Geistliche unverändert fort. Der Leiter dieser Studie kritisierte jüngst in einem Interview die Aufarbeitungsbemühungen der deutschen Bischöfe als unzureichend. Auch Rörig hatte die Bischöfe in der Vergangenheit kritisiert. (afp)



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