Blitzaufstieg für Provinz-Abgeordnete: „Hier bin ich: Die Neue, die keiner kennt“

Außerhalb ihres ländlichen, katholischen und tiefschwarzen Wahlkreises Cloppenburg-Vechta ist sie kaum bekannt: Silvia Breher tritt, die Nachfolge von Ursula von der Leyen an.
Titelbild
Die neue CDU-Vizechefin Silvia Breher.Foto: Maja Hitij/Getty Images
Epoch Times22. November 2019

Silvia wer? Auch erfahrene Berliner Politikberichterstatter mussten sich erst einmal kundig machen, als die CDU kürzlich die Bundestagsabgeordnete Silvia Breher für den Posten der Vize-Vorsitzenden nominierte. Denn bundespolitisch war die 46-Jährige aus Niedersachsen bislang kaum in Erscheinung getreten. Mit einem fröhlichen Auftritt gelang es Breher am Freitag aber, den CDU-Parteitag in Leipzig hinter sich zu bringen. „Hier bin ich: Die Neue, die keiner kennt“, stellte sie sich den mehr als tausend Delegierten vor – und wurde prompt mit 82 Prozent gewählt.

Breher rückt damit in die Führungsspitze einer von Personalquerelen und Richtungsdebatten verunsicherten Partei auf – ein Sprung ins Haifischbecken für die Politikerin aus dem Oldenburger Münsterland, die gerade einmal zwei Jahre im Bundestag sitzt und in der CDU keine Hausmacht hat.

Dass sie genervt ist vom gegenwärtigen Zustand der Partei, verhehlt Breher nicht. In Leipzig mahnt sie Teamgeist an: „Lassen Sie uns harte Debatten in der Sache führen“, sagt sie vor den Delegierten. „Dann lassen Sie uns gemeinsam als Team CDU die Probleme lösen.“

Nachfolge von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen

Bei ihrem Blitzaufstieg profitiert Breher von parteiinternen Proporzerwägungen: Der Posten in der Parteispitze wurde frei, weil die bisherige CDU-Vize Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin nach Brüssel wechselte. Von der Leyens Landesverband Niedersachsen wollte den Posten behalten, Landesparteichef Bernd Althusmann hatte wohl selbst Ambitionen darauf. Für Breher sprach letztlich auch, dass sie eine Frau ist, mit ihr bleibt der Frauenanteil in der CDU-Spitze unverändert.

Von ihrem neuen Amt will sich Breher nicht einschüchtern lassen. „Ich schaue jetzt nicht, wie groß sind die Fußstapfen, in die ich jetzt trete“, sagt sie vor ihrer Wahl zu AFP. „Ich mache mein Ding.“

Ihren Posten tritt Breher freilich mit einem gewissen Manko an: Außerhalb ihres ländlichen, katholischen und tiefschwarzen Wahlkreises Cloppenburg-Vechta ist sie kaum bekannt. Und im Gegensatz zu den anderen vier Partei-Vizes ist Breher kein politisches Schwergewicht in der CDU. Somit besteht durchaus die Gefahr, dass die bundespolitisch wenig versierte Politikerin von ihrem neuen Amt ein wenig überwältigt wird.

Programm zur Familienpolitik

In ihrer neuen Funktion soll sich Breher nun vor allem um Familienpolitik kümmern. Breher solle gemeinsam mit den Fachpolitikern ein „neues Programm“ schreiben, das unter anderem neue Angebote für Kinderbetreuung in der modernen Arbeitswelt enthalten soll, sagte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Breher selbst sieht sich für die neue Rolle gewappnet – vor allem durch ihre feste Verankerung in dem, was sie „normales Leben“ nennt. „Als Korrekturfaktor ist es sehr wichtig, ein normales Leben zu haben“, sagte sie zu AFP.

Ihre Verwurzelung daheim bei der Familie in der niedersächsischen Provinz will sie sich bewahren. „Dort kann ich auch manchmal in Schlunzklamotten rumrennen“, sagt sie. Gute Politik sei für sie immer unprätenziös und bürgernah. „Ich komme vom Hof“, erzählt Breher. „Als ältestes von drei Mädels habe ich viel im Stall gearbeitet.“ Nun kann sie ein neues Büro in der CDU-Zentrale beziehen. (afp)



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