Bundesstiftung: Auschwitz war in DDR-Erinnerungskultur „kein Thema“

In der DDR habe es keinen Holocaust-Gedenktag gegeben, sagt die Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Anna Kaminsky. Stattdessen habe man den Juden bis in die 1980er-Jahre hinein zur Last gelegt, dem anti-faschistischen Widerstand fern geblieben zu sein.
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Auschwitz als zentraler Ort des Holocaust sei in der DDR "kein Thema" gewesen, sagt die Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Stattdessen seien Juden bis in die 1980er-Jahre hinein selbst für ihr Schicksal verantwortlich gemacht worden.Foto: Scott Barbour/Getty Images
Epoch Times25. Januar 2020

Die Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Anna Kaminsky, hat anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz die fehlende Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der DDR beklagt.

Auschwitz als zentraler Ort des Holocaust sei in der DDR „kein Thema“ gewesen, sagt sie dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben).

Stattdessen seien Juden bis in die 1980er-Jahre hinein selbst für ihr Schicksal verantwortlich gemacht worden. Man habe ihnen zur Last gelegt, dem anti-faschistischen Widerstand fern geblieben zu sein.

„Von einer differenzierten oder gar persönlichen Auseinandersetzung, die auch die Anerkennung von Verantwortung einschloss, war die DDR weit entfernt“, so Kaminsky.

Man hat den Holocaust nicht als herausragendes Geschehen betrachtet“, erklärte sie.

Am 8. Mai, dem Ende des Zweiten Weltkrieges, habe man den „Tag der Befreiung“ gefeiert, und am 1. September, dem Tag des deutschen Überfalls auf Polen, den „Weltfriedenstag“. Einen Holocaust-Gedenktag habe es nicht gegeben.

Wandel der offiziellen Erinnerungskultur nach Mauerfall

Ein grundlegender Wandel der offiziellen Erinnerungskultur sei erst nach dem Mauerfall eingetreten, fügte die Geschäftsführerin der Bundesstiftung hinzu. So habe die erste frei gewählte Volkskammer 1990 rasch einen Beschluss gefasst.

Darin habe sie „die Juden in aller Welt“ und „das Volk in Israel um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel und für die Verfolgung und Entwürdigungen jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in unserem Lande“ gebeten.

Der Wittenberger Pfarrer Friedrich Schorlemmer sagte dem RND hingegen: „Es gab nicht nur einen verordneten Antifaschismus in der DDR, es gab auch einen ehrlichen Antifaschismus, der aus der menschlichen Anrührung kam.“ Er fuhr fort: „Die Rote Armee hat Auschwitz befreit. Das darf man nicht vergessen.“ (dts)



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