Bürgermeister von Boostedt: Wo Menschen ohne Perspektive sind, herrscht Explosionsgefahr

In Boostedt in Schleswig-Holstein mit 4600 Einwohnern leben zusätzlich 1.200 Menschen in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende. Alkohol, zu wenig Respekt und Krawalle sorgen tagtäglich für Unruhe im Ort. Der Bürgermeister fühlt sich vom Land im Stich gelassen.
Bundesländer fordern mehr Unterstützung für die Unterbringung von Flüchtlingen.
Eine Flüchtlingsfamilie geht in Boostedt über das Gelände einer Erstaufnahmeeinrichtung.Foto: Carsten Rehder/dpa
Epoch Times9. August 2018

Der Boostedter Bürgermeister Hartmut König fühlt sich vom Land Schleswig Holstein allein gelassen. 4.600 Einwohner hat Boostedt. Allerdings leben zusätzlich noch 1.200 Menschen in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende in der Rantzau-Kaserne. Das sei zu viel für den kleinen Ort, sagt König.

Zu viel Alkohol, zu wenig Respekt, Krawalle: Das Verhalten vieler Bewohner aus der Landesunterkunft sei rüpelhaft, kritisiert der Bürgermeister gegenüber dem „NDR“. Konkret gehe es ihm um diejenigen, deren Asylantrag abgelehnt wurde. 800 der 1200 Asylsuchenden wüssten bereits, dass sie wieder in ihr Heimatland zurückkehren müssten.

„Wo viele Menschen ohne irgendwelche Perspektiven sind, ohne etwas zu tun, herrscht Explosionsgefahr“, so König. Nach Boostedt kämen nur noch diejenigen, die nichts mehr zu verlieren hätten. Neben Neumünster ist in Boostedt die zweite Einrichtung dieser Art in Schleswig-Holstein.

Krawalle und rüpelhaftes Verhalten verunsichern Bürger

Viele der Asylsuchenden würden auf der Straße Alkohol trinken, weil sie es in der Unterkunft nicht dürften. Sie machten auch nicht Platz, wenn eine Frau mit Kind vorbei wolle und in der Unterkunft gebe es regelmäßig Krawalle, beklagt König. 23 Polizeibeamte seien mittlerweile in der nahegelegenen Wache stationiert statt wie früher nur zehn.

„Es ist wirklich eine Belastung für den Ort – und die wird immer größer“, bestätigt Boostedter Rüdiger Steffensen dem Schleswig-Holsteinmagazin des NDRs. Er selbst habe neulich den Supermarkt früher verlassen, als Bewohner aus der Erstaufnahme mit der Taschenkontrolle nicht einverstanden waren und sich deswegen aufgeregt hätten. Er und seine Frau seien schnell gegangen, er habe einer möglichen Eskalation aus dem Weg gehen wollen.

Flüchtlingshilfe versagt

Obwohl die Boostedter laut Bürgermeister König anfangs große Hilfsbereitschaft gezeigt und sich ehrenamtlich für die Zuwanderer engagierten, sei mit dem Engagement nun Schluss. Die Migranten wüssten das auch nicht zu schätzen. „Die Flüchtlingshilfe ist zum Erliegen gekommen ist“, sagt auch der ehemalige Flüchtlingshelfer Hans-Günter Sieh. 150 Menschen seien anfangs zu den Sprachkursen und anderen Treffen gekommen, später nur noch 60 und seit einem Jahr keine mehr.

Bürgermeister König spricht bei der Erstaufnahmeeinrichtung in Boostedt inzwischen von einem „Ankerzentrum“, wo Ausreisepflichtige auf ihre Abschiebung warten. Seine CDU-Parteikollegen würden in der Regierung mit FDP und Grünen ein eben solches Zentrum „hintenrum“ schaffen, so König laut „Kieler Nachrichten“.

Innenstaatssekretär Torsten Geerdts (CDU) bestätigt diese Annahme nicht. Mit dem Begriff „Ankerzentrum“ wolle er nicht arbeiten. An einer Sammelunterkunft, wie in Boostedt, führe kein Weg vorbei, „ansonsten müssten wir die Menschen über das ganze Land verteilen, wenn sie nicht hierbleiben könnten.“ Dann hätte man die Probleme ebenfalls im ganzen Land verteilt, Geerdts Einwand. Die schlechte Stimmung in Boostedt könne er jedoch verstehen.

Bürgermeister König fordert vom Land hingegen, kleinere Unterkünfte mit maximal 500 Menschen und einer Durchmischung von Asylanten mit Aussicht auf Bleiberecht und denjenigen, die kein Aufenthaltsrecht bekämen. Aus dem Innenministerium heißt es dazu: „Die Kritik ist angekommen“. (nh)



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