Logo Epoch Times
Größter Personalumbau seit Jahrzehnten

Bundeswehr vor Umbruch: Kommt die Wehrpflicht durch die Hintertür zurück?

Die Bundeswehr soll deutlich wachsen – bis zu 60.000 zusätzliche Soldaten werden benötigt. Eine sofortige Rückkehr zur Wehrpflicht ist nicht geplant, bleibt aber langfristig eine Option. Die Bundesregierung spricht vom größten Personalumbau seit Jahrzehnten und verweist auf neue sicherheitspolitische Realitäten.

top-article-image

Der Personalbedarf bei der Bundeswehr wird in den kommenden Jahren steigen. Kommt am Ende die Wehrpflicht zurück?

Foto: Andreas Rentz/Getty Images

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 3 Min.

Nach den Äußerungen von Verteidigungsminister Boris Pistorius zu einem deutlichen Personalaufwuchs bei der Bundeswehr hat die Bundesregierung auf der Regierungspressekonferenz am Freitag, 6. Juni, die Dimension der Herausforderung unterstrichen – und dabei klargestellt:
Eine sofortige Rückkehr zur Wehrpflicht ist nicht geplant, aber perspektivisch nicht ausgeschlossen.
Pistorius hat am Rande eines NATO-Verteidigungsministertreffens erklärt, dass die Bundeswehr bis zu 60.000 zusätzliche aktive Soldaten benötige – weit mehr als bisherige Planungen vorsahen. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Müller, bestätigte diese Zahl auf der Regierungspressekonferenz und erläuterte:
„Bisher gab es den Planungsstand für die Bundeswehr 203.000 Soldaten. Und der Minister hat gestern gesagt, […] dass wir circa 50.000 bis 60.000 mehr benötigen werden, um diese neuen Anforderungen im Bündnis […] abzudecken.“
Die Gesamtzahl werde 460.000 sein, so Müller.

Planungsgrundlage hat sich geändert

Auf der Pressekonferenz wurde mehrfach nachgehakt, ob diese drastisch höhere Zielzahl die bisherige Personalstrategie überholt mache. Ein Journalist fragte: „Wenn man solche – also mehr Soldaten in einer solchen Größenordnung – braucht, dann sind doch die bisherigen Diskussionen in der Bundesregierung, wie man an mehr Personal kommt, vielleicht überholt?“
Müller wies das zurück, betonte aber, dass der neue Bedarf die Planungsgrundlagen „nach der jetzt erfolgten Öffnung der Fähigkeitsziele“ verändere.
Der Aufbau soll über Jahre erfolgen, so Müller: „Das wird ein Aufwuchs sein, der bis in die Dreißigerjahre hinein wirken wird.“ Die Gesamtzahl von rund 460.000 Soldaten, bestehend aus aktiver Truppe und Reserve, sei bereits bekannt und werde nun konkretisiert.

Wehrpflicht nicht auszuschließen

Die Rückkehr zur Wehrpflicht bleibt dabei ein politisch sensibles Thema. Die Bundesregierung setzt vorerst auf einen neuen, freiwilligen Wehrdienst. Regierungssprecher Steffen Meyer betonte auf Nachfrage: „Es wird zunächst auf Freiwilligkeit gesetzt.“
Der Sprecher des Verteidigungsministeriums verwies darauf, dass der neue Wehrdienst drei Elemente umfassen soll: die Ausbildung ungedienter Freiwilliger, eine flächendeckende Wehrerfassung und die Nachverfolgung ehemaliger Soldaten.
Sollte sich später zeigen, dass der Bedarf auf freiwilliger Basis nicht gedeckt werden könne, könnten auch verpflichtende Elemente folgen. „Da will ich aber jetzt gar nicht darüber spekulieren“, so Müller.
Kritisch wurde auch die zeitliche Komponente hinterfragt – insbesondere im Hinblick auf das Jahr 2029, das in Sicherheitskreisen als potenzieller Zeitpunkt für eine russische Angriffsfähigkeit genannt wird. Müller dazu: „Wenn man diese fünf Jahre auf 2024 aufrechnet, dann kommt man auf 2029. […] sollten wir vom worst-case-orientierter Szenario ausgehen.“
Klar ist: Die Bundeswehr steht vor dem größten Personalumbau seit Jahrzehnten. Die Bundesregierung verfolge dabei eine Linie, die auf „konkrete Bedrohungsanalysen und nicht ideologische Grundsatzdebatten“ setze, wie es Meyer formulierte.

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.