Bundeskabinett beschließt massive Steuervorteile für Elektro-Dienstwagen

Wer seinen Elektro-Dienstwagen privat nutzt, soll künftig massive steuerliche Vorteile haben.
Titelbild
E-AutoFoto: Bryan Mitchell/Getty Images
Epoch Times1. August 2018

Wer seinen Elektro-Dienstwagen privat nutzt, soll künftig massive steuerliche Vorteile haben.

Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch einen entsprechenden Gesetzentwurf von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). Bei Experten sind die Pläne umstritten, weil der Anreiz zum Umstieg auf umweltfreundlichere Autos sehr gering sei. So erklärte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut an der Universität Duisburg-Essen, dass die höhere Besteuerung von Dieselkraftstoff eine wirksamere Maßnahme wäre.

Bislang ist es so, dass Mitarbeiter, die ihren Dienstwagen privat nutzen dürfen, ein Prozent des Listenpreises monatlich als geldwerten Vorteil versteuern müssen. Bei einem 60.000 Euro teuren Dienstwagen mit Dieselmotor wären das 600 Euro im Monat, die dann mit dem persönlichen Steuersatz verrechnet werden.

Das Finanzministerium will Elektroautos nun steuerlich massiv besser stellen. Für E-Autos, die zwischen Anfang 2019 und Ende 2021 gekauft werden, soll der Listenpreis bei der Steuerberechnung halbiert werden. Von einem 60.000 Euro teuren Elektrowagen müssten dann nur 300 Euro versteuert werden.

Der Dienstwagenmarkt ist für die Autobauer in Deutschland besonders wichtig – pro Jahr verkaufen sie nach Auswertung von Dudenhöffer etwa 800.000 Autos an Unternehmen. Das sind etwa zwei Drittel des Gesamtmarkts. Vor allem hochmotorisierte Premiumwagen werden überwiegend als Dienstwagen zugelassen. Bislang spielen E-Autos dabei kaum ein Rolle. Von den 400.000 neu zugelassenen Dienstwagen im ersten Halbjahr 2018 hatten nur 10.000 einen batterieelektrischen oder Hybrid-Antrieb.

Dudenhöffer rechnet, dass von der steuerlichen Besserstellung vor allem Hybride profitieren werden. Ein weiterer Gewinner sei der US-Elektroautobauer Tesla. Verlierer sei das Finanzministerium, das weniger Steuern einnimmt. Außerdem ist für die Unternehmen das Leasing von Hybrid-Autos deutlich teurer als von klassischen Verbrennern.

Kritik an den Hybrid-Autos äußert auch der ökologische Verkehrsclub VCD. Seinen Angaben zufolge wird bei Hybrid-Autos meist mit Verbrenner und nicht mit Elektro-Motor gefahren, weshalb der Umweltvorteil gering sei.

Anstatt E-Autos einen Steuervorteil zu verschaffen, hält Dudenhöffer eine höhere Besteuerung des Dieselkraftstoffs für langfristig sinnvoller. Dieser hat gegenüber Benzin bislang einen Steuervorteil von 18 Prozent. Das ist neben dem geringeren Verbrauch der Grund, warum nach wie vor mehr als die Hälfte aller neuen Dienstwagen Diesel sind.

Dudenhöffer schlägt nun vor, dass Firmen bei neuen Dieselautos nachträglich diesen Steuervorteil an das Finanzamt bezahlen sollen. So würden die Diesel teurer werden, Benziner seien es sowieso und es gebe einen stärkeren Kostendruck, auf E-Autos umzusteigen. Außerdem würde das alle Dienstwagen betreffen statt nur derer, die den Mitarbeitern auch zur privaten Nutzung überlassen wurden.

Ebenfalls am Kraftstoffpreis will der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft schrauben. Er fordert, die Abgabenlast auf Strom zu senken, und so E-Autos einen Vorteil zu verschaffen. Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller begrüßte die Pläne „ausdrücklich“. Die Regelung, das dynamisch wachsende Modellangebot und die Verbesserung der Ladeinfrastruktur würden „für eine deutliche Steigerung der Zulassungszahlen sorgen“. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion